„Die Flexibilisierung der Fachkraftquote ist ein Baustein, um das Angebot an guter stationärer Pflege in Hamburg zu stärken“, erklärt Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer. Dabei gelte: Je besser die Qualität einer Pflegeeinrichtung, desto flexibler kann sie im Personaleinsatz werden und desto weniger Vorgaben sind einzuhalten. Einrichtungen mit einer guten Betreuungsqualität in den vergangenen zwölf Monaten könnten dementsprechend ab 1. November 2024 ihre Fachkraftquote auf 40 Prozent senken und wären dann bei der Wahl des Qualifikationmixes frei. Bislang mussten 50 Prozent des Betreuungs- und Pflegepersonals in Pflegeheimen dreijährige ausgebildete Fachkräfte sein – unabhängig von der tatsächlich erreichten Pflegequalität der Einrichtungen. Die Qualitätskontrolle der Hamburger Pflegeinrichtungen erfolgt durch die bezirkliche Wohn-Pflege-Aufsicht und durch den Medizinischen Dienst.
Neue Behandlungs- und Therapiemethoden machen den Pflegeberuf komplexer und steigern die Anforderungen an das Pflegepersonal. Hamburg will die Personalsituation in der Pflege verbessern und bei Einrichtungen mit guter bis hoher Betreuungsqualität einen flexibleren Einsatz von Personal ermöglichen. Zudem soll die Pflegeausbildung stärker akademisiert werden: mit einem berufsbegleitendem Bachelorstudiengang an der Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) ab dem Wintersemester 2024/2025 und dem neuen Aufbaustudiengang Lehramt für berufsbildende Schulen der Fachrichtung Pflege- und Therapiewissenschaft zum Wintersemester 2025/2026, an der Universität Hamburg.
Angebot an guter stationärer Pflege in Hamburg stärken
Neuer Master- und berufsbegleitender Studiengang
Darüber hinaus werden auch Maßnahmen ergriffen, um das Qualitätsniveau der theoretischen Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen auszubauen. „Eine wissenschaftlich fundierte und praxisorientierte Ausbildung ermöglicht vielfältige Karrieremöglichkeiten und macht den Pflegeberuf attraktiv. Mit großen Schritten gehen wir nun voran, um die Pflegeausbildung und die Studiengänge an der HAW Hamburg und der Universität Hamburg weiter zu stärken“, verkündet Katharina Fegebank, Hamburgs Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke. Zusammen mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) wurde nun zum Wintersemester 2025/2026 der Masterstudiengang der beruflichen Fachrichtungen Pflege- und Therapiewissenschaft geschaffen. Jährlich sollen hier 25 Absolvent:innen mit einem Bachelor in einem Pflege-, Therapie- oder Gesundheitsstudiengang an der Universität Hamburg (UHH) den Abschluss „Master of Education“ für das Lehramt an berufsbildenden Schulen erwerben können.
Außerdem wurde an der Beruflichen Hochschule Hamburg (BHH) der berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Angewandte Pflegewissenschaften“ eingerichtet, der in neun Semestern Ausbildung und Studium vereint. „Mit dem Angebot können die Teilnehmenden von Anfang an wichtige berufliche Praxis sammeln und in der zweiten Phase ihres Studiums bereits eine Berufstätigkeit aufnehmen. So bilden wir hochqualifizierte Pflegefachpersonen aus“, erläutert Ksenija Bekeris, Hamburgs Senatorin für Schule und Berufsausbildung. Ab dem Wintersemester 2024/2025 sollen rund 60 Studierende diesen Studiengang aufnehmen können.
Senat entwickelt Fachkräftestrategie für Gesundheits- und Pflegeberufe
Darüber hinaus wird der primärqualifizierende Studiengang der HAW an die gesetzlichen Vorgaben des Pflegestudiumstärkungsgesetzes zur selbständigen Ausübung der Heilkunde angepasst. Akademisch ausgebildete Pflegende können dann künftig heilkundliche Aufgaben übernehmen. Kompetenzen zur selbständigen Ausübung der Heilkunde bei diabetischer Stoffwechsellage sowie chronische Wunden und Demenz werden ab 2026 in den primärqualifizierenden Studiengang Pflege integriert. Damit setzt Hamburg die Vorgabe des Ende 2023 beschlossenen Pflegestudiumstärkungsgesetzes um. „All diese Maßnahmen zahlen bereits auf unser Fachkräftestrategie für die Gesundheits- und Pflegeberufe ein, die wir Ende des Jahres veröffentlichen werden“, fasst Sozialsenatorin Schlotzhauer den umfassenden Maßnahmenkatalog zusammen.
mm/sb