Hamburg News: In Kürze wird es in Hamburg ein rundes Dutzend Fünf-Sterne-Hotels geben. Welche Bedeutung haben die Häuser für den Standort?
Madeleine Marx: Die Elbphilharmonie hat Hamburg auf die Weltkarte gesetzt, internationale Luxushotels sind jetzt interessierter als zuvor. Schöne neue Häuser bereichern den Standort und durch den Zuzug von internationalen Ketten interessieren sich deren Stammgäste für Hamburg als Destination. Aber große Häuser haben ein Markenversprechen zu halten, das heißt, sie müssen ein gewisses Preisniveau erreichen, um wirtschaftlich agieren zu können. Wenn es aber eng wird und sich die Luxushäuser preislich bekämpfen, bringt sie das in wirtschaftliche Schwierigkeiten und die anderen gleich mit: Der Preiskampf greift dann auf die anderen Kategorien über, das ist wie ein Dominoeffekt.
Hamburg News: In welcher Range liegen denn die Zimmerpreise im The Westin?
Madeleine Marx: Wir verkaufen keine Zimmer, wir verkaufen Übernachtungen. Und das ist eine sehr verderbliche Ware, die kann man nicht ins Lager legen und später verkaufen. Der Preis hängt also auch von der Nachfrage ab. Im Durchschnitt reden wir von 200 bis 300 Euro für ein Zimmer und 350 bis 3.500 Euro für eine Suite. Und damit liegen wir im internationalen Vergleich wirklich niedrig. Für ein Zimmer in vergleichbarer Größe würden Sie in London 400 Pfund zahlen – aber Sie hätten garantiert keine vergleichbare Lage.
Hamburg News: Auch Hotels in bester Lage haben Schwierigkeiten ihre Restaurants und Bars allein mit auswärtigen Gästen zu füllen. Wie sieht das im Saffron und der Bridge Bar im The Westin aus?
Madeleine Marx: Das ist in der Tat eine Herausforderung, mit der ganz viele Hotels zu kämpfen haben, besonders an Sonntagabenden. Mein Ziel ist es nun, The Westin zu einem attraktiven Hotspot auch und gerade für die Hamburger zu machen. Statt sich also in einem der vielen Coffeeshops zu treffen, warum sich nicht mal etwas gönnen: Einen Hamburger High Tea unter anderen mit hanseatischen Spezialitäten wie Matjessalat mit Rote Bete und Hamburger Rote Grütze zum Beispiel, oder ein Glas Champagner zum Sonnenuntergang. Auch unser After-Work-Event einmal im Monat zielt auf die Hamburger ab. Mein Ziel ist es, dass die Hamburger unser Haus in ihr Herz schließen. Das schaffen wir natürlich nur, indem wir exzellente Gastgeber sind.
Hamburg News: Das aber gelingt nur mit engagierten Mitarbeitern und die sind angesichts des gerade in Hotellerie und Gastronomie weit verbreiteten Fachkräftemangels, schwierig zu gewinnen.
Madeleine Marx: Das ist richtig. Aber es liegt an uns, die Vorteile unseres Berufs noch besser zu transportieren. Wir bieten exzellente Karrieremöglichkeiten auch ohne Studium. Vom Azubi zum Hoteldirektor – dafür gibt es viele Beispiele. Und gerade für Frauen stehen die Chancen sehr gut – ich bin der lebende Beweis. Im kommenden Jahr planen wir als Branche einen hamburgweiten Tag, der die Vielzahl der verschiedenen Berufe, die ein Hotel neben Empfang und Restaurant zu bieten hat, erlebbar machen wird. Unter dem Motto ‘Von Herzen Gastgeber’ – so der aktuelle Arbeitstitel – möchten wir den Hamburgern Gelegenheit geben, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und dabei gleich etwaige Hemmschwellen abzubauen. Bei uns ist jeder willkommen, das weiß nur noch nicht jeder.
Das Interview führte Yvonne Scheller.