Um Paaren, die sich entschieden haben, ihre Hochzeitsfeier zu verschieben, die Wartezeit zu versüßen, hat Meier die Wedding Box Later, Darling! zusammengestellt. Der Inhalt: Zutaten für eine kleine, trotzige Hochzeitsfeier zu zweit. Von Wunderkerzen (Sparks of Love) über Blumensamen (Let Love Grow) bis zu vorfrankierten Postkarten (Spread the Love), um die Gäste über den neuen Termin zu informieren. Bei der Kulinarik setzt Anne Meier auf lokalen Input. Neben Sekt und eigens designten Gläsern, findet sich hier etwa original Hamburger Vodka von Bazic, eine Leckerei aus der Backstube Schmidt & Schmidtchen oder eine Kraftbrühe des Catering-Unternehmens Rolling Taste – das wiederum krisenbedingt ebenfalls kreativ werden musste.
Liebe überwindet offenbar alles – auch Corona-Regeln, die aktuell noch großen (Hochzeits-)Feierlichkeiten im Wege stehen. Anne Meier hat die Organisation besonderer Events zu ihrem Beruf gemacht und betreibt über ihr Unternehmen Waterkant mehrere Locations in Hamburg, die nun coronabedingt leer stehen.
Wedding Box Later, Darling!
Eigene Rinder-Herde gezüchtet
Rolling Taste-Gründer Moritz Crone-Rawe und Timon Mansholt hatten für das „OMR Festival 2020“ extra eine Herde Herford-Rinder züchten lassen – 2019 verbuchte die Digitalmesse immerhin stolze 52.000 (hungrige) Besucher. Nach der Absage musste eine Lösung für das inzwischen verzehrbereite Fleisch gefunden werden, die zudem ganzheitlich und nachhaltig sein sollte. Heraus kam das Nose-to-tail-Konzept: Verschiedene One Beef-Pakete beinhalten rohe und küchenfertige Produkte, die das ganze Rind verwerten – vom Schmorbraten oder Pulled Beef über Rinderleber bis hin eben zur Rinderkraftbrühe, die Hochzeitsplanerin Anne Meier auch für die Wedding Box ausgewählt hat. „Für uns ist die Wedding Box wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, in diesem Jahr überhaupt ein paar Einnahmen zu generieren“, so Meier.
Gamevention verdreifacht ihr Angebot
Hochzeiten lassen sich nicht ins Netz verlagern. Da ist die Gamesbranche besser dran. So haben sich die Macher der im letzten Jahr gestarteten gamevention dazu entschlossen, die Veranstaltung künftig dreimal im Jahr als digitales Streaming-Format zu organisieren und so ihrer Zielgruppe zumindest zeitlich deutlich näher zu sein. Auch die Gamescom, eine der weltweit größten Messen für Computer- und Videospiele, findet in diesem Jahr rein digital statt – und gamecity:Hamburg ist dabei. In Kooperation mit der Indie Arena Booth hat die Standortinitiative eine digitale Variante ihres Stands mit eigenem Design und speziellen Extras entwickelt.
No Congress? No!
Auch das ADC Festival 2020 brachte Mitte Mai internationale Speaker per Livestream seinem angestammten Publikum ins Haus: Rund 900 Interessierte verfolgten das Event über Facebook. So boten – treu der Devise „No Congress? No!“ – etwa Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, Filmemacher und Bestsellerautor Oobah Butler, Werber Mihnea Gheorghiu oder der Pionier des Cradle-to-Cradle Designkonzepts Professor Michael Braungart kreative Impulse. Auch Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda war dabei und erläuterte, dass das diesjährige Festivalmotto The Power of no eine ganz neue Bedeutung bekommen habe: „Da wir durch die Pandemie eine ultimative Disruption, ein ultimatives großes Nein erleben mussten.“ Nun müssten wir Wege finden, um unseren Alltag, so wie wir ihn lieben, auch in Zukunft leben zu können. „Wir brauchen die Gewissheit, Zuversicht und die Kraft, etwas Neues miteinander zu entwickeln, zu dem wir dann alle Ja sagen können.“ Den Kongress virtuell stattfinden zu lassen, helfe dabei, dieses Neue zu schaffen, so Brosda.
