Künstliche Intelligenz

So revolutioniert KI Gastronomie und Hotellerie

18. März 2024
Innovative KI-Startups präsentierten ihre Lösungen im AI Center der Internorga. Hamburg News war vor Ort

Ein Tinder für die Jobsuche im Gastro-Gewerbe, eine 1m²-Kantine, weniger Foodwaste oder ein Smartscreen, der Fenster in Werbeflächen verwandelt: Von drinnen durchsichtig, von außen bespielbar. Im AI Center der Internorga waren ganz unterschiedliche KI-Anwendungen zu erleben. „Mit der heute verfügbaren Technologie lassen sich sämtliche Bereiche unseres (wirtschaftlichen) Lebens verbessern“, ist Ragna Kruse überzeugt. Zusammen mit Petra Vorsteher hat er 2019 die Initiative AI Hamburg gegründet, um die Region zum Leuchtturm im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI, engl. AI) und des maschinellen Lernens zu machen. Als Partner der Internorga, der internationalen Leitmesse für Hotellerie, Gastronomie, Bäckereien und Konditoreien, bot AI Hamburg vom 8. bis 12. März mit dem AI Center 12 Startups Gelegenheit, ihre KI-Lösungen zu präsentieren. Eine echte Chance für die Gründer, ist Kruse überzeugt: „Wir haben 5.000 Unternehmen in Europa identifiziert, die sich mit KI beschäftigen, 1.000 davon in Deutschland – und 12 davon stellen ihre Lösungen nun hier in Hamburg vor.“ 

Best Cases für Gastronomie und Hotellerie

Das AI Center auf der Internorga geht in diesem Jahr in die 2. Runde. Im Jahr 2023 wurde die Idee, KI-Innovationen auf einer eigenen Fläche zu präsentieren, von den damaligen Messechefs, Bernd Aufderheide und Uwe Fischer, initiiert. „Mit dem AI Center wollten wir eine zentrale Anlaufstelle bieten, um einen konzentrierten Überblick zum Stand der Technologie zu bieten, und das kombiniert mit einem Fokus auf Hamburg“, so Aufderheide. „Das war ein wirklich visionärer Ansatz und positioniert die Hamburg Messe und Congress GmbH als ‚Thought Leader‘ für AI Lösungen in Deutschland“, ergänzt Petra Vorsteher. Schließlich war bei der Messeplanung Chat GPT, das im November 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, noch nicht in Sicht. „Chat GPT hat in wenigen Tagen alles Bisherige umgekrempelt. Das Interesse am AI Center war daraufhin geradezu überwältigend, sowohl von Besucher:innen als auch von den Branchen-Teilnehmer:innen. Und es hält nach wie vor an.“ Auch weil immer noch viel Unsicherheit darüber herrsche, was die Technologie ganz konkret leisten könne, weiß die Expertin. „Die Startups hier im AI Center zeigen, dass KI kluge Antworten auf viele Herausforderungen der Branche hat – vom Fachkräftemangel bis zu Nachhaltigkeitsbestrebungen.“ Und das gelte keineswegs nur für Hotellerie und Gastronomie, betont Vorsteher. „AI Center wird es 2024 auch auf den Messen SMM, Windenergy Hamburg, Photopia und Hamburg GET Nord geben.“

Petra Vorsteher und Bernd Aufderheide

Ein Blick in die Zukunft mit KI

Viele der auf der Internorga 2024 präsentierten KI-Lösungen basieren auf Prognose-Algorithmen. Bis zu 30 Prozent weniger Foodwaste und bis zu 10 Prozent mehr Umsatz verspricht etwa das Kölner Startup Foodforecast Bäckereibetrieben – dank KI-basierter Absatzprognosen. „Unsere KI berücksichtigt sowohl unternehmensinterne Daten als auch externe Faktoren, wie Feiertage, Wetterdaten oder den nächsten Bahnstreik“, erklärt Gründer und CEO Justus Lauten. Auf Basis dieser Daten könne eine Verkaufsprognose erstellt und der Bestellprozess automatisiert werden. Aktuelle Kunden sind etwa Kamps, Dat Backhus oder Bäckerei Zimmer. „Die Foodforecast-KI eignet sich aber ebenso für Supermärkte, Gastronomiebetriebe oder Tankstellenshops“, so Lauten. Die Vision des Gründers: Den Wert der Lebensmittelverschwendung in den nächsten 10 Jahren um 10 Milliarden Euro zu reduzieren.

