Nachhaltigkeit

Plastikalternative: Europäischer Innovationsrat fördert Traceless

21. Oktober 2021
Gründerinnen von Traceless Materials erhalten 2,42 Millionen Euro – für kompostierbare Kunststoffalternative. Bau einer Demo-Anlage geplant

Wurden vor rund 70 Jahren weltweit jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, waren es 2018 ganze 359 Millionen Tonnen. Tendenz steigend. Ein erheblicher Teil der Kunststoffabfälle landet in der Umwelt und verschmutzt dort Lebensräume und Meere. Um zur Lösung dieses globalen Plastikproblems beizutragen, haben die Hamburgerinnen Dr. Anne Lamp und Johanna Baare eine kompostierbare Plastikalternative aus Biomasse entwickelt, und das Startup Traceless Materials ins Leben gerufen. Rund ein Jahr nach der Gründung erhalten die Unternehmerinnen nun eine Förderung in der Höhe von 2,42 Millionen Euro und ein Investment des Europäischen Innovationsrats (EIC). Mit dem frischen Kapital soll der Bau einer Pilotanlage vorangetrieben werden, so die Gründerinnen.

Bau einer ersten Produktionsanlage und Markteintritt geplant

Laut Bewertungsauschuss des Europäischen Innovationsrats stelle die von Traceless Materials entwickelte Plastikalternative „einen echten Durchbruch im Bereich der Kunststoffmaterialien dar, da sie einen zirkulären und nachhaltigen Ansatz auf Grundlage von landwirtschaftlichen Reststoffen, innovativen Umwandlungsschritten und finalen Materialeigenschaften kombiniert.“ Dieser gehe über den derzeitigen Stand der Technik hinaus und biete eine vollständig biologisch abbaubare Lösung für viele Sektoren. Traceless Materials sei eines von 65 Unternehmen, die durch den EIC Accelerator gefördert werden. Insgesamt hätten 4.000 Unternehmen ihre Ideen eingereicht.

Den nächsten Schritt haben die Gründerinnen bereits fest im Blick: „Die Förderung ermöglicht es uns, unsere Entwicklung noch weiter zu beschleunigen und Traceless schnell auf den Markt zu bringen – damit wir unseren Beitrag zur Lösung der globalen Plastikverschmutzung leisten können“, so Dr. Anne Lamp, CEO und Erfinderin der Traceless-Technologie. Hierfür ist der Bau einer ersten Produktionsanlage geplant.

J. Baare und A. Lamp

Plastikalternative mit bis zu 87 Prozent weniger CO2-Emissionen

Die zum Patent angemeldete Technologie von Traceless ermögliche es, aus Reststoffen der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion ein Material herzustellen, das zu Hause und unter natürlichen Bedingungen kompostierbar ist. Dabei verursacht die Plastikalternative laut Gründerinnen bis zu 87 Prozent weniger CO2-Emissionen als konventioneller Neukunststoff. Darüber hinaus sei das neuartige Material bereits heute in seiner Qualität wettbewerbsfähig zu herkömmlichem Plastik und Bioplastik.

Traceless Materials sicherte sich Future Hamburg Award 2021

Der Ansatz des im September 2020 gegründete Startups hat bereits Unternehmen wie die Otto GmbH & Co KG und Venture-Capital-Investoren überzeugt. So arbeiten die Gründerinnen derzeit zusammen mit dem Handels- und Dienstleistungsunternehmen an einem Prototyp für eine biologisch abbaubare Versandverpackung. Zudem sicherten sich die Hamburgerinnen im Mai 2021 ein Seedinvestment in Millionenhöhe, an dem unter anderem der Investor Impact A beteiligt war. Im Sommer wurde das Bioökonomie-Startup mit dem 2. Platz des Future Hamburg Awards ausgezeichnet. Mit dem Future Hamburg Award prämiert Hamburg nachhaltige Innovationen in den Bereichen Mobilität, Logistik und Wasserstoff. Das Startup ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie die Gründerunterstützung bei Tutech und Hamburg Innovation erfolgreich durchlaufen werden kann. In diesem Fall profitierten die Gründer von den Programmen "Calls for Transfer“ und "beyourpilot“.
sb/kk

Quellen und weitere Informationen

Europäische Innovationsrat

Der European Innovation Council (EIC) wurde im März 2021 im Rahmen des Horizont Europa Programms ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, disruptive Innovationen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu unterstützen, von der Frühphasenforschung über den Konzeptnachweis und den Technologietransfer bis hin zur Finanzierung und Vergrößerung von Start-ups und KMUs. Im Jahr 2021 stehen für den EIC Accelerator rund 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Der EIC-Accelerator bietet sowohl Zuschüsse von bis zu 2,5 Millionen Euro als auch Beteiligungskapital von bis zu 15 Millionen Euro zur Entwicklung der Innovation bis zur Marktreife. Darüber hinaus erhalten die vom EIC ausgewählten Unternehmen Coaching, Mentoring, Zugang zu Investoren und Unternehmen.

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