Schon früher in ihrer beruflichen Karriere habe sie sich immer geweigert, Tierversuche durchzuführen, erzählt Schneider. Stattdessen habe sie ausschließlich an humanen Zellen gearbeitet, die sie aus Kliniken bekam. „Auch dieser Anspruch lässt sich mit einem eigenen Unternehmen deutlich leichter erfüllen“, sagt die Gründerin der Lübecker Firma. Von großer Bedeutung für den Erfolg der Arbeit der Nandatec GmbH sei die Kooperation mit Partnern. Die Mitarbeiter des Unternehmens nutzen unter anderem Labore in Lübeck, Kiel, Flensburg und Hamburg, um ihre Forschung an hochmodernen und entsprechend teuren Geräten durchzuführen. Um die Zusammenarbeit zu stärken, hat Schneider als Ideengeberin ein Netzwerk mitgegründet, das Nano-FunDuS.
Der Wunsch danach, sich forscherisch ausleben zu können, machte Dagmar Schneider 2013 zur Gründerin. „Ich wollte schon immer meine eigene Firma haben, um meine eigenen Ideen zur Entfaltung bringen zu können“, sagt Schneider, die früher unter anderem Laborleiterin im Fraunhofer Institut für Marine Biotechnologie in Lübeck war und nun Nandatec leitet, ein Unternehmen für Nanobiotechnologie, das mit biokompatiblen Nanopartikeln umweltverträglichere Anwendungen unter anderem für den Life-Science-Bereich entwickelt.
Eigene Ansprüche verwirklichen
Durch Zufall zur Geschäftsidee
Der Grundgedanke für ihr heutiges Arbeitsfeld entstand durch einen Zufall: Schneider stieß eines Tages wieder auf Nanopartikel, die sie vier Jahre zuvor hergestellt hatte und die seitdem bei Raumtemperatur in einem Regal gestanden hatten. „Sie hatten sich überhaupt nicht verändert. Die weitere Untersuchung der Partikel brachte mich schließlich zu unserem heutigen Hauptprodukt, dem biozidfreien CLEANS1®”. Es wird als biozidfreie Antifouling-Beschichtung eingesetzt, die Boote vor Algenbewuchs schützen soll. Weitere Anwendungsfelder finden sich beispielsweise im Life-Science-Bereich, wo mit Hilfe der Technologie Sensoren für medizinische Schnelltests entstehen, oder in der Lebensmittelindustrie: Das Produkt sei laut Schneider in geringerer Konzentration theoretisch sogar essbar, daher biete es die Möglichkeit, Lebensmittelverpackungen wie etwa Beschichtungen verträglich zu ersetzen.
Toxische Mittel ersetzen
Kunden für die Produkte finden sich in der chemischen genauso wie in der pharmazeutischen Industrie, aber – wie im Fall der Antifouling-Beschichtung – auch beispielsweise unter Sportbootseglern. Ziel ist es laut Schneider, die Menschen zu überzeugen, von den toxischen Mitteln umzusteigen auf ein bioverträgliches Produkt. Die Kosten für den Unterwasseranstrich eines Bootes aus Glasfaserkunststoff seien daher vergleichbar mit denen für einen chemischen Anstrich und lägen bei 37 bis 40 Euro pro 500 Milliliter.
Den Fokus auf die Bioverträglichkeit der Produkte zu legen, war schon zur Gründungszeit im Jahr 2013 das Hauptanliegen Schneiders und ihres Team, das übrigens – nicht unbedingt typisch in der Wissenschaft – deutlich weiblich geprägt ist. „Damals fanden es einige noch lustig, dass uns dieser Punkt so wichtig ist. Heute ist das Thema in aller Munde”, so die Unternehmerin.
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