Mit KI zum Traumjob

Auch der smarte Essensautomat von Mealtime soll Lebensmittelverschwendung reduzieren. „30 Prozent der Lebensmittel in klassischen Kantinen werden weggeworfen“, erklärt Oliver Suhren, der zusammen mit Niclas Heepmann 2023 das Bremer Foodtech-Startup gegründet hat. „Bei unserer ‚1m²-Kantine‘ können Mitarbeiter:innen ihr im Vorfeld ausgewähltes Lieblingsgericht ganz einfach per App reservieren“, fährt er fort. Befüllt werde dann nur mit dem, was auch bestellt wurde. Ein Filter helfe bei Lebensmittelallergien und liefert auf Wunsch eine Zutatenliste oder Nährwerttabelle. „Diese Art der 24/7-Mitarbeiter-Verpflegung eignet sich besonders in Gewebe- und Industriegebieten, wo das Gastroangebot knapp ist“, so Heepmann.

Knapp sind in vielen Gastronomie- und Hotelleriebetrieben aktuell primär Fachkräfte aller Art. Dem will das Hamburger Startup Jobmatch.me mit einer Art ‚Tinder-App‘ für die Jobsuche entgegenwirken. „Wir fragen unsere User:innen nach ihren Wünschen, Talenten und Erfahrungen, die KI macht daraufhin Vorschläge auf Basis von mehr als 12.000 Jobangeboten und generiert auch gleich das passende Anschreiben samt Lebenslauf“, erklärt Raven-Len Hakelberg. Das Angebot kommt an, betont der Succes Manager von Jobmatch.me. „Wir haben schon rund 500.000 Nutzer:innen und jeden Monat kommen 10.000 bis 15.000 dazu.“

Oliver Suhren und Niclas Heepmann von Mealtime

AR verwandelt Fenster in schlaue Bildschirme

Eine neue Art der Kundenansprache verspricht eine Kombination aus Augmented Reality (AR) und Hologrammen. „Mit Augmented Reality verwandelt sich jedes Fenster in ein Tor zur Zukunft“, heißt es bei Apprisify. Das Hamburger Startup wurde 2023 bei der Fehrmann Tech Group ins Leben gerufen und will mithilfe des Produkts ‚Smartwindows‘ die maritime Branche in eine digitale Zukunft transformieren – etwa indem Wetterdaten oder ergänzende Informationen zur Navigation auf Schiffsfenster projiziert werden. Mit Dooh-Ads.de – Dooh-Ads steht für ‚Digital Out of Home' Werbung – bringt das Startup nun die AR-Technologie zum Einsatz, um Fenster in schlaue Bildschirme für Restaurants, Bäckereien oder den Lebensmitteleinzelhandel zu verwandeln. „Wir können auf die Fensterscheibe eines Cafés Speisekarten oder Angebote projizieren, während der Gast hinter der Scheibe nahezu uneingeschränkt die Aussicht genießen kann“, erklärt Moritz Rath, Mitbegründer und CTO bei Apprisify. „Erste Screens wurden bereits an den Scheiben des Kreuzfahrtterminals von Cruise Gate Hamburg im Hamburger Hafen sowie einigen Bäckereien und Cafés in der HafenCity angebracht“, fährt er fort. Dabei entscheidet ein Algorithmus, was wann ausgespielt wird und die Inhalte können in Echtzeit an externe Faktoren, wie Wetter oder Events, angepasst werden. „Wir können auch interaktive Elemente integrieren, wie Touchscreens oder QR-Codes“, so Rath. Dadurch könnten Cafékund:innen ganz einfach bestellen und sparen sich so manche Warteschlange.
ys/sb

 

Quellen und weitere Informationen

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