Energiewende

Pilotanlage der HAW Hamburg: vom Abfall zum klimaneutralen Kraftstoff

6. Februar 2023
Wie am Campus Bergedorf Abfallstoffe in klimaneutralen schwerölfreien Erdölersatz umgewandelt werden

Was nach Science-Fiction klingt, wird am Campus Life Sciences der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg-Bergedorf zur Realität: Eine kürzlich eingeweihte Pilotanlage soll Abfallstoffe wie Altfette und Plastikabfälle in einen klimaneutralen schwerölfreien Erdölersatz umwandeln. Die im Rahmen des Forschungsprojekts „READi-PtL“ entstandene Anlage, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 655.200 Euro unterstützt, ist auf eine Jahreskapazität von 100 Tonnen ausgelegt. Aus dem Erdölersatz können zum Beispiel Kunststoffe und flüssige Kraft- und Brennstoffe aller Art hergestellt werden. Letztere könnten vor allem im Schwerlasttransport eine klimaneutrale Alternative bieten. 

Nachhaltige Kraftstoffe zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors 

Das Forschungsprojekt „READi-PtL" ist Teil der X-Energy-Forschungspartnerschaft am Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. Neben der Forschungsgruppe „Verfahrenstechnik“ der HAW sind auch die Unternehmen Nexxoil und Krebs Brüggen Sekundärrohstoffe als Partnerfirmen an dem Vorhaben beteiligt. „Das CC4E ist ein tolles Beispiel für die Innovationskraft der Wissenschaft in Hamburg“, sagt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. „Hier arbeiten Forschende verschiedener Disziplinen gemeinsam an der Bewältigung der heutigen und zukünftigen Herausforderungen der Energiewende.“ Denn im Schwerlastbereich wie dem Schiffs- und Flugverkehr biete Elektromobilität nur begrenzte Möglichkeiten, ergänzt Prof. Dr. Werner Beba, Leiter des CC4E. Die Produktion nachhaltiger Kraftstoffe könne einen Beitrag zur Dekarbonisierung im Verkehrssektor leisten. Das mache das READi-Verfahren mit der Pilotanlage zu einer greifbaren Schlüsseltechnologie künftiger Kraftstoffversorgung.

Readi-Verfahren: Wasserstoff als Energieträger und geringer Stromverbrauch

„Bei der Verfahrensentwicklung standen drei Ziele im Vordergrund: Nachhaltiger Klimaschutz auf Abfallbasis, Effizienzsteigerung und Kostensenkung“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Thomas Willner, Projektleiter von „Readi-PTL". Das habe zu einem preisgünstigen innovativen Konzept geführt, bei dem die Produktion dort stattfinden kann, wo die Abfallstoffe anfallen. Es minimiere den Transportaufwand und mache bisher nicht nutzbare Ressourcen verfügbar. Das Readi (Reactive Distillation)-Verfahren ermöglicht somit die regionale Produktion von klimaneutralen Kraftstoffen. Bei der Aufbereitung des Erdölersatzes kommt unter anderem Wasserstoff als Energieträger zum Einsatz, außerdem sei der Stromverbrauch sehr gering. Die neue Pilotanlage soll auch Erkenntnisse liefern, wie der Prozess auf die industrielle Produktion übertragen werden kann.
nj/mm

Quellen und weitere Informationen

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