Zwar hätten die Obduktionen der Verstorbenen gezeigt, dass die Covid-19-Erkrankten trotz Blutverdünnungsmitteln noch Blutgerinnsel in den Lungenschlagadern aufweisen konnten, dennoch: „In der statistischen Auswertung zeigten sich aber längere Überlebenszeiten seit der erfolgten Therapieumstellung. Das ist ein wichtiger Erfolg der gemeinsamen Forschung und unterstreicht die Bedeutung der Rechtsmedizin für die Lebenden. Jetzt bedarf es Studien, die unsere Ergebnisse mit den Daten von überlebenden Intensivpatientinnen und -patienten vergleichen“, sagt Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE.
Die infolge einer UKE-Studie angepasste, empfohlene Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten mit Blutverdünnungsmitteln zeigt Erfolge: Das hat die Auswertung der im vergangenen Jahr vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführten Obduktionen bestätigt. Im Mai 2020 hatten UKE-Forschende veröffentlicht, dass das Coronavirus in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führt. Daraufhin wurden die bundesweit geltenden Leitlinien für die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten angepasst. Seitdem wird darin empfohlen, diese nach individueller Risikoeinschätzung mit einem Blutverdünnungsmittel zu behandeln.
Covid-19: längere Überlebenszeiten durch Blutverdünnungsmittel
UKE – mehr als 700 Sterbefälle untersucht
Insgesamt hat das Institut für Rechtsmedizin seit Beginn der Pandemie im Auftrag der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration eine Evaluation von 735 SARS-CoV-2 assoziierten Todesfällen des Kalenderjahres 2020 durchgeführt. Bei 618 Fällen stellten die UKE-Forschenden eine Covid-19-Erkrankung als Todesursache fest, konkret starben die meisten Infizierten an einer Lungenendzündung oder an den Folgen einer Thrombose. In sieben Prozent der Fälle waren die Verstorbenen zwar mit dem SARS-CoV-2-Erreger infiziert, die Infektion war aber nicht todesursächlich.
Deutsche Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien unter Leitung des UKE
Darüber hinaus fanden die UKE-Wissenschaftler*innen heraus, dass Hamburger Covid-19-Verstorbene meistens mehrere Vorerkrankungen hatten, wie Bluthochdruck, eine chronische Niereninsuffizienz oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Zudem waren 75 Prozent aller Todesopfer älter als 76 Jahre. Die Ergebnisse fließen in das gemeinsam vom UKE und der Uniklinik RWTH Aachen geleitete Deutsche Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien (DEFEAT PANDEMIcs) ein, ein Projekt des Netzwerks Universitätsmedizin. Ziel ist der Aufbau eines deutschlandweiten Obduktionsnetzwerks für den Pandemiefall, um schnell, systematisch und standardisiert Daten, Biomaterialien und Erkenntnisse möglichst vollständig, umfassend und zeitnah zu erfassen, zusammenzuführen und den Netzwerkpartnern zur Auswertung zur Verfügung zu stellen.
sb