Die Factory Berlin startete 2014 als Coworking-Space sowie Startup-Campus und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem internationalen und interdisziplinären Netzwerk mit einer vielfältigen und kuratierten Community. Über 4.500 Mitglieder aus über 70 Nationen kommen hier zusammen, Menschen mit unterschiedlichsten Backgrounds, aus verschiedensten Branchen. Ob Tech, Wissenschaft oder Musik, Kunst und Kultur, Solopreneurs, Startups oder Großunternehmen – Was zählt, sind Kreativität und Innovationskraft. In diesem Geist entstand Stealth Mode, ein dreimonatiges Mentoring-Programm für Frauen und nicht-binäre Gründer*innen von (Tech-)Startups in der Early-Stage-Phase. Es soll ihnen in der immer noch von Männern dominierten Startup-Welt mehr Sichtbarkeit verschaffen. Die Vermittlung von Werten spiele hier eine ebenso große Rolle wie die Weitergabe von Fachwissen für den Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens, so die Organisator*innen.
Die Startup-Welt braucht mehr Frauen. Schließlich gelten divers aufgestellte Teams als erfolgversprechender. Doch momentan liegt der Anteil der Gründerinnen in Deutschland nur bei knapp 16 Prozent, so der Female Founders Monitor. Zahlreiche Aktionen und Initiativen wollen das ändern. Dazu gehört auch der Inkubator Stealth Mode, an dem seit Ende September erstmals drei Unternehmerinnen aus Hamburg teilnehmen. Die Idee für das dreimonatige Mentoring-Programm stammt aus dem Innovations-Ökosystem Factory Berlin, Betreiber der Factory Hammerbrooklyn in Hamburg-Mitte. Wir stellen die Unternehmerinnen und ihre Business-Modelle vor.
Factory Berlin – Innovations-Netzwerk mit als 4.500 Mitgliedern aus 70 Nationen
Factory Hammerbrooklyn: Hamburg ist erstmals bei Stealth Mode dabei
Seit Mai 2021 hat die Factory Berlin auch einen physischen Standort in Hamburg: die Factory Hammerbrooklyn. Der umgebaute Expo-Pavillon aus Mailand bietet auf fünf Ebenen zahlreiche Räumlichkeiten, in denen die Community zusammenkommen und sich aktiv austauschen kann. Da liege es nahe, bei der mittlerweile vierten Ausgabe von Stealth Mode den Fokus auf Berlin und Hamburg zu setzen. Von insgesamt 118 Bewerberinnen schafften es zwölf ins Programm, drei davon stammen aus der Hansestadt.
ACTitude hilft bei Stressbewältigung
Eine von ihnen ist Diana Huth, die mit ihrem Startup ACTitude kürzlich das Förderprogramm Media Lift von nextMedia.Hamburg erfolgreich abgeschlossen hat. Sie ist Psychologin und Medienproduzentin und will mit ihrer Plattform helfen, mit Emotionen und Stresssituationen besser umzugehen. Für den Einstieg nutzen sie und ihr Team dafür Videos und Podcasts.
Basierend auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) soll im November ein Onlinekurs veröffentlicht werden, der sich mit dem Thema Stress beschäftigt. Die Gründerin erhofft sich eine Erstattung durch Krankenkassen, denn stressbedingte Ausfallzeiten sind ein hoher Kostenfaktor für Unternehmen. Eine erfolgreiche Stressbewältigung kann also einen erheblichen wirtschaftlichen Nutzen haben.
Vulvani enttabuisiert die Menstruation
Auch Britta Wiebe von Vulvani beschäftigt sich mit einem gesundheitliches Thema. Sie widmet sich mit ihrem Startup der Menstruation, die auch im 21. Jahrhundert noch immer mit Tabus behaftet ist. Mit Vulvani will die Gründerin auf vielfältige Weise für Aufklärung und Sichtbarkeit sorgen. Dazu gehören beispielsweise Stockfotos mit echtem Menstruationsblut statt einer blauen Ersatzflüssigkeit.
Geld verdient das Startup nach eigenen Angaben mit einem Onlineshop und vor allem mit Onlinekursen. Drei gibt es davon inzwischen auf Deutsch und zwei auf Englisch. Die Hamburger IFB Innovationsstarter GmbH ist von dem Geschäftsmodell überzeugt und unterstützt Vulvani über ihr InnoFounder-Programm.
re:love cosmetics macht Kosmetik aus Kaffeesatz
Die dritte Hamburger Teilnehmerin von Stealth Mode #4 ist Elnura Ashimova. Sie hat mit dem Yoga-Startup 8minyoga bereits Erfahrungen als Gründerin gesammelt und steigt mit re:love cosmetics in die Welt der Naturkosmetik ein. Dabei fügt sie dem immer populärer werdenden Prinzip des Upcyclings, also der Nutzung von vermeintlichen Abfällen für hochwertige Produkte, eine weitere Variante hinzu.
Schon früher hat Ashimova Kaffeesatz für ein Peeling der Haut verwendet, jetzt nutzt sie den natürlichen Rohstoff als Basis für ihre Kosmetikartikel (zwei Scrubs und ein Gesichtsöl). Weitere Produkte aus beispielsweise Dattelkernen und Zitronenschalen sollen folgen. Upcycling biete noch viele Möglichkeiten, ist die Gründerin überzeugt.
Stealth Mode hat schon einiges bewirkt
Alle zwölf Stealth Mode-Teilnehmerinnen durchlaufen seit Ende September ein umfangreiches Förderprogramm. Hierfür wird jeder Gründerin eine persönliche Mentorin oder ein persönlicher Mentor an die Seite ‚gematcht‘. Dazu kommen regelmäßige Workshops und Schulungen zu Unternehmensfragen. Abschließender Höhepunkt ist ein Demo Day am 15. Dezember, der für zusätzliche Sichtbarkeit sorgen soll.
Sichtbarkeit für Gründerinnen, die eine Vorbildfunktion übernehmen, ist aber längst nicht der einzige Zweck von Stealth Mode. Das große Netzwerk der Factory Berlin soll für Empowerment, Unterstützung und zahlreiche wertvolle Kontakte sorgen. Sieben Startups aus den früheren Durchgängen haben anschließend eine Förderung erhalten, ein Mentor hat sich zum Investor entwickelt und zwei Teilnehmerinnen haben gemeinsam neu gegründet, so die Organisator*innen. Das lässt hoffen, dass man auch aus Hamburger Sicht von Stealth Mode noch einiges hören wird.
mj/sb