Lithium-Ionen-Zellen mit ihrer großen Energiedichte bei geringem Gewicht, sind die aktuell vorherrschende Technologie. „Lithium-Ionen-Batterien werden sicher noch für die nächsten Jahrzehnte die entscheidende Speichertechnologie bleiben," betont Torge Thönnessen, Mitgründer und Geschäftsführer von Customcells. „Zwar gibt es neue Ansätze, wie Natrium-, Magnesium- oder Aluminium-Batterien, doch das sind Next-Generation-Technologien von über-übermorgen.“ Das Unternehmen aus der Metropolregion Hamburg, 2012 als Ausgründung des Fraunhofer Instituts für Siliziumtechnologie (ISIT) in Itzehoe entstanden, entwickelt Anwendungen für Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, die maritime und die Automobilindustrie und beschäftigt sich darüber hinaus mit der gesamten Wertschöpfungskette der Lithium-Ionen-Akkuzellen – von der Entwicklung über die Zertifizierung und Serienproduktion bis zum Recycling. Customcells ist auf Wachstumskurs. Bis Mitte 2023 soll die Zahl der Mitarbeitenden von 90 auf mehr als 160 wachsen. Dafür entsteht gerade im Technologiepark Itzehoe-Nord auf über 10.000 Quadratmetern ein Neubau.
Im Dezember hat Customcells, ein Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien für Premiumnischen-Anwendungen, erfolgreich eine Series-A-Finanzierungsrunde über 60 Millionen Euro abgeschlossen. Die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Abacon Capital sowie World Fund, ein Wagniskapitalgeber, der sich auf Klimaschutz-Technologien spezialisiert hat, haben sich als Leadinvestoren eingebracht. „Customcells hat die Chance, die Disruption der Luftfahrt zu ermöglichen und damit die gesamte Branche zügig zu dekarbonisieren“, erläutert World Fund-Mitgründerin Daria Saharova ihre Investitionsentscheidung. Schließlich seien Energiespeicher die entscheidende Technologie für den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit für die weitere Dekarbonisierung der Weltwirtschaft. Customcells will das eingeworbene Geld unter anderem nutzen, um elektrisches Fliegen voranzubringen. Die Weiterentwicklung effizienter Energiespeicher ist die maßgebliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Elektrifizierung – nicht nur der Luftfahrt, sondern der gesamten Wirtschaft.
Fokus liegt auf der gesamten Wertschöpfungskette
Joint Venture mit der Porsche AG
„Customcells ist eines der führenden Unternehmen in der Entwicklung und Serienfertigung spezieller Lithium-Ionen-Batteriezellen. Wir haben in den letzten zehn Jahren für mehr als 600 Kunden mehr als 1.400 entwicklungsintensive Projekte abgewickelt und vier Zell-Fabriken im Auftrag konzeptioniert und hochgefahren“, so Thönnessen, der seit 2021 auch der CTO der Cellforce Group ist, einem Joint Venture von Customcells mit der Porsche AG. „Der Sportwagen-Hersteller hat sich für uns als Technologie- und Entwicklungspartner entschieden, um den Weg in die E-Mobilität voranzutreiben.“ Dazu entwickelt die Cellforce Group zukünftig in Reutlingen/Kirchentellinsfurt Hochleistungs-Lithium-Ionen-Pouch-Zellen für Automobilanwendungen und forscht insbesondere an der Zellchemie der Batteriezelle. Denn diese nimmt entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Effizienz sowie die Langlebigkeit der Batterie.
Neues Jobprofil: Batteriezellen-Facharbeiter
Das forschungs- und High Performance-orientierte Geschäftsmodell der Customcells erfordert ein hohes Maß an fachlichem Know-how – und damit steht das Unternehmen nicht allein. „Gerade jetzt entstehen in Deutschland, aber auch in Europa, zahlreiche Batteriewerke. Entsprechend groß ist der Bedarf an Fachkräften“, weiß Thönnessen. Dennoch sieht er im aktuellen Fachkräftemangel für sein Unternehmen kein Problem. „Customcells ist in der Lücke zwischen Forschung, Entwicklung und Serienproduktion angesiedelt und unter anderem in Bereichen wie Sportwagen oder dem elektrischen Fliegen aktiv. Das macht uns für Hochschulabsolventen attraktiv.“ Anders sieht das bei Batteriezellen-Facharbeitern aus. „Das ist ein Jobprofil, das eigentlich noch gar nicht existiert. Darum engagieren wir uns in der Ausbildung und sind dazu gerade mit einem Hamburger Ausbilder im Gespräch.“
Aufbau eines tragfähigen Ökosystems
In der möglichen Ansiedelung von Northvolt, einem schwedischen Hersteller für Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos, in Heide, nahe des Customcells Standortes, sieht Thönnessen keine Konkurrenz. „Northvolt zielt auf den Massenmarkt ab, wir auf den Premium-Bereich. In diesem Umfeld geht es weniger um Konkurrenz, als vielmehr darum, gemeinsam ein tragfähiges Ökosystem aufzubauen.“
ys/mm