Mit den UNESCO-Welterbestätten sollen die materiellen Spuren der Geschichte lebendig gehalten und für die Menschheit bewahrt werden. Dabei handelt es sich um Orte, die nicht nur für die Menschen einer Region von Bedeutung sind, sondern für die ganze Menschheit als erhaltenswert gelten. Global gibt es mehr als tausend Welterbestätten. In Deutschland sind es nun allein 54 Kultur- und Naturerbestätten an der Zahl – inkl. Schwerin.
Die Bedeutung einer Region bemisst sich nicht nur an Wirtschaft und Wissenschaft, sondern auch an ihrer Geschichte, Kunst und Kultur. Die Speicherstadt und das Kontorhausviertel in Hamburg, die Altstadtinsel von Lübeck und die Altstadt von Wismar zählen zu den historisch bedeutenden Orten in der Metropolregion Hamburg, die bereits als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt sind. Dazu kommt das UNESCO Weltnaturerbe Hamburgisches Wattenmeer und als immaterielles Kulturerbe das Ohnsorg-Theater in Hamburg. Mit dem Residenz-Ensemble in Schwein hat es jetzt ein weiteres Weltkulturerbe in der Metropolregion auf die UNESCO-Liste geschafft. Das UNESCO Welterbekomitee hat auf seiner Sitzung in Neu-Delhi am Samstag (27.7.) das Residenzensemble Schwerin in die Welterbeliste eingetragen.
Mehr als tausend Welterbestätten weltweit
Residenzschloss mitten in Schwerin
Der Mittelpunkt des Schweriner Residenzensembles ist das Schweriner Schloss. Es gilt als bedeutendstes Bauwerk des Romantischen Historismus in Europa. Sein Ursprung geht zurück auf eine slawische Wallanlage aus dem Jahr 965. Seine noch heute erhaltene Neorenaissance-Architektur entstand in den Jahren 1845 bis 1856 und entspricht dem Vorbild der französischen Schlösserarchitektur der Renaissance. Das Schloss liegt malerisch und weithin sichtbar auf einer Insel im Schweriner See. Der Schlossgarten mit seinem barockem Kreuzkanal und den Rasenkaskaden gilt als die bedeutendste barocke Gartenanlage in Norddeutschland. Er ist dem Schloss vorgelagert und über eine Brücke erreichbar.
Kulturell bedeutende Orte im gesamten Stadtgebiet
Das Residenzensemble verteilt sich über das gesamte Gebiet der ehemaligen Kernstadt. Viele Gebäude werden heute von der öffentlichen Verwaltung genutzt. So beherbergt die ehemalige Artilleriekaserne das Finanzamt und im großherzoglichen Arsenal befindet sich das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern. Zudem sind im ehemaligen Marstall mehrere Ministerien untergebracht. Zahlreiche Gebäude, wie das Offizierskasino, wurden durch private Investoren renoviert und für die Nachwelt erhalten. Der Hauptbahnhof Schwerins geht auf das Jahr 1847 zurück. Seine Besonderheit sind separate Fürstenzimmer, die seinerzeit extra für die hohen Herrschaften bereitgehalten wurden. Nach einer gründlichen Renovierung wurde der Schweriner Bahnhof im Jahr 2008 als Bahnhof des Jahres ausgezeichnet.
Schwerin als Zentrum von Kunst und Kultur
Am Alten Garten, direkt am Zugang zur Schlossinsel, befindet sich noch heute der der kulturelle und künstlerische Mittelpunkt Schwerins. So liegt beispielsweise das Mecklenburgische Staatstheater direkt gegenüber vom Schloss. Es wurde in seiner heutigen Form 1883 erbaut und ist ein bedeutender Bestandteil des Residenzensembles. Es galt seinerzeit als eines der fortschrittlichsten Theater überhaupt. Auch das Großherzogliche Museum liegt in unmittelbarer Nähe zur Residenz. Es orientiert sich an der griechischen Renaissance und galt zu seiner Zeit als bahnbrechender Bau aus Eisen, Beton und Holz. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es als eine der bedeutendsten Gemäldegalerien gehandelt, nach Berlin, Dresden, München und Wien.
Geschichte zeitgemäß fortgesetzt
Zu den Gebäuden des Ensembles zählen unter anderem das Kommandantenhaus, das Hofgärtner-Etablissement, die alte Münze, die beiden Kollegiengebäude, das alte Palais, das Fridericianum und das Großherzogliche Amtshaus. Schwerin ist damit eine bedeutende Landeshauptstadt im Bereich der Metropolregion Hamburg, die es geschafft hat, historische Bausubstanz zu bewahren und auf intelligente Weise mit den Anforderungen der neuen Industrie- und Wissensgesellschaft zu verbinden.
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