Die Teilnehmenden sollen eine Menge über Toilettenpapier, Lieferketten und wildes Plastik lernen und die Müllsammelstrukturen vor Ort analysieren. „Wildes Plastik“ ist Kunststoffmüll, der weder recycelt noch anderweitig nachhaltig entsorgt wird und den das Startup Wildplastic in Ländern sammelt, in denen es keine funktionierenden Abfallsysteme gibt. Das gesammelte Plastik wird zu „Wildbags“ verarbeitet, als nachhaltige Alternative zu Tüten aus Neuplastik – die im besten Fall nie wieder in der Umwelt landen. Doch allein durch das Zurückführen des Kunststoffs in den Produktionskreislauf können sowohl die Herstellung von neuem Plastik als auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert werden. Durch eine Tüte aus „wildem Plastik" werden laut Wildplastic