Hamburg News: Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie stark wird KI die deutsche Wirtschaft – und unser Leben allgemein – beeinflussen?
Alois Krtil: Wenn wir an einen Zeitraum von etwa fünf Jahren denken, bin ich bei einer klaren 9. Bis dahin wird KI in nahezu allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft eine Rolle spielen. In vielen Feldern nutzen wir ja bereits KI ganz selbstverständlich: Von Navigations- und Übersetzungsprogrammen über Sprachassistenten, wie Siri oder Alexa, bis in den Bereich Predictive Maintenance. Und gerade in Unternehmen wird es eine massive Adaption von KI-Anwendungen geben. Nicht notwendigerweise im Kerngeschäft, aber sicher indirekt: Bei der Optimierung von Prozessen, um Kosten und Ressourcen zu sparen, aber auch im Umgang mit Kund:innen und Mitarbeiter:innen, etwa im Bereich Weiterbildung oder der Akquise von Mitarbeitenden.
Hamburg News: Laut einer Bitkom-Studie von September 2022 sieht eine große Mehrheit deutscher Unternehmen KI als Chance, aber nur 9 Prozent setzt die Technologie tatsächlich ein. Da ist noch Luft nach oben, oder?
Krtil: Ich erwarte einen deutlichen Anstieg von Unternehmen, die KI nutzen. Das Tempo in der technischen Entwicklungen ist ungebremst hoch und die Zahl praktischer Anwendungsfälle nimmt rasant zu. Daraus ergibt sich ein wachsender Handlungsdruck für Unternehmen, wenn sie nicht ins Hintertreffen geraten wollen. Bei ARIC spüren wir das ganz klar an der gestiegenen Zahl von Anfragen: Immer mehr Unternehmen wollen prüfen, ob und wie sich der Einsatz von KI für sie lohnt. Dank EDIH, einem Förderprogramm der Europäischen Union, das die digitale Wettbewerbsfähigkeit vor allem von KMU und Verwaltung stärkt, können wir passende Formate anbieten. Darunter Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie Workshops, in denen wir gemeinsam mit Unternehmen Prototypen bauen oder im Bereich der Verwaltung Proof of Concept (PoC), also KI-Testszenarien, entwickeln.