Hamburg

Weltfrauentag: Höchststand von Unternehmenslenkerinnen im Mittelstand

6. März 2023
Auch in Hamburg führen und gründen immer mehr Frauen. Ein branchenübergreifender Blick auf Hamburgs Unternehmenslenkerinnen

„Noch nie gab es in Deutschland so viele kleine und mittlere Unternehmen mit einer Frau an der Spitze wie zurzeit“, so das Ergebnis einer KfW-Erhebung im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März. Inzwischen gibt es rund 757.000 Frauen in leitender Position. Das sind etwa 150.000 Frauen mehr als im Jahr zuvor. Jedes fünfte mittelständische Unternehmen wurde 2022 von einer Frau geführt. Und auch in Großunternehmen nimmt die Frauenquote zu, wenn auch nicht so stark wie im Mittelstand. Die Vorstände der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland waren im Jahr 2022 zu 16 Prozent mit Frauen besetzt. Auch Hamburg kann sich in dieser Beziehung sehen lassen. Der Dax-Konzern Beiersdorf bringt es bei sieben Vorstandsmitgliedern auf drei Vorstandsfrauen: Astrid Hermann, verantwortlich für Finanzen, Nicola D. Lafrentz im Bereich Human Resources und Grita Loebsack in der Verantwortung für die Marke Nivea. Bis 2025 will Beiersdorf die Geschlechterparität auf allen Führungsebenen erreichen. Vincent Warnery hat dazu im April letzten Jahres den CEO Pledge des LEAD Networks zur Förderung von Frauen unterzeichnet. „Ich bin überzeugt, dass ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf allen Ebenen nicht nur unsere Innovationskraft stärkt, sondern uns auch zu einem attraktiveren Arbeitgeber für internationale Talente macht“, so der Vorstandsvorsitzende.

Hamburger Gründerszene und Wissenschaft

Auch im Gründer:innenumfeld rückt das Ziel ausgeglichenes Geschlechterverhältnis“ näher. 42 Prozent aller Existenzgründungen gingen 2021 auf das Konto von Frauen. Im Jahr zuvor waren es ‚nur‘ 38 Prozent, so das Ergebnis des KfW-Gründungsmonitors 2022. Um diese Entwicklung weiter zu befördern, hat Hamburg im August das Programm Female Founders etabliert: Mit einem kostenlosen Online-Programm werden Frauen auf ihrem Weg von der Gründung bis zur Skalierung ihres Unternehmens unterstützt. Klar auf Skalierungskurs ist Traceless Materials. Die Gründerinnen, Dr. Anne Lamp und Johanna Baare, haben eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen (Bio-)Kunststoffen entwickelt und sind dafür bereits mehrfach ausgezeichnet worden – etwa mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Startup 2022. Das Bioökonomie-Startup ist eine Ausgründung der Technischen Universität (TU) Hamburg. Verantwortlich für die strategische Entwicklung des Bereichs Forschung an der Hochschule ist Professorin Irina Smirnova. 2020 wurde sie als erste Frau in der TU-Geschichte ins Amt der Vizepräsidentin für Forschung gewählt. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg steht mit Professorin Ute Lohrentz ab Mai eine Frau ganz oben an der Spitze. Der Senat der Hochschule hat am 15. Dezember 2022 die bisherige Dekanin der Fakultät für Wirtschaft und Soziales im ersten Wahlgang einstimmig zur neuen Präsidentin der Hochschule gewählt.

Traceless-Gründerinnen Johanna Baare und Anne Lamp

Gastgewerbe ist weiblich geprägt

Ganz oben an der Spitze steht seit gut vier Jahren auch Madeleine Marx. Und das bedeutet im Falle der Direktorin des Hotels The Westin Hamburg mindestens 40 Meter über der Elbe. Das 2016 im Gebäude der Elbphilharmonie eröffnete Hotel erstreckt sich über 21 Etagen und ist Teil der Marriott International Group, vor Beginn der Pandemie immerhin die umsatzstärkste Hotelgruppe der Welt. Die jüngst bei der Landespressekonferenz verkündeten Zahlen zur Tourismusbilanz 2022 belegen jedoch eine rasante Erholung der Hamburger Tourismusbranche. Und der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit, der in diesem Jahr von der Stadt Hamburg ausgerichtet wird, findet in der Elbphilharmonie statt – was Madeleine Marx einen Extraschub Gäste bescheren dürfte. Marx‘ Metier ist weiblich geprägt: Der Frauenanteil liegt laut dem Dehoga Zahlenspiegel 2021 bei 61,8 Prozent.

The-Westin-Direktorin Madeleine Marx

Kulturlenkerinnen in Hamburg

Im Theaterumfeld hingegen sind Frauen eher unterrepräsentiert. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie von 2021, die in 22 europäischen Ländern, 4.000 Theatermitarbeiter:innen und 11.500 Künstler:innen in 650 Aufführungen untersucht hat. Eines der größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum hingegen – das Deutsche Schauspielhaus Hamburg – wird seit der Spielzeit 2013-14 von Karin Beier geführt. Die inszenierende Intendantin wurde 2017 für ihre herausragende Arbeit am Theater mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Auch das Konzept des Opernloft wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Bühne im Alten Fährterminal Altona wird von einem weiblichen Dreigestirn geleitet. Yvonne Bernbom, Inken Rahardt und Susann Oberacker möchten ‚Theater-Neulingen‘ den Einstieg in das Genre Oper erleichtern. So dauert jede Oper lediglich 90 Minuten und eigene Formate, wie der Opern-Slam „Sängerkrieg“ oder Krimiopern, sollen die Hochkultur-Hemmschwelle senken – und das mit Elbblick.
ys/sb

Opernloft-Theaterleitung Susann Oberacker, Yvonne Bernbom und Inken Rahardt

Quellen und weitere Informationen

Gender Pay Gap in Hamburg

Trotz aller positiven Entwicklungen fällt die Bezahlung häufig noch unterschiedlich aus. Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Hamburg lag 2022 bei 18 Prozent, so das Ergebnis einer Erhebung des Statistikamts Nord. Demnach verdienen Männer im Durchschnitt 4,96 Euro mehr pro Stunde. Deutschlandweit betrug die unbereinigte Gender Pay Gap 2022 ebenfalls durchschnittlich 18 Prozent. Ausschlaggebend für diesen Unterschied sei vor allem, dass Frauen eher in Branchen und Berufen arbeiten, die schlechter bezahlt werden. Zudem sind Frauen laut Statistikamt Nord häufiger in Teilzeit beschäftigt als Männer.

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