Insgesamt zehn Quartiere sind in der HafenCity inzwischen entstanden, immer mit dem Ziel einer gemischter Wohn-, Arbeits-, Kultur- und Freizeitnutzung. Ein Meilenstein des Mixed-Use-Konzepts dürfte ein neues, innovatives Gebäudeensemble im Quartier Elbbrücken in der östlichen HafenCity werden: Rund 600 Miet- und Eigentumswohnungen, ein internationales, öffentlich gefördertes Studierendenwohnheim mit rund 260 Wohnungen zu günstigen Mieten werden mit einer Kindertagesstätte sowie Flächen für Gewerbe und Gastronomie kombiniert. Die Fertigstellung der unterschiedlichen Bauteile soll schrittweise ab Ende 2024 und bis Anfang 2026 erfolgen. Als Highlight des Ensembles ist das Digital Art Museum angekündigt, wo Kunstliebhaber in die immersive Kunst des internationalen Künstler:innenkollektivs Team Labs eintauchen können. Auf 7.000 Quadratmetern Fläche ist hier das größte Museum für digitale Kunst in Europa geplant.
Im Vorfeld herrschte größte Diskretion. 1991 plante Henning Voscherau, Hamburgs damaliger Erster Bürgermeister, die Umwandlung des weitgehend brachliegenden innerstädtischen Hafenrands in einen neuen Stadtteil. Hintergrund war der Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs. Das eröffnete der Hansestadt die Möglichkeit, zu einer wichtigen Schnittstelle in Zentraleuropa zu werden – und damit große wirtschaftliche Chancen. Um möglichen Widerstand der Hafenwirtschaft oder Probleme beim Erwerb von Gebäuden oder Firmen zu vermeiden, waren zunächst nur wenige Parteien in die Pläne für den neuen Stadtteil eingeweiht. Der Öffentlichkeit stellte Henning Voscherau die „Vision HafenCity“ 1997 in einer Rede vor dem Überseeclub als ‚Rückkehr der Innenstadt ans Wasser‘ vor: Rund 157 ha sollten als hochwertiger neuer Stadtraum entlang der Elbe entwickelt werden. Mit einem im Jahr 2000 vom Hamburger Senat verabschiedeten Masterplan wurde das städtebauliche Entwicklungskonzept festgeschrieben und das Ziel formuliert, die HafenCity für einen ökonomischen, sozialen, kulturellen und stadtökonomischen Aufbruch zu nutzen. Die HafenCity sollte zu einem Modell für die europäische Innenstadt des 21. Jahrhunderts werden. In den folgenden Jahren entstanden erste Bauten, zum Teil mit dem BDA Hamburger Architekturpreis oder als Bauwerk des Jahres ausgezeichnet. Vor 15 Jahren war es dann so weit: 2008 wurde die HafenCity zusammen mit der Speicherstadt offiziell zu einem eigenen Stadtteil Hamburgs.
Mixed-Use-Ensemble mit Digital Art Museum
Elbtower: 245 Meter hoch
Das wohl dritthöchste Gebäude Deutschlands – nach Commerzbank-Turm und Messeturm in Frankfurt – entsteht gerade auf einem dreieckigen Grundstück direkt an der Elbe, wo es den östlichen Endpunkt der HafenCity markieren soll. Der Elbtower, 245 Meter hoch und nach einem Entwurf des international renommierten Architekten David Chipperfield, soll bei seiner Fertigstellung 2025/26 auf 65 Stockwerken Raum für Büros, Hotel- und Freizeitangebote sowie Gastronomie und Kunst bieten. Auch die Fassade selbst, gestaltet vom Studio Other Spaces, wird als Lichtkunstwerk konzipiert: Sensoren messen Wetter- und Witterungsänderungen und übersetzen diese in subtile Lichteffekte, die das Gebäude vor allem bei Nacht zu einer pulsierenden Skulptur machen sollen. Dabei folgt das gesamte Gebäude laut Projektbeteiligten einem nachhaltigen Baukonzept, mit einer CO2-reduzierten Bauweise und der Verwendung von wiederverwendbaren Bauteilen.
Elbphilharmonie und Miniaturwunderland
Als Destination der HafenCity ‚mit Strahlkraft‘ gilt bereits seit seiner Eröffnung 2017 Hamburgs Konzerthaus an der Elbe: die Elbphilharmonie. Rund 3,3 Millionen Konzertliebhaber:innen besuchten bislang mehr als 2.900 Konzerte. Die meistgespielten Komponisten waren dabei Ludwig van Beethoven (486 Mal), Wolfgang Amadeus Mozart (390 Mal) sowie Johann Sebastian Bach (350 Mal). Zudem genossen bereits rund 14,5 Millionen Plaza-Besucher:innen den 360°-Panorama-Blick über Hamburg. In Sichtweite – und in fußläufiger Entfernung – findet sich mit dem Miniatur Wunderland Hamburg eine weitere Touristenattraktion. Im Top-100-Ranking der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) für die beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands ist das MiWuLa 2022 auf Platz 1 gewählt worden – zum fünften Mal in Folge. Auf gut 1.500 Quadratmetern fahren über 1.000 Modelleisenbahnen. Insgesamt 289.000 Figuren bevölkern das Umfeld der größten Modelleisenbahn der Welt, in das bereits über eine Million Baustunden und 37 Millionen Euro an Baukosten geflossen sind.
Wohnen, arbeiten und studieren in der HafenCity
Noch gilt die HafenCity als größte Baustelle Europas – bislang wurde etwa die Hälfte der im Masterplan angedachten Gebäude fertiggestellt – doch die Bilanz des 15-jährigen Stadtteilgeburtstags kann sich sehen lassen. Rund 4.000 Wohneinheiten wurden fertiggestellt und etwa 8.000 Menschen sind in der HafenCity zuhause, davon überdurchschnittlich viele Familien. Etwa 930 Unternehmen haben bislang rund 15.000 Arbeitsplätze geschaffen, insgesamt sollen es bis zu 45.000 Arbeitsplätze werden. Darüber hinaus stärken die HCU HafenCity Universität (seit 2014), die KLU Kühne Logistics University (seit 2010) und die MSH Medical School Hamburg (seit 2010) den Wissenschaftsstandort Hamburg.
ys/sb