Die Belegungsgrenze für die Hotellerie in Hamburg ist aufgehoben. Theoretisch könnten also wieder alle Zimmer vergeben werden. Doch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Hamburg spricht von einer durchschnittlichen Auslastung von derzeit nur 20 Prozent. „Diese Situation wird auch noch länger andauern, da fast alle Reiseanlässe für Hamburg-Besucher, wie Messen, Kongresse, Sport- und Kulturveranstaltungen, Musicals, Ausstellungen oder Firmenveranstaltungen, bis Ende des Jahres nicht stattfinden werden. Hinzu kommen die fortdauernden Reisebeschränkungen für internationale Gäste“, so Franz J. Klein, Präsident der Dehoga Hamburg.
Die Parkplätze in der Hotel-Einfahrt des seit dem 20. Mai wieder geöffneten The Fontenay sind gut besetzt. Auch ein schweizer und ein dänisches Auto finden sich rund um den „Himmelsspiegel-Brunnen“, einem Wasserspiel mit einem Durchmesser von mehr als 13 Metern in dem sich Himmel, Wolken und Bäume spiegeln. Nimmt das Gastgewerbe also wieder Fahrt auf? „Wir hatten einen guten Start und sind nun vorsichtig in dieser neuen Realität angekommen“, erklärt PR Managerin Claudia Bellmann. Konkrete Gästezahlen nennt sie nicht.
Auslastung Hamburger Hotels
An Feiertagswochenenden mehr Gäste
The Westin profitiert dagegen offenbar von seinem Standort in der Elbphilharmonie. „Obwohl der Konzertbetrieb geschlossen ist, erleben wir eine gute Nachfrage und ansteigende Buchungszahlen, so dass wir uns an den Feiertagswochenenden bzw. langen Wochenenden, wie dem an Fronleichnam, schon über eine Auslastung an die 50 Prozent freuen konnten“, berichtet Madeleine Marx.
Trotzdem betont auch die Hoteldirektorin, momentan nur gegen die fixen Kosten anzuarbeiten. Eine Herausforderung sei etwa das in Hamburg coronabedingt untersagte Frühstücksbuffet. „Ein serviertes Frühstück ist extrem personalintensiv“. Vergrößerte Tischabstände verlängern zusätzlich die Wege, intensives Desinfizieren kostet Zeit. „Und hinter den Kulissen sind Abstandsgebote und extra-Hygiene ebenso einzuhalten“, so Marx.
Urlaub in der eigenen Stadt
Aktuell registriert Marx ein vorsichtiges Buchungsverhalten. „Gäste und auch Firmen warten aus unserer Sicht ab, wie sich die Regeln entwickeln. Und so erfolgen Buchungen hauptsächlich sehr kurzfristig, oft für die laufende oder die kommende Woche.“ Um das Geschäft anzukurbeln setzen nun immer mehr Häuser auf die Hamburger und versuchen sie zu animieren, die eigene Stadt als Touristen zu entdecken. Die von Kai Hollmann betriebenen Hotels Gastwerk, The George und Pierdrei laden zum Happy Hamburg Hopping Special. Der vier- oder sechstägige Aufenthalt kostet regulär 499 bzw. 699 Euro, Hamburger erhalten dabei einen Rabatt von 10 %. „Sie wohnen bereits in der schönsten Stadt, dort wo andere gern Ihren Urlaub verbringen. Doch haben Sie in Hamburg schon einmal ein Hotel kennengelernt? Nein? Dann nichts wie los – genießen Sie Ihre Lieblingsstadt aus einem anderen Blickwinkel“, wirbt das Pierdrei.
Das Hotel als Zuhause auf Zeit
Die 25 Hours-Hotels denken gleich etwas weiter und rufen auf zum: Stay a little longer. Die Hamburger Hotelgruppe will zum Zuhause auf Zeit werden für alle, die auf Wohnungssuche in einer neuen Stadt sind oder für längere Arbeits- oder Praktika-Einsätze eine Bleibe suchen. Schüler, Azubis und Studenten zahlen 999 Euro, die reguläre Monats-“Miete“ beträgt 1.550 Euro. Auch The Fontanay hat mit dem Hamburg Package ein Arrangement für den Kurzurlaub in der eigenen Stadt aufgelegt: Eine Übernachtung im Fontenay Deluxe Zimmer oder einer Executive Suite, (à la carte)-Frühstück, Dinner oder Lunch im Restaurant Parkview sowie eine Auswahl an Getränken aus der Minibar kostet 165 bzw. 300 Euro pro Person. „So lässt sich die Hansestadt aus einer ganz neuen Perspektive erleben – emissionsarme Anreise inklusive“, erklärt Claudia Bellmann.
Urlaubsfeeling für zwischendurch
An diesem sonnigen Tag – blauer Himmel, fast 30° – zumindest lassen sich die Hamburger nicht lange bitten. Auf der Terrasse im 6. Stock des The Fontenay mit Panoramablick über Alster und Stadt ist fast jeder Tisch besetzt. Die Kellner sind gut beschäftigt mit dem Servieren kühler Drinks. Der selbstverständlich dabei getragene Mundschutz tut der Urlaubsstimmung keinen Abbruch.
ys/kk