„Der tisch ist entstanden, weil die Leute in Schwerin einen solchen Ort einfach brauchen. Ich wollte meine Heimatstadt mitgestalten“, sagt Elisa Witt. 2019 eröffnete sie deshalb mit ihrem Konzept. Es entstand ein Raum für kreative Köpfe zum temporären Arbeiten und zum Entwickeln von Projekten, aber auch ein Platz für die Schweriner:innen und ihre Gäste, um entspannt eine Limo zu trinken und zu plaudern. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn der tisch gewachsen ist. Im vergangenen Herbst ist Elisa Witt mit ihrem Co-Working-Café umgezogen – und hat sich vergrößert von rund 100 auf gut 350 Quadratmeter. In den hellen Räumen in der zauberhaften Schweriner Altstadt gibt es ruhige Plätze zum Arbeiten, aber auch gemütliche Ecken zum Kaffeetrinken und einen Konferenzraum, der für Meetings oder Veranstaltungen genutzt werden kann.
„Ich wünsche mir, dass Menschen ihre Bubble verlassen und andere kennenlernen, mit denen sie sonst vielleicht nie in Berührung kommen“, sagt die Schwerinerin Elisa Witt. Einen solchen Ort vermisste sie, als sie 2018 in ihre Heimatstadt zurückkehrte. Nach Stationen in Kiel, Rostock und Hamburg war der Neuanfang in Schwerin zunächst eher unfreiwillig – doch die Mieten in Mecklenburg-Vorpommern waren einfach erschwinglicher. Arbeiten wollte die Kulturmanagerin weiter in Hamburg, schließlich fährt der ICE von Schwerin nach Hamburg nicht einmal eine Stunde. Der Neustart klappte gut, eine bezahlbare Wohnung war schnell gefunden. Aber eins fehlte Elisa Witt: ein Ort, an dem sie ihren Laptop aufklappen konnte, um flexibel zu arbeiten und Netzwerke zu knüpfen. So entstand die Idee diesen Ort selbst zu gründen: ihr Co-Working-Café „tisch“.
Auf 350 Quadratmetern: Mix aus Café und Co-Working

Projekte für gemeinschaftliches Arbeiten
Inzwischen ist Elisa Witt nicht mehr die Einzige, die im Nordosten der Metropolregion Hamburg Möglichkeiten für modernes Arbeiten und Vernetzung schafft. Auch abseits von Großstädten entstehen immer mehr Angebote und Strukturen für Gründer:innen und kreative Köpfe. In Ludwigslust etwa hat das DeveLup eröffnet, wo Startups einiges geboten wird: günstige Räume plus schnelles Glasfaser-Internet sowie Weiterbildungs- und Coachingangebote, aber auch einen Maker Space mit Werkzeug und 3D-Drucker. In Grabow, einer Kleinstadt 50 Kilometer südlich von Schwerin, gab es im vergangenen Jahr den Summer of Pioneers. 20 Kreative und Digitalarbeitende wohnten und arbeiteten gemeinsam zur Probe auf dem Land. Auch in Wismar wird experimentiert: Dort findet im September das Über Morgen - Zukunftsfestival MV statt. Hier diskutieren Akteur:innen aus Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesellschaft interdisziplinär. Themen sind unter anderem enkeltaugliche Geschäfts- und Arbeitsmodelle, nachhaltige Bildungskonzepte oder die Transformation ländlicher Räume. Mitmachen ausdrücklich erwünscht!
„Das Gute in Schwerin ist, dass man hier schnell im Gespräch ist“
Zurück im tisch in Schwerin: Das eigene Café war für Gründerin Elisa Witt ein Sprung ins kalte Wasser, aber trotz hoher Fixkosten für Personal und Miete hat sie sich den Schritt zugetraut: „Das Gute in Schwerin ist, dass man hier schnell im Gespräch ist. Man läuft in so einer kleinen Stadt auch mal dem Oberbürgermeister über den Weg.“ Also hat die Schwerinerin viel getrommelt für ihre Idee. Erfolgreich. Beim Innenstadtwettbewerb „Erfolgsraum Altstadt“ der IHK hat sie die Jury überzeugt und bekam dadurch wertvolle Unterstützung. Ihr Motto: Wenn andere zweifeln, packt sie einfach an. Weil zusammen vieles leichter geht, hat sie sich von Anfang an vernetzt zum Beispiel mit den Wirtschaftsjunioren Schwerin, dem Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin oder der Gründungswerft. So konnte sie von den guten Erfahrungen anderer lernen, aber auch für ihren tisch werben. Das Beste an der alten Heimat: auch die Familie von Elisa Witt stand parat zum Helfen.

Co-Working spricht viele Zielgruppen an
Ein typisches Saisongeschäft gibt es im tisch nicht. Wie viele Gäste kommen, wer kommt – das ist immer unterschiedlich: „Vor ein paar Tagen saßen hier zum Beispiel zwei Abiturientinnen, die zusammen gelernt haben, neben einem Pastor, der an einer Predigt gearbeitet hat. Und daneben war eine Frau, die gerade ihren Job als Geschäftsführerin gekündigt hatte, um sich als Coachin selbstständig zu machen. Genauso habe ich mir das gewünscht.“ Und ja, sie würde ihren tisch noch einmal an den Start bringen. Für die Zukunft ist ihr Ziel, dass alles etwas „geschmeidiger“ läuft. Viele Coworking-Spaces haben Verträge mit Unternehmen, deren Mitarbeiter:innen dort arbeiten. Mit mehr Firmen an Bord lassen sich Einnahmen besser kalkulieren. Mehr solcher Verträge wären ein wichtiger Schritt: „Der Druck ist hoch. Man darf keine schwachen Nerven haben für so einen Laden.“ Trotzdem bereut sie den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Bei ihren früheren Jobs stellte sich oft irgendwann Routine ein, sodass sie immer mal wieder wechselte: „Seit fast sechs Jahren arbeite ich nun wahnsinnig gerne für diese Idee. Jeden Tag kommen Leute und sagen: ‚Danke, dass du das machst, es ist so schön hier.“
agu/kk
Quellen und weitere Informationen
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