Eines der wichtigsten Themen des UITP Summits 2025: autonomes Fahren im ÖPNV. Eine entscheidende Antwort auf den Fachkräftemangel sowie die zunehmende, flexible Nutzung des Nahverkehrs könnten Roboshuttles und Robobusse sein. Zu einem der ambitioniertesten Projekte in Europa zählt ‚Alike‘. Zusammen mit sechs Partnern setzt die VW-Tochter Moia hier auf autonomes Ridepooling. Die selbstfahrenden E-Shuttles sind bereits auf Hamburgs Straßen unterwegs. Ab dem 1. Juli 2025 sind Tests mit einer geschlossenen Nutzergruppe geplant. Wir konnten im Rahmen des Mobilitätskongresses eine der begehrten Probefahrten ergattern. Mit dem autonomen Minibus ging es rund 30 Minuten durch Hamburg-St. Pauli – im normalen Straßenverkehr.
Vom Hyperloop-Mockup über eine sprechende KI-Haltestelle bis zur Testfahrt im selbstfahrenden Roboshuttle – auf dem UITP Summit 2025 fühlte sich die Mobilität von morgen ganz nah an. Für den ÖPNV-Weltkongress kamen in den Hamburger Messehallen und im Congress Center Hamburg (CCH) vier Tage lang mehr als 10.000 Mobilitätsexpert:innen aus der ganzen Welt zusammen. Über 400 Austeller:innen präsentierten Innovationen, und bei mehr als 70 Sessions kamen rund 340 Speaker:innen zu Wort. Die Elbmetropole hatte sich im Vorfeld gegen Genf, Wien und Istanbul durchgesetzt. So fand der UITP Summit (franz. Abkürzung für Union Internationale des Transports Publics) mit seiner rund 140-jährigen Historie bereits zum dritten Mal in Hamburg statt. Wir waren vor Ort.
ÖPNV von morgen ist autonom

Selbstfahrendes Moia-Shuttle im Praxistest
Sind auch wirklich alle angeschnallt? Bevor die Fahrt losgeht, steht ein Sicherheitscheck im Inneren des Wagens an. Von außen sorgen 13 Kameras, neun Lidare und fünf Radare dafür, dass der Prototyp des VW ID. Buzz AD (Autonomous Driving) vom Prinzip her ganz ohne Fahrer:in auskommt. Dies ermöglicht ein hochautomatisiertes Fahren auf Level 4, heißt: Das Fahrzeug kann autonom fahren, in bestimmten Umgebungen oder Situationen. Derzeit ist noch ein Sicherheitsfahrer an Bord, um unter anderem mithilfe von speziellen Knöpfen wichtige Learnings einzuspeisen. Auf einem Bildschirm werden andere Verkehrsteilnehmende visualisiert. Und davon gibt es an diesem Nachmittag eine Menge. Wenig verwunderlich also, dass pro Minute rund 5 GB Daten anfallen, die im Kofferraum gespeichert und in Wolfsburg, München und Hamburg analysiert werden.
Das Lenkrad bewegt sich ganz von allein und navigiert uns zielsicher durch den dichten Hamburger Feierabendverkehr. Dabei sei das Fahrzeug darauf getrimmt, rund 1,5 Meter Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmenden zu halten, erklärt Moia-Pressesprecher David Gölnitz. Das bedeutet allerdings auch, dass es im Einklang mit zum Beispiel Fahrradfahrer:innen entsprechend mitschwingt. Das ist zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch könnte sich der ein oder andere Verkehrsteilnehmende von dieser defensiven Fahrweise etwas abschauen. Die Fahrt endet dort, wo sie begonnen hat: an den Hamburger Messehallen. Die nächsten Schritte auf dem Weg zum vollständig autonomen Fahren (Level 5) scheinen bereits zum Greifen nah. Im Zuge des UITP Summits hat Moia mit dem VW ID. Buzz AD das erste vollautonome Serienfahrzeug von Volkswagen vorgestellt.

Hochbahn: Roadmap für autonomes Fahren im Linienbetrieb
Auch bei der Jahrestagung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurde klar: Der öffentliche Personennahverkehr der Zukunft fährt autonom. So gab die Hamburger Hochbahn am 17. Juni bekannt, im Projekt ‚3 plus 3‘ selbstfahrende Busse im Linienbetrieb einsetzen zu wollen. Im Zuge der Mobilitätswende wolle die Hochbahn bis 2035 rund 30 Prozent mehr Fahrgäste befördern, so Hochbahn-Chef Robert Henrich. Dafür sei autonomes Fahren entscheidend. Bereits ab 2026 sollen Roboshuttles und kleinere Busse im öffentlichen Linienverkehr erprobt werden. Im Gegensatz zu anderen Pilotprojekten soll der Service für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein. Ziel sei es, autonomes Fahren im öffentlichen Linienverkehr zu erproben und so bestenfalls eine Blaupause für ein bundesweites Vorhaben zu liefern.
17 Hamburger Leuchtturmprojekte für die Mobilitätswende
Mit sechs S-Bahnlinien, vier U-Bahnlinien, über 200 Buslinien, acht Fähren und diversen Shared-Mobility- sowie On-Demand-Angeboten präsentierte sich Hamburg auf dem UITP Summit als dynamische Stadt im Wandel. Bis 2045 will die Hansestadt klimaneutral werden – und setzt dabei vor allem auf geteilte, nachhaltige, emissionsfreie sowie digitale, smarte Mobilität. So hat es sich die Elbmetropole zum Ziel gesetzt, die Mobilitätswende mit insgesamt 17 Leuchtturmprojekten voranzutreiben. Erlebbar waren diese im Rahmen der Expo – und bei sogenannten Technical Visits. So ging es etwa bei der „Mobility Transition Tour“ mit E-Bus und Hamburg-Guide quer durch die Stadt. Das Ziel: Die U-/S-Bahn-Station Elbbrücken, an der zahlreiche Projekte bereits umgesetzt werden. Dazu zählt der Mobilitätspunkt HVV-Switch, an dem via One-Stop-MaaS-App beispielsweise Carsharing-Angebote gebucht werden können. Auch die Radkultur Hamburg wird hier erfahrbar – vom Fahrradparkhaus bis zur Stadtrad-Bikesharing-Station.

UITP Summit kehrt 2027 nach Hamburg zurück
Mit einem besonders großen Expo-Stand präsentierte sich Dubai – als Gastgeberstadt 2026. Im Jahr darauf kehrt der UITP Summit nach Hamburg zurück. Ein guter Grund für die Hansestadt, weiter Tempo in die Mobilitätswende zu bringen. Es bleibt also spannend, wie es in zwei Jahren um das Thema autonomes Fahren im ÖPNV steht – in Hamburg und darüber hinaus.
sb/mm
Quellen und weitere Informationen
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