Zukunft

Neue Modellprojekte mit Drohnen – in der Luft und zu Wasser

19. November 2020
Ob Tricopter, Quadrocopter, Hexacopter oder Octocopter – Hamburg setzt als EU-Modellregion auf Drohnen. Die Einsatzmöglichkeiten wachsen

Im Hamburger Hafen werden Drohnen sowohl in der Luft als auch auf und unter dem Wasser eingesetzt. So verfügt der Hafen jetzt auch über die erste autonome Drohne, die zur Gewässervermessung im Einsatz ist. Die Überwasserdrohne „Echo 1“ ist mit einem Echolot ausgestattet und ist besonders klein und manövrierfähig. Durch den geringen Tiefgang seien mit der Drohne nun Messungen an Stellen möglich, an denen die herkömmlichen Peilschiffe nicht gelangen können.

 

Mit dem Projekt PORTwings werden die Möglichkeiten zur Inspektionen und Wartung ausgelotet, zudem werden neue Erkenntnisse dank „RoboVaaS“ erwartet. Bei dem EU-Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Robotic Vessels as a Service“ geht es um kleine, unbemannte Über- und Unterwasserfahrzeuge, die etwa zur Erhebung topographischer Daten, zur Inspektion von Kaimauern und Schiffsrümpfen oder zur Datensammlung bei akustischen Unterwasser-Sensor-Netzwerken zum Einsatz kommen könnten. Die HPA arbeitet bei diesem Projekt in einem Forschungskonsortium unter anderem mit dem Fraunhofer CML zusammen.

Drohne vom Hamburger Startup Beagle Systems

Nutzungsmöglichkeiten nehmen zu

Im Freizeitbereich schon seit längerem beliebt, eröffnen sich mehr und mehr kommerzielle und gesellschaftliche Handlungsfelder für unbemannte Luftfahrzeugsysteme (unmanned aircraft systems, UAS) – so die korrekte Bezeichnung. Mögen Flugtaxis noch Zukunftsvisionen sein, wird der Drohneneinsatz im Medizintransport, Katastrophenschutz, bei Vermessungs-, Sicherheits- oder Überwachungsaufgaben bereits vielfach erprobt und tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt.

Um die Rahmenbedingungen zur wirtschaftlichen Nutzung von Drohnen in einer Metropolregion zu analysieren, wurde Mitte 2017 das Netzwerk Windrove als BMBF gefördertes Innovationsforum Mittelstand initiiert. Hamburg wurde 2018 zu einer der ersten europäischen Modellstädte zur Erschließung ziviler Nutzungsmöglichkeiten von Drohnen- und anderen urbanen Luftverkehrstechnologien.

Prototyp für effizientes Luftraum-Management

Voraussetzung für einen erfolgreichen Drohneneinsatz ist die sichere Integration in den Luftraum. Um ein tragfähiges Drohnenverkehrsmanagement zu entwickeln, bietet Hamburg mit seinem komplexen und verdichteten Stadtraum ein ideales Testfeld. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert deshalb seit 2020 das Projekt „UDVeo“ mit drei Millionen Euro. Die Buchstabenkombination steht für „Urbaner Drohnen-Verkehr effizient organisiert“ und ein Konsortium unter Federführung der Helmut-Schmidt-Universität entwickelt den Prototyp eines weitgehend automatisierten Luftraum-Managements für Drohnen in Hamburg. „Drohnen sind fester Bestandteil der zukünftigen Luftfahrt. Mit diesem Projekt wird der Grundstein für eine sichere Integration von Drohnen in den bestehenden Luftraum gelegt – eine unabdingbare Voraussetzung für die weitere Entwicklung“, so Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Das Thema Urbaner Luftverkehr bildet auch ein Schwerpunktthema beim ITS-Weltkongress, der vom 11. bis 15. Oktober 2021 in Hamburg stattfindet.

Drohnen – in der Luft aber auch auf und unter Wasser

Ebenfalls 2021 soll sich Medifly in einer mehrmonatigen Testphase beweisen. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Forschungsprojekt zum Transport medizinischer Proben hat bereits im Februar sechs Drohnenflüge im Hamburger Stadtgebiet erfolgreich absolviert und wurde dafür mit dem Innovationspreis „Reallabore“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in der Kategorie „Rückblicke“ ausgezeichnet.

Ausgesprochen zufrieden waren auch die Forscher der ZAL GmbH (Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung) mit den Testflügen der ZALbatros. Die wasserstoffbetriebene Drohne brachte es auf eine Flugdauer von zwei Stunden und zehn Minuten – herkömmliche, batteriebetriebene Drohnen müssen oft bereits nach einer guten halben Stunde landen.

Big Player und smarte Startups

Maßgeblich vorangetrieben wird die Drohnentechnologie in Hamburg auch durch innovative Startups. So haben die vier Gründer des Startups Bluebird Mountain eine Lawinenrettungsdrohne für Skifahrer und Snowboarder entwickelt. Klein und leicht passt die Drohne in jeden Rucksack und wird im Notfall per Knopfdruck gestartet. Das Startup Beagle Systems bietet autonome Drohnenflüge mit bis zu 3 kg Nutzlast und 200 km Reichweite an, aktuell jedoch nur in Niedersachsen. Immerhin hat das Drohnen-Startup im Frühsommer als erstes bundesweit eine allgemeine Flugerlaubnis für Flüge ohne Sichtkontakt erhalten.

Beagle Systems

Auf keinen Fall in Sicht kommen, darf bei 360°-Videos die Filmcrew. Um das zu gewährleisten, kombiniert das Hamburger Startup SpiceVR Drohnen- mit Virtual Reality-Technologie und hat „Spherie“ entwickelt. Das frei im Raum schwebende 360° Virtual Reality Kamerasystem fliegt durch seine spezielle Konstruktion komplett vibrationsfrei und garantiert auf diese Weise die in der VR-Welt so wichtige Immersion.

Prognosen gehen von einem rasanten Wachstum aus

Laut einer Analyse des deutschen Drohnenmarktes vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V. vom Februar 2019 gibt es in Deutschland knapp 400 ‚reine’ Drohnenunternehmen mit im Schnitt zwölf Mitarbeitern. Insgesamt aber beschäftigen sich in Deutschland rund 10.000 Menschen beruflich mit Drohnen. Die Studie geht von rund 850.000 einsatzbereiten Drohnen bis 2030 aus. Während das Wachstum im Bereich der privaten Nutzung abflacht, steigt die Zahl der kommerziell genutzten Drohnen auf 126.000.  Prognosen gehen von einem rasanten Wachstum des Marktes aus. Allein der deutsche Drohnenmarkt soll bis 2030 von 574 Millionen Euro auf fast drei Milliarden Euro wachsen. Das entspräche einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 14 Prozent.
ys/kk

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