Der Ausbau von Photovoltaikanlagen gewinnt an Tempo, wie die Bundesregierung mitteilt. 2023 seien über eine Million neue Anlagen mit einer Leistung von 14,6 Gigawatt installiert worden – fast doppelt so viel wie 2022 und mehr als im bisherigen Rekordjahr 2012. Die Gesamtleistung aller Solaranlagen sei damit um 14,6 Gigawatt auf 82,2 Gigawatt bis Ende 2023 gestiegen. Im ersten Quartal 2024 seien sogar 3,7 Gigawatt neue Leistung installiert worden – fast 17,5 Prozent mehr als im ersten Quartal 2023. Damit komme das Zwischenziel von 88 Gigawatt zum Ende des Jahres 2024 deutlich in Reichweite. Ebenso sei auch die Nutzung von Balkon-Photovoltaikanlagen sprunghaft gestiegen. Laut Bundesnetzagentur seien vergangenes Jahr 300.000 neue Balkonkraftwerke registriert worden.
Carbon Freed ist ein Startup aus der Metropolregion Hamburg, das angetreten ist, die Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben – mit der Zertifizierung von Photovoltaikanlagen, die es zur Einspeisung elektrischer Energie ins öffentliche Netz braucht. Gegründet hat das Unternehmen Marko Ibsch, der im Konzernumfeld der Energiebranche arbeitete und so mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien bereits vertraut war.
Ausbau von Solarenergie nimmt Fahrt auf
Regelung für den Netzanschluss
Die Erzeugung elektrischer Energie in Deutschland befindet sich im Wandel. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sollen bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Wo es früher relativ wenige Kraftwerke gab, die den Strom an alle Verbraucher lieferten, wird Strom immer mehr dezentral erzeugt. Die Einspeisung ist dabei ständigen Schwankungen unterworfen. Jede Photovoltaik- und Windkraftanlage muss daher genau definierten Kriterien entsprechen, um Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Im Mittelpunkt steht dabei die Zertifizierung jeder einzelnen Anlage ab 135 kW durch ein akkreditiertes Zertifizierungsunternehmen. Erst wenn ein solches Zertifikat vorliegt, darf die Anlage im Rahmen der Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung (NELEV) ans Netz.
Bürokratie für die Netzsicherheit
„Die Zertifizierung ist ein entscheidendes Thema“, erklärt Marko Ibsch. So erfordern zum Beispiel größere Solaranlagen ein Anlagenzertifikat, bevor sie überhaupt Strom ins Netz einspeisen dürfen. „Das ist ein komplexer Prozess, bei dem verschiedene Akteure zusammenarbeiten müssen und der momentan mehrere Monate in Anspruch nimmt. Wir schaffen das in wenigen Wochen.“ Hauptproblem des gegenwärtigen Verfahrens zur Zertifizierung großer Photovoltaikanlagen sei nämlich, dass der gesamte Vorgang noch immer weitgehend manuell abläuft. Jeder der beteiligten Akteur:innen arbeite für sich allein. Daten würden aus unterschiedlichen Quellen kommen, meist seien unzählige Rückfragen nötig, und am Ende müsse die Zertifizierungsstelle umständlich alle Angaben aufeinander abstimmen.
Carbon Freed: beschleunigte Zertifizierung, schnellerer Netzausbau
Carbon Freed will die Energiewende in Deutschland beschleunigen. Ihre Softwarelösung dafür heißt „Gridcert“: Eine KI-gestützte Online-Plattform, die entwickelt wurde, um das Netzanschlussverfahren bei größeren Photovoltaikanlagen zu digitalisieren. Die Plattform bringt Akteur:innen bei Planung und Bau einer Photovoltaikanlage zusammen. Alle Nutzer:innen speisen ihre Daten in die Plattform und kommunizieren direkt über das System statt per E-Mail. Die Plattform nutzt Machine Learning und künstliche Intelligenz, um den Prozess der Daten-Aggregation zu systematisieren und dafür zu sorgen, dass alle Informationen in der richtigen Form gesammelt und analysiert werden. Die Vorteile seien laut Ibsch zahlreich: Das System legt Anforderungen und vorhandene Informationen übereinander, erkennt, was noch fehlt und stellt am Ende dem Zertifizierenden einen lückenlosen Datensatz zur Verfügung, der im Grunde genommen nur noch überprüft und abgehakt werden muss.
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