225.000 Euro Crowdfunding-Kampagnenförderung
Hilfe speziell für Kulturschaffende soll das Hilfspaket Kultur bieten. Im Rahmen des Corona Schutzschirms des Senats ist der Etat der Behörde für Kultur und Medien um insgesamt 25 Millionen Euro erhöht worden. Ein Ansatz: Die Crowdfunding-Kampagnenförderung der Behörde für Kultur und Medien und der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Projektstarter aller Branchen können bis zu 5.000 Euro als Zuschuss für kreativwirtschaftliche Leistungen beantragen, also etwa für Fotos, Texte, Videos oder Grafikdesign. Insgesamt 225.000 Euro stehen für dieses Förderprogramm zur Verfügung. „In wirtschaftlichen Krisen-Zeiten, in denen Aufträge ausbleiben und Geschäftsmodelle außer Kraft gesetzt werden, sind alternative Erlösmodelle gefragt. Crowdfunding kann dabei ein gutes Instrument sein, um Projekten den nötigen finanziellen wie auch kommunikativen Schub zu verpassen, um die Krisenzeit zu meistern“, so Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Nicht-Festival erbrachte 444.444 Euro
Auch beim Solidaritäts-Nicht-Festival Keiner kommt, alle machen mit! zeigte sich die Crowd großzügig. 444.444 Euro kamen zur Unterstützung der Hamburger Kulturszene zusammen. Die Idee: Ticketverkauf für ein Festival zu dem niemand kommt – keine Bands, keine Künstler, keine Besucher. „Mein ehrgeiziges Ziel waren 50.000 Euro – das hatten wir schon nach ein paar Tagen. Nun haben wir quasi zweimal die größte Konzerthalle der Stadt ausverkauft. Dass es so große Kreise ziehen und eine so enorme Aufmerksamkeit erlangen würde, davon hätte ich nicht zu träumen gewagt“, sagt Initiator Lars Meier, Vorstand von MenscHHamburg e.V. und Geschäftsführer der Gute Leude Fabrik.
Stage School Hamburg geht auf Abstand
Auch der kulturelle Nachwuchs darf dank der jüngsten Lockerungen nun wieder an den Start gehen. Am 18. Mai nahm die Stage School Hamburg den Unterricht wieder auf. Die nun geltende Regel „Nähe gibt es nicht mehr“ ist den leidenschaftlichen Jungkünstlern allerdings fast schwieriger zu vermitteln, als die Inhalte, die sonst auf dem Stundenplan stehen – etwa Szenenarbeit, Musical Dance oder Liedinterpretation. Die Dreispartenausbildung in Schauspiel, Tanz und Gesang musste komplett neu gedacht werden. Probten die angehenden Bühnendarsteller vor Corona mit Begeisterung bühnenfüllende Tanzchoreografien oder Ensemblenummern, liegt nun der Fokus auf Solonummern und Einzelarbeit. Nur noch ein Viertel der üblichen Schülerzahl wird zum extrem verdichteten Unterricht zugelassen. „Alle Ferien sowie der Samstag sind gestrichen und die Schüler starten, nach Jahrgängen aufgeteilt, morgens früh und arbeiten bis in den Abend hinein“, erklärt Pressesprecherin Annett Bär. Immerhin sei bei einer Schulfläche von mehr als 4.000 qm die Einhaltung der behördlichen Abstandsregeln kein Problem. „Auf 140 qm Tanzraum kommen nun sechs Schüler“, so Bär. Und sollte der Platz dennoch nicht ausreichen, ließe sich auf das der Schule angeschlossene First Stage Theater ausweichen.
JetztErstRecht.Hamburg
Mut machen und einen positiven Blick in die Zukunft demonstrieren, will auch die gemeinnützige Initiative JetztErstRecht.Hamburg. Die Social Media Kampagne – ins Leben gerufen von den Agenturen finest blogger, NinetyoneMedia und Xperients – will mit den Stimmen zahlreicher Prominenter die Hamburger motivieren, aktiv wieder auszugehen und so lokale Gastronomen, Künstler oder Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu unterstützen. Die begleitende Hymne stammt von Sängerin Jule (Seemannstochter), die überzeugt ist: „Nach Ebbe kommt Flut!“
ys/kk