Zudem hat der Konzern über die Jahre eine enorme Expertise aufgebaut, mit der uns das Adaptieren neuer Trends und Technologien eher leichtfällt. Last but not least haben wir mit weltweit rund 50 Millionen aktiven Kunden viele Daten, die uns dabei helfen, passgenaue Angebote und Kampagnen auszuspielen. Mit Erfolg: Unsere Handelsmarken OTTO und About You, um mal zwei konkrete Beispiele zu nennen, betreiben einen hohen Aufwand im Bereich der Marketing-Automation, der sie zu ausgewiesenen Marktführern in diesem Bereich macht. Erfolgreiche Digitalisierung ist also die Summe vieler einzelner Teile. Gleichzeitig ist und bleibt es aber ein ‚Race for Technology‘, in dem wir uns nicht nur am Wettbewerb, sondern auch an unseren eigenen Prozessen messen lassen müssen. In beiden Bereichen ist immer Luft nach oben.
Hamburg News: Für Sie wurde eigens eine neue Position geschaffen. Was tut eine Group Vice President Technology Strategy & Governance?
Dr. Hanna Huber: Meinen Job kann man gut mit dem einer Fluglotsin vergleichen: Meine Aufgabe ist es, alle Technologieprojekte innerhalb des Konzerns zu überblicken und im wahrsten Sinne des Wortes in die richtigen Bahnen zu lenken. Dies impliziert den Austausch mit den relevanten Entscheider*innen im Unternehmen, das Aufsetzen von Standards und natürlich auch das Erfolgsmonitoring. Die größte Bremse in einem Digitalisierungsprozess sind redundante Prozesse – hier versuche ich frühzeitig entgegenzuwirken, um nicht zuletzt Zeit einzusparen. Denn wie ich ja eben schon gesagt habe, sind wir in einem sehr schnelllebigen Wettbewerbsumfeld unterwegs, das in Sachen Tempo nur wenig Spielraum lässt.
Hamburg News: Welche Erfolgserlebnisse konnte die Otto Group bei seinem Digitalkurs bereits verzeichnen…
Dr. Hanna Huber: Im Bereich der Standardisierung haben wir in den letzten zwei Jahren enorme Schritte nach vorne gemacht – und das aus eigener Kraft heraus. Konkret treiben wir gerade einen einheitlichen Tech-Stack, also eine Lösungsumgebung, für den E-Commerce voran, an den sukzessive mehrere Gruppenfirmen angedockt werden. Gerade für 'kleinere' Konzerngesellschaften mit reduzierteren Tech-Teams ist dies enorm hilfreich, da sie von einer modernen Weiterentwicklung profitieren, aber diese Kompetenzen nicht selbst vorhalten müssen und sich somit auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Eine wesentliche Komponente dieses Tech-Stacks ist die About You Cloud, deren Lösungen schon mehrere Otto Group Shops einsetzen. Wir nutzen also moderne Technologien und Kompetenzen einzelner Konzernunternehmen und lassen unsere anderen Companies daran partizipieren.“
Hamburg News: …und mit welchen Herausforderungen gehen Sie um?
Dr. Hanna Huber: Unsere Dezentralität ist die vielleicht größte Herausforderung der Otto Group, gleichzeitig aber auch eine unserer größten Stärken. Aus technologischer Sicht bedeutet es jedoch viel Arbeit – gerade, wenn es um das eben umrissene Streben nach Standardprozessen und Geschwindigkeit geht. Bei über hundert Handelsmarken haben wir es mit teilweise sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen – und damit teilweise recht heterogen Zielen – zu tun, was sich auch im technologischen Setup widerspiegelt. Diese verschiedenen Sichtweisen zusammen zu bringen und gute Entscheidungen zu treffen, von denen wir als Gruppe profitieren, erfordert, dass wir viel miteinander reden und gemeinsam Lösungen finden. Daher bilden wir für jedes Thema ein Team, bestehend aus Vertretern unterschiedlicher Konzernunternehmen, die dann gemeinsam Lösungsoptionen erarbeiten und bewerten.