Die Expertin für Food-Innovationen präsentierte dem Fachpublikum aus Gastronomie, Foodservice und Hotellerie internationale News zum Mega-Trend Snacking. Etwa den Drink Enigma, für den eine Cocktail-Bar in Barcelona eigens ein Gefäß in Form eines aufgeschnittenen Kopfes kreiert hat – in dem ein geliertes Joghurt-Herz zum Snacken schwimmt. Eine solche Inszenierung sorge ganz sicher für Emotionen, ist Tischer überzeugt. „Und es sorgt für ganz viele Social-Media-Posts und damit für perfekte Werbung.“ Überhaupt sollten Snacks smartphone-kompatibel sein, soll heißen: Ohne Besteck, mit nur einer Hand zu essen, um die zweite Hand frei fürs Smartphone zu haben. Als Beispiele nennt die Gründerin von food & more Sushi Dogs – ein Trend aus London, der Sushi und Hot Dogs kombiniert, und den es auch in Hamburg bei Sushi Supply gibt – oder das Pizza-Sandwich von Mezzaluna. Pizzen sollten zudem mit Dips serviert werden, so Tischer. „Das erlaubt Genuss bis zum Schluss. Mit der Extra-Soße schmeckt auch der Pizzarand und bleibt nicht liegen.“ Zudem ist es eine leckere Methode, um Food Waste vorzubeugen.
Hamburg zählt zu den innovativen Gastro- und Food-Trendsetter-Städten. Das zeigt auch die 99. Internorga 2025, dieses Jahr unter dem Motto „Wo Trends laufen lernen" (14.-18.3.)1.200 Aussteller präsentieren in 11 Messehallen ihre Produkte. Pommes mit Guacamole, Jalapenos oder Schokoladeneis? Fritten sind in der Gastronomie keine neue Liebe, aber um die Leidenschaft am Köcheln zu halten, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. „Loaded Fries“ etwa, ‚beladen‘ mit einer bunten Mischung aus Toppings und Saucen, kombinieren unterschiedliche Food-Styles. Beispielsweise Fritten Pulled BBQ, Mexican-Fusion oder eine vegane Variante, die Fritten, Mie-Nudeln und Erdnusssauce kombiniert – so das Angebot der Hamburger Frittenfreude. Das Frittenwerk wiederum hat mit „Ice Fries“ experimentiert: Süßkartoffelfritten mit Schoko- oder Vanilleeis. „Und Gourmet Fries werden auch schon mal mit Hummer, Kaviar oder Austern serviert“, weiß Karin Tischer.
Den aktuellen Herausforderungen der Gastronomie – gestiegene Kosten für Lebensmittel und Energie auf Unternehmensseite, Konsumzurückhaltung auf Gästeseite – lasse sich am besten mit der Magie der Emotionen begegnen, so die Trendforscherin auf der Internorga.
Onehand Food: Smartphone-kompatible Snacks

KI: marktfähige und bezahlbare Lösungen
Das kann auch künstliche Intelligenz (KI), ist Petra Vorsteher überzeugt. „Präzisere Absatzprognosen sorgen dank KI beispielsweise dafür, dass nur das produziert wird, was auch tatsächlich verkauft wird. Dadurch wird Food Waste vermieden, können Ressourcen effizient genutzt werden, wird die Warenverfügbarkeit optimiert und das Personal entlastet“, erklärt die Co-Gründerin von AI.Hamburg und der AI.Group. Lösungsansätze und Geschäftsmodelle auf Basis von KI wurden auf der Internorga auch in diesem Jahr wieder im AI Center präsentiert. „KI ist kein futuristisches Konzept mehr, sondern längst ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg“, ergänzt Ragnar Kruse, der zusammen mit Vorsteher die AI.Group gegründet hat. „KI kann bereits heute dank marktfähiger und bezahlbarer Lösungen die Effizienz steigern, Betriebsabläufe optimieren und neue, positive Kunden- aber auch Mitarbeiter-Erlebnisse schaffen.“

Entlastung für Mitarbeitende in der Gastro
Entlastet werden Mitarbeiter in der Gastronomie zudem durch eine wachsende Zahl von Tiefkühl- und Convenience-Produkten. Laut Statista wächst der Umsatz im weltweiten Markt ‚Convenience Food‘ von rund 639 Milliarden Euro im Jahr 2025 auf gut 872 Milliarden Euro in 2030. 2024 war fast jedes zweite der ausstellenden Food-Unternehmen ein Hersteller von Tiefkühlprodukten. Dass Kochen mit vorgefertigten Lebensmitteln Spaß machen kann, bewies Salomon Food World bei der diesjährigen Internorga. Am Messestand wurden Smash-Burger gebraten – dank fertiger ‚Patties‘ im Minutentakt. Der Trend aus Amerika, bei dem das Fleisch flachgedrückt – also gesmashed – und somit außen knusprig und innen saftig wird, ist zwar nicht so neu wie der Trend der Smashed Fries (zerdrückte Pommes), erobere aber in außergewöhnlicher Geschwindigkeit eine wachsende Fangemeinde in Deutschland, betonte Jörg Landfried, der am Burgerstand moderierte. Um dabei das optimale Geschmackserlebnis zu erzielen, werde kontinuierlich experimentiert. „Etwa mit geschmolzenen Gummibärchen. Klingt komisch? Schmeckt aber wie süßer Ketchup.“ Nur das Handling sei nicht so einfach. Darum konnte der süße Ansatz den Convenience-Markt bislang nicht erobern.

Internorga Zukunftspreis 2025
Kluge Ideen, die sich durchgesetzt haben, wurden beim Internorga Zukunftspreis 2025 ausgezeichnet. In der Kategorie „Gastronomie & Hotellerie“ wurde die schwedische Scandic Hotels Group für ihre Nachhaltigkeitsstrategie prämiert, die Kategorie „Nahrungsmittel & Getränke“ hat Verrano mit Aufschnitt aus fermentiertem Wurzelgemüse für sich entschieden und in der Kategorie „Technik & Ausstattung“ überzeugte Spülmaschinenhersteller Hobart mit einem Smart Vision Control-Ansatz. Das KI-basierte System optimiert den Spülprozess und konnte so eine drastische Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs erzielen.
In der Metropolregion Hamburg ist die Food-Branche mit rund 4.500 Unternehmen und 123.000 Beschäftigten ein wichtiger Standortfaktor. Seit September 2024 gibt es das Hamburger Foodcluster. Es will die Vernetzung der zahlreichen Akteur:innen am Standort, aber auch die Stärkung der internationalen Sichtbarkeit Hamburgs als relevanten Food-Standort vorantreiben.
ys/kk
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