Metropolregion Hamburg

So geht’s: eine Existenzgründung im ländlichen Raum

28. Juli 2025
Ein urbanes Startup-Ökosystem gilt als Nährboden für Gründungen. Dass es manchmal auch ohne geht, zeigt ein Beispiel aus einem 2.000-Seelen-Dorf in der Metropolregion Hamburg

Co-Working-Spaces, gemeinschaftliche Labore und Startup-Inkubatoren: Solche Einrichtungen sind ideal für alle, die aus einer Idee ein Business machen wollen. In der Metropolregion Hamburg gibt es solche Lehrbuch-Strukturen – allerdings meist in großen Städten. Dennoch: Auch auf dem Lande ist Innovation möglich. Ein fabelhaftes Beispiel dafür ist Jen Martens mit ihrem Unternehmen ŌMAKA Naturkosmetik aus Sandesneben. Sandesneben liegt im Herzogtum Lauenburg, etwa in der Mitte zwischen Hamburg und Lübeck. Das Dorf zählt nicht einmal 2.000 Einwohner:innen. Co-Working-Space? Fehlanzeige. Aber: „Auf dem Land wohnen und trotzdem ein Business starten – das geht. Die Digitalisierung macht’s möglich“, sagt die Unternehmerin, Speakerin und Mutter von zwei Kindern, Jen Martens. ŌMAKA stellt vegane, zertifizierte Naturkosmetik wie Shampoos und Pflegeprodukte für Menschen mit lockigen Haaren her. 

Geschäftsidee: Veganes, festes und natürliches Shampoo 

Gegründet hat die gebürtige Hamburgerin ihr Unternehmen 2019: „Damals bin ich mit meinem ersten Kind an der Hand und hochschwanger mit dem zweiten zum Amt gegangen: ‚Sind Sie sich wirklich sicher mit der Existenzgründung?‘, hat mich die Mitarbeiterin gefragt“, so Jen Martens lachend. Dabei hatte sie erst ihre Mutterschaft auf die Geschäftsidee gebracht: „Als ich schwanger war, habe ich mich gefragt, wie ich die Haare meines Kindes pflegen soll. Denn in der Drogerie fand ich kein Shampoo für mein Haar, das vegan und möglichst natürlich war.“ Also hat Jen Martens angefangen zu experimentieren, sich von Anleitungen aus dem Internet inspirieren lassen, immer wieder Neues ausprobiert. Manch Versuch ging schief: „Aber irgendwann hatte ich ein Shampoo entwickelt, mit dem sich mein Haar richtig gut pflegen ließ“, sagt sie. Als Mitbringsel verschenkte sie es an Freund:innen und Familienmitglieder. Und dann kam die Nachfrage.

Porträtfoto der Unternehmerin Jen Martens
Unternehmerin Jen Martens. Laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel haben deutsche Verbraucher:innen 2024 über 3,8 Milliarden Euro für Haarpflegeprodukte ausgegeben

Existenzgründung via Learning by Doing

„Irgendwann habe ich realisiert, dass es vermutlich einen Markt für mein Shampoo gibt“, sagt Jen Martens. Und dann hat sie sich Stück für Stück herangetastet an die Existenzgründung: einen Businessplan geschrieben, eine Marketingstrategie entwickelt, Kontakte geknüpft für den Vertrieb. Unterstützt wurde sie von den Handelskammern in Schleswig-Holstein und Hamburg, außerdem von Grace – einem Accelerator für Female Entrepreneurship, Empowerment und Diversity. Ziel des Projekts aus Berlin ist es, Frauen mit Gründungsambitionen oder in Führungspositionen zu unterstützen, unter anderem mit Mentoring, Coaching und Gründungswissen: „Der Accelerator hat mir Zugang zu einem Netzwerk von Gründerinnen und Mentorinnen verschafft. Alles lief online. Durch die digitalen Möglichkeiten konnte ich mir wertvollen Support holen – auch in Sandesneben.“ Und heute? Inzwischen beschäftigt Jen Martens mit ihrem Unternehmen ŌMAKA drei Mitarbeiterinnen. 2023 hat sie den Existenzgründerpreis der Lübecker Wirtschaft gewonnen. Ihre Shampoos, Conditioner und Seifen sind im Onlinehandel bei einer großen Drogeriekette gelistet und in verschiedenen Geschäften auch im stationären Handel erhältlich.

Zahlreiche Anlaufstellen für Gründer:innen 

Was Jen Martens klugen Köpfen mit auf den Weg gibt? Existenzgründungen können auch auf dem Land funktionieren. Die Zahlen geben ihr Recht: Im Flächenland Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr 3.866 Betriebe gegründet. Laut Statistikamt Nord sind das sieben Prozent mehr als im Vorjahr. In allen Landkreisen der Metropolregion Hamburg gibt es Wirtschaftsfördergesellschaften, die zu Themen wie Existenzgründung oder Förderung beraten und Kontakte vermitteln zu Gründer- und Technologiezentren, Innovationshubs, FabLabs, Inkubatoren etc. Speziell für Frauen gibt es in der Metropolregion Hamburg jede Menge besondere Fördertöpfe, Beratungsstellen, Mentoringprogramme oder Initiativen. Zahlreiche Infos bündelt auch das bundesweite Existenzgründungsportal: Hier gibt’s Tipps für spezielle Zielgruppen – etwa für Gründungen aus der Wissenschaft, in bestimmten Branchen oder von klugen Köpfen mit Einwanderungsgeschichte.

ŌMAKA soll weiter wachsen

Auch fernab von Hotspots können also aus Ideen Unternehmen wachsen. Und wie geht’s weiter im beschaulichen Sandesneben? „Ich arbeite daran, dass meine Produkte stärker im stationären Handel zu finden sind“, erklärt ŌMAKA-Chefin Jen Martens: „Menschen mit Afrohaar und Locken sollen sich gesehen und gewertschätzt fühlen – weil echte Vielfalt im Denken beginnt und in unserer Haarpflege Ausdruck findet.“
agu/kk

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