„Was uns in den nächsten Jahren antreiben wird, sind neue alternative Treibstoffe“, erklärt Martin Köpke, Manager Regulatory Affairs & Sustainability bei Hapag-Lloyd, in einem Interview. Die seien jedoch nicht in der erforderlichen Menge verfügbar und würden auch noch sehr teuer sein. „Deshalb sind Energieeffizienz und alternative Technologien wie z. B. die Nutzung von Wind, um den Treibstoffbedarf zu reduzieren, wichtig.“ Zusammen mit Extremsegler Boris Herrmann und seinem Team hat Hapag-Lloyd nun Anfang 2023 eine Konzeptstudie für ein 4.500 Container fassendes Schiff mit modernem windunterstütztem Antriebssystem gestartet.
Rund 2,6 Prozent der klimaschädlichen globalen CO2-Emissionen sind dem Schiffsverkehr auf den Weltmeeren zuzuschreiben, so das Umweltbundesamt. Wie wäre es, bei Containerschiffen auf Wind als natürliche Ressource und auf umweltfreundliche Antriebsunterstützung mit Segeln zu setzen? Hapag-Lloyd arbeitet genau daran. Im Rahmen einer Forschungs- und Entwicklungsstudie untersucht die Hamburger Reederei derzeit das Potenzial von Windenergie als mögliche Dekarbonisierungsmaßnahme für ihre künftige Flotte. Das Ziel: Net-Zero bis 2045.
Platz für 4.500 Container
Der Entwurf für einen derartigen Containerfrachter sieht acht Segel mit einer Fläche von insgesamt 3.000 Quadratmetern vor (vgl. Visualisierung). Die hinteren sechs Segel sollen ausfahrbar sein, die vorderen zwei einklappbar. Angetrieben würde das Schiff hauptsächlich von einem mit grünem Methanol betriebenen Motor. Das Segelsystem, abhängig von Schiffsgeschwindigkeit und Windverhältnissen, diene der Unterstützung.
Hapag-Lloyd: perspektivisch keine Schiffsantriebe mehr mit fossilen Treibstoffen
Durch Computersimulationen will man in der Studie u. a. herausfinden, wie sich ein solcher Frachter unter realistischen Wetterbedingungen in einem Fahrtgebiet verhalten würde und wie viel Energie mithilfe des Segelsystems eingespart werden könnte. In den nächsten Monaten will Hapag-Lloyd die Konzeptphase abschließen. Dann muss sich zeigen, was die Zukunft bringt. „Im Moment gehen wir davon aus, dass Treibstoffe aus erneuerbaren Energien teuer werden, aber das kann in fünf Jahren anders aussehen und dann müssen wir neu bewerten, ob sich das Projekt lohnt“, so Köpke. Der Kurs für die Hapag-Lloyd-Flotte ist allerdings klar. „Wir wollen in Zukunft nicht mehr mit fossilen Treibstoffen fahren, sondern unter anderem mit solchen, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie Windenergie, hergestellt werden. Ein Segelsystem würde dafür sorgen, dass die Windenergie direkt genutzt und ein Teil dieses Treibstoffes eingespart wird“, ist Christoph Thiem, Schiffsmaschinenbauingenieur und stellvertretender Leiter der Abteilung Strategic Asset Projects bei Hapag-Lloyd, überzeugt.
mm/sb