Hamburg News: Deutschland hat während des Corona-Lockdowns einen Digitalisierungsschub erlebt. Auch bei Görtz hat das Online-Geschäft stark angezogen, konnten Sie neue Zielgruppen erschließen?
Frank Revermann: Zu Beginn der Pandemie konnten wir keinen Unterschied in der Altersverteilung feststellen. Seit einigen Wochen beobachten wir wöchentlich, dass sich das durchschnittliche Alter unserer „Neukunden-Online“ jedoch erhöht. Vor dem Hintergrund des gesamten Onlinewachstums lässt sich auf eine Online-Erschließung von auch älteren Zielgruppen schließen.
Hamburg News: Noch wird das reale Shopping-Vergnügen etwa durch die Maskenpflicht getrübt. Was kann Görtz tun, um die Menschen wieder in die Filialen zu locken?
Frank Revermann: Unsere Services sind aktuell ein gutes Instrument, um Kunden in unseren Filialen begrüßen zu dürfen. Unsere Vorort-Beratung ist nach wie vor ein wichtiger Vorteil beim Besuch in der Filiale.
Hamburg News: Lockt die Innenstadt trotz Corona noch ausreichend Einkaufswillige an?
Frank Revermann: Die Hamburger Innenstadt hat als wunderschöne, norddeutsche 2-Millionen-Metropole alles, was das Herz begehrt, sowohl für Einwohner aus der Metropolregion als auch für Touristen aus aller Welt. Mir fällt nichts ein, was in dieser wunderschönen Stadt noch fehlen könnte. Sowohl Einzelhandelsgeschäfte als auch Restaurants, Museen, kulturelle und sportliche Aktivitäten bieten ein für die Größe der Stadt optimales Angebot.
Hamburg News: Die Schließung von Karstadt Sport und Galeria Kaufhof wird natürlich von vielen beklagt. Bietet dieser Einschnitt vielleicht auch neue Gestaltungsmöglichkeiten?
Frank Revermann: Um die Attraktivität der Hamburger Innenstadt dauerhaft zu sichern, hat die Stadt seit Jahren ein strategisch wichtiges Ziel aus den Augen verloren – nämlich Wohnraum auch mitten in der Innenstadt zu generieren. Damit könnte das Gesicht der Mönckebergstraße attraktiver und moderner werden. Auch etwa durch Wohnraum beispielsweise für Studenten. Weitere sonstige Flächen zu schaffen ist aus meiner Sicht genauso fatal wie die Entwicklung des Überseequartiers – und das nicht nur aus Einzelhandelssicht, sondern aus Sicht der Attraktivität der Stadt für Einwohner und Touristen. Die Touristen- und Einwohnerfrequenzen haben wir nur einmal und können sie nicht steigern, indem wir noch ein Restaurant draufsetzen, noch ein Museum etablieren oder noch mehr Einzelhandelsgeschäfte eröffnen. Wohnraum in der Stadt hingegen belebt die Innenstädte und sorgt automatisch dafür, dass weitere Entwicklungen nachziehen. Vor allem junge Menschen werden in der Innenstadt gebraucht. Sie erhalten das Leben in der Stadt.
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