Digital Marketing

OMR-CEO Philipp Westermeyer: „Bloß nicht gleich durchdrehen!“

6. Februar 2023
OMR-Chef Philipp Westermeyer im Interview mit den Hamburg News über Festivalpläne 2023 und die kreative Suche nach freien Betten

Mehr als 72.000 Besucher:innen kamen 2022 zu Europas größtem Digitalfestival. In diesem Jahr, am 9. und 10. Mai, werden es auf dem OMR Festival kaum weniger sein. Aber auch nicht viel mehr, meint OMR-Chef Philipp Westermeyer, denn er bespielt mit seinem Mega-Event ja bereits alle Hamburger Messehallen. Warum er trotzdem schon mal auf das neue Congress Center Hamburg (CCH) schielt – und was die Hamburger:innen und ihre Schlafzimmer damit zu tun haben könnten, verrät er im Interview mit den Hamburg News.

Hamburg News: Hey, lieber Philipp, schön dich zu sehen. Lass‘ uns einen Blick in die Wahrsager-Kugel werfen. Was bringt das neue Jahr an Trends und Neuerungen in der Post-Covid-Digital- und Marketingwelt?

Philipp: Den einen großen Trend gibt es nicht, aber spannende Entwicklungen. Haben wir vergangenes Jahr sehr auf das Thema Blockchain, Krypto-Währungen und Metaverse geschaut, dreht sich zurzeit extrem vieles um das Thema künstliche Intelligenz. Speziell im Bereich Marketing eröffnen sich durch die Technologie viele neue Möglichkeiten, Content sehr viel schneller und günstiger zu produzieren. KI-Systeme von Dall-E, Midjourney und Stable kreieren zum Beispiel bereits aus wenigen Wörtern eigene Bilder. Erste Agenturen werben mittlerweile mit den Möglichkeiten, die diese künstlich generierten Bilder für Marken bieten.    

Hamburg News: Inwieweit beeinflusst das Umfeld Multikrisen, aber vielleicht auch neue Chancen in eurer Branche?

Philipp: Bei den Buchungen spüren wir keinen Einbruch. Aber wir diskutieren das inhaltlich und fragen uns, welche Marketinglösungen und Digitalstrategien bei den Herausforderungen sinnvoll sind. 

Hamburg News: Wie geht es denn OMR? Welcher eurer Geschäftsbereiche rockt am meisten zurzeit? Und was habt ihr vielleicht auch Neues geplant?

Philipp: Wir probieren immer mal etwas aus, von dem wir glauben, dass es dafür eine Nachfrage gibt. Wie OMR Reviews, das Vergleichsportal für Softwarelösungen, das läuft. Und auch unser Education-Bereich wächst, ebenso wie das Geschäft mit den Podcasts unserer Tochter Podstars. Natürlich liegt unser Fokus auch auf dem OMR Festival.

Hamburg News: Womit wollt ihr das bevorstehende Festival 2023 rocken? Gibt es ein Fokus-Thema, einen Superstar-Gast? Was kannst du uns verraten? Quentin Tarantino im vergangenen Jahr war ja ein echter Magnet und kaum zu toppen. 

Philipp: Natürlich gibt es Anfragen, aber die wirklich großen internationalen Gäste legen sich nicht so früh auf Termine fest. Außerdem ist der eine Name für uns auch nicht so entscheidend. Wichtig ist das Portfolio von rund 800 Speaker:innen aus Wirtschaft, Technik, Entertainment und Marketing auf den zahlreichen Bühnen. Das ist eine riesige Leistung unseres Teams. Ein erklärtes Fokus-Thema haben wir nicht, aber wie gesagt, künstliche Intelligenz ist ein Bereich, der auch auf dem Festival viel Raum einnehmen wird.

Philipp Westermeyer

Hamburg News: Um bei großen Zahlen zu bleiben. 2022 kamen mehr als 72.000 Festival-Besucher:innen. Wollt ihr diese Zahl in diesem Jahr noch toppen?

Philipp: Das haben wir nicht vor. Uns geht es vor allem erst einmal um Konsolidierung. Außerdem bespielen wir bereits alle Messehallen, da geht nicht viel mehr. Letztes Jahr mussten wir den Ticketverkauf sogar stoppen. Aber es gibt ja noch das neue CCH... das machen wir aber nicht in diesem Jahr. Bloß nicht gleich durchdrehen.

Hamburg News: Ihr engagiert euch ja auch im Bereich Startups. Wird es wieder eine extra Startup-Area geben?

Philipp: In diesem Jahr nicht. Es sind natürlich eine Menge Gründer:innen dabei, aber sie werden für ihr Produkt geschätzt und nicht dafür, dass sie ein Startup sind. Für junge Unternehmen haben wir im Übrigen spezielle Tarife. Sie sollen sich einfach bei uns melden.

Hamburg News: Da gibt es ja auch noch das Problem mit der Unterbringung der vielen Besucher:innen...

Philipp: Genau! Das ist ein Thema, das uns echt Kopfzerbrechen bereitet. Es kann ja nicht sein, dass zum Beispiel in Pinneberg, Lübeck und Lüneburg – wie es ja wirklich passiert ist – die Bettenpreise steigen, weil es zum OMR Festival in Hamburg keine bezahlbaren Betten mehr gibt. Deshalb überlegen wir, wie wir die Hamburger:innen aktivieren können, private Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.

Hamburg News: Vielleicht in Form einer Matching-Plattform oder App?

Philipp: Warum nicht? Wir denken in alle Richtungen.

Hamburg News: Es wird auf jeden Fall nicht langweilig mit euch! Vielen Dank für das inspirierende Gespräch.


Das Interview für die Hamburg News führte Karolin Köcher.
 

kk/nj/mm

Quellen und weitere Informationen

OMR

Festival, Podcasts, Plattformen, ein Buch und ein Fernsehturm als Eventlocation. Die Geschäftsfelder des Hamburger Medienunternehmers Philipp Westermeyer sind vielfältig. Wohl auch darum konnte OMR in der Corona-Krise sogar noch wachsen. Gestartet mit einem kleinen Team und einem Digital Marketing-Workshop vor 12 Jahren für einige wenige Interessierte, zog das OMR-Festival 2022 mehr als 70.000 Besucher:innen in die Hamburger Messehallen. Mit  rund 300 Mitarbeitenden erzielte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von über 50 Millionen Euro – und OMR peilt weiter deutliches Wachstum an.

Philipp Westermeyer

Philipp Westermeyer, geboren 1979, ist Gründer von OMR in Hamburg. Der gebürtige Essener und Wahlhamburger studierte Betriebswirtschaft und Medienmanagement und war anschließend als Vorstandsassistent bei der Bertelsmann AG tätig. Schließlich wurde er selbst Unternehmer. Zunächst gründete er mit seinen Partnern Tobias Schlottke und Christian Müller zwei Werbetechnologiefirmen und verkaufte die eine an Bertelsmann, die andere an Zalando. Währenddessen begann er eher nebenbei, OMR als Konferenz- und Seminarreihe aufzubauen.

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