Logistik

Mit Kooperation und Digitalisierung in die (logistische) Zukunft

18. März 2025
Plattformökonomie, Startup-Umfeld und der kommende Fehmarnbelt-Tunnel – ein Blick auf den Logistik-Standort Hamburg

Schnurrt die Wirtschaft, geht’s auch der Logistik gut. Ein Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,2 % im Jahr 2024 dagegen schlägt sich auch in den Auftragsbüchern logistiknaher Unternehmen nieder. Zumal es sich um das zweite Negativergebnis in Folge handelt. Bereits 2023 war das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 % gesunken. Und so meldet die Bundesvereinigung Logistik (BVL) in ihrem Logistik-Indikator Januar 2025: „Auf das kommende halbe Jahr blickten die Teilnehmenden nochmals sorgenvoller als am Ende des vergangenen Jahres.“ Auch Professor Hanno Friedrich von der Kühne Logistics University (KLU) bestätigt einen konjunkturbedingten Rückgang der Logistikwirtschaft in 2024, doch er sagt auch: „Die langfristigen Prognosen sind deutlich positiver“. Tatsächlich prognostiziert Statista ein internationales Marktvolumen von mehr als 14,08 Billionen US-Dollar bis 2028. Wie lässt sich diese optimistische Einschätzung realisieren?

Effizienz und Nachhaltigkeit steigern

„Dies kann durch eine stärkere Professionalisierung der Logistik gelingen, da ist eindeutig noch Luft nach oben“, erklärt Friedrich und betont die Notwendigkeit von Kooperation. „Es bringt vielfältige Vorteile, sich in Netzwerken zu organisieren und zu arbeiten, etwa um die Auslastung zu optimieren.“ Das gelte besonders für das Supply-Chain-Management, so Friedrich. Hier verfolgen gerade kleine und mittelständische Unternehmen immer noch individuelle Prozesse und Systeme, was Koordination und Transparenz erschwere. „Durch den Austausch von Informationen und Best Practices lassen sich Effizienz, aber auch Nachhaltigkeit steigern. Mit Tracking-Informationen entlang der gesamten Lieferkette können verursachungsgenau Probleme bei der Nachhaltigkeit identifiziert und ausgeräumt werden.“

Professor Hanno Friedrich sitzt in seinen Büro in der Kühne Logistics University mit Blick auf die Elbphilharmonie
Professor Hanno Friedrich von der Kühne Logistics University

Datengetriebene Transparenz nutzen

Als ein Beispiel nennt Friedrich, zu dessen Forschungsschwerpunkten Verkehrsökonomie, Güterverkehrsnachfragemodellierung oder Risikomanagement in Transport und Logistik zählen, die hohe Zahl der Lkw-Leerfahrten auf Deutschlands Straßen. So gab es 2023 laut Kraftfahrt-Bundesamt gut 142 Millionen Leerfahrten in Deutschland, die von ohnehin rar gesäten Fahrern ohne Ladung absolviert werden. „Lösungsansätze bieten Plattformen und digitale Marktplätze, die eine bessere Koordinierung der Fahrten ermöglichen, aber auch Spediteuren zu mehr Transparenz in der Lieferkette verhelfen.“ Viele dieser Plattformen ermöglichen eine datengetriebene Transparenz, die Kosten senkt, Zeit spart und den CO2-Ausstoß reduziert. „Für mehr Nachhaltigkeit engagiert sich etwa das Hamburger Startup Shipzero, das eine Datenplattform für das Emissionsmanagement in Transportketten entwickelt hat“, so Friedrich.

Logo des Digital Hub Logistics: Ein verknoteter Tampen
Digital Hub Logistics: Hafen für Startups

Heimathafen für Logistik-Startups

Unterstützung finden Startups im Digital Hub Logistics in der Hamburger Speicherstadt. Der Innovationsspace für die Logistik und den Handel verbindet auf über 3.200 Quadratmetern Startups, Unternehmen, Investoren und Forschung und erleichtert den Zugang zu Schlüsselakteur:innen im nationalen und internationalen Ökosystem. Eines der jüngsten Zugänge: Hyperfox aus Belgien. Das auf eine KI-gestützte Auftragsautomatisierung spezialisierte Startup sammelte im Januar 3,2 Millionen Euro in einer Seed-Runde ein. Mit der Eröffnung eines Hamburger Büros im Februar treibt das Unternehmen seine Expansion in Deutschland voran. „Hamburg ist ein wichtiger Logistikknotenpunkt, Heimat des drittgrößten Hafens Europas und eines florierenden Ökosystems von Supply-Chain- und Logistiktechnologieunternehmen“, heißt es in der Pressemitteilung zur Begründung.

Baustelle-Fehmarnbelt Tunnel auf der Puttgardener Seite: Ein Baggerschiff in Aktion
Fehmarnbelt-Tunnel auf der Puttgardener Seite

Großes Potenzial: Fehmarnbelt-Tunnel

Von noch größerem Interesse für in- und ausländische Unternehmen könnte Hamburg durch die geplante Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels werden. Das Bauwerk soll die Fahrten von Puttgarden nach Rødbyhavn auf 7 Minuten mit dem Zug bzw. 10 Minuten mit dem Auto verkürzen – bislang braucht die Fähre 45 Minuten. Damit halbiert sich die Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen auf 2,5 Stunden und macht Reisen zwischen Deutschland und Dänemark sowie zwischen Skandinavien und Mitteleuropa bequemer und schneller. Der mit rund 18 Kilometern wohl längste Absenktunnel der Welt ist somit ein wesentlicher Bestandteil eines europäischen Transportkorridors und soll neue Arbeitsplätze, wirtschaftliche Impulse und einen Beitrag für den Klimaschutz bieten. Ob die gewünschten Effekte zur Stärkung der Wirtschaftsregion eintreten, wird sich ab 2029 zeigen. Dann soll der Tunnel fertig sein. Professor Friedrich jedenfalls ist überzeugt: „Der Fehmarnbelt-Tunnel ist ein Projekt, mit großem wirtschaftlichem Potenzial für die Metropolregion Hamburg.“
ys/sb

Quellen und weitere Informationen

Logistikbranche Hamburg

Als globale Drehscheibe zwischen Übersee, Mittel- und Osteuropa und dem gesamten Ostseeraum zählt Hamburg zu den bedeutendsten Logistikstandorten Nordeuropas. Im Logistikumfeld – zur Branche zählen etwa Unternehmen in Schifffahrt, Umschlag und Lagerei, Luftfracht, Güterkraftverkehr, Kurier-, Express- und Paketdienstleister oder Schienengüterverkehr – sind gut 11.000 Unternehmen mit knapp 89.000 Mitarbeiter:innen tätig, die allein im Bereich Verkehr und Lagerei eine Bruttowertschöpfung von 11,6 Milliarden Euro erwirtschaften.

(Quelle: Handelskammer Hamburg)

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