Tatsächlich können Nutzer:innen gar nicht skeptisch genug sein, so das Fazit der Experten bei „Herausforderung IT-Sicherheit“. Zu der Veranstaltung hatten Anfang Juli die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) und das Mittelstand-Digital Zentrum Hamburg geladen. Geschildert wurde ein Angriff auf das Mittelstand-Digital Zentrum Chemnitz, eines der bundesweit 25 Zentren des Netzwerks Mittelstand-Digital, mit denen die Bundesregierung kleine und mittlere Unternehmen bei der digitale Transformation unterstützt. Die Malware kam per E-Mail und war plausibel getarnt, berichtet Roland Hallau, Fachkoordinator im Bereich IT-Sicherheit beim Mittelstand-Digital Zentrum Chemnitz. „Es handelte sich – vermeintlich – um eine von einem bekannten Absender angekündigte Rechnung. Unsere Mitarbeiter sind durchaus geschult und öffnen keine unbekannten Anhänge oder Links. Doch in diesem Fall wurde ihre Vorsicht schlicht ausgehebelt.“
„2023 haben Cyberattacken einen Schaden von insgesamt 148,2 Milliarden Euro verursacht“, hat der Branchenverband Bitkom ermittelt und einen Leitfaden zur Cyberversicherung und -sicherheit herausgegeben. In der Bitkom-Bilanz zur Cyberkriminalität 2023 betont Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst, Nutzer:innen machen es Angreifern noch immer zu leicht. „Mit einigen wenigen Maßnahmen lässt sich der weit überwiegende Teil der Angriffe abwehren. Dazu gehört zum Beispiel sichere Passwörter oder Passkeys zu wählen, Updates zeitnah einzuspielen und bei ungewöhnlichen Nachrichten von vermeintlichen Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen skeptisch zu sein.“
Trainierte Vorsicht wurde ausgehebelt
80 Prozent der Cyberangriffe gelingen wegen menschlicher Fehler
So öffnete der Link einem Verschlüsselungstrojaner digital Tür und Tor, Antivirensoftware und Firewall konnten ihn nicht aufhalten. Auch das sofortige Trennen der Rechner vom Netz konnte den Angriff nicht mehr verhindern. „So eine Attacke geschieht rasend schnell“, weiß Hallau. Dank umfassender Datensicherungen hielt sich der Schaden im Rahmen, schon nach neun Stunden konnten sämtliche Daten wiederhergestellt werden. Die anschließende Aufarbeitung des Angriffs kam zu dem Ergebnis: menschlicher Fehler. „Wie in etwa 80 Prozent aller Angriffe“, sagt Hallau. Und er rät: „Die fortschreitende Digitalisierung bringt viele Vorteile, doch IT-Sicherheit sollte unbedingt von Anfang an mitgedacht werden.“
Förderprogramm „Hamburg Digital“
Bei den damit verbundenen Kosten für Unternehmen unterstützt das Programm „Hamburg Digital“, mit dem die IFB im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg die digitale Transformation der Wirtschaft vorantreiben will. Die Einführung bzw. Erweiterung von Cyber-Security-Maßnahmen sind dabei förderfähige Ausgaben. Beantragt werden können Fördermittel in zwei Modulen. Das Modul I „Digital Check“ zielt auf Beratungsmaßnahmen durch zertifizierte Experten ab. Hier kann die Förderung von 50 Prozent der Beratungskosten, maximal 5.000 Euro, beantragt werden.
Im Modul II „Digital Invest“ werden IT-Investitionen gefördert, etwa solche, die beim Digital Check als sinnvoll identifiziert wurden. Das können Ausgaben für Hard- und Software sein oder für externe Dienstleister, die für die Umsetzung der Maßnahmen notwendig sind. Die Förderung beträgt hier 30 Prozent der Ausgaben, maximal aber 17.000 Euro. Wichtig: Der Antrag muss bis zum 15. November gestellt werden. Das Programm endet am 31. Dezember 2024.
ys/sb
Quellen und weitere Informationen
Mittelstand-Digital
Mit regionalen und thematischen Zentren bietet Mittelstand-Digital im ganzen Bundesgebiet kompetente und anbieterneutrale Anlaufstellen zur Information, Sensibilisierung und Qualifikation zum Thema Digitalisierung. Hier können kleine und mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe durch Praxisbeispiele, Demonstratoren, Informationsveranstaltungen und den gegenseitigen Austausch die Vorteile der digitalen Transformation erleben.
IFB Hamburg
Die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) ist das zentrale Förderinstitut der Freien und Hansestadt Hamburg. In den Themenfeldern Wohnungsbau, Wirtschaft und Umwelt sowie Innovation unterstützt sie den Senat bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Neben zinsgünstigen Darlehen, Zuschüssen und Beteiligungen bietet die IFB Hamburg auch neutrale Beratung für Privatkunden und Unternehmen zu allen öffentlichen Fördermöglichkeiten der Stadt Hamburg, des Bundes und der EU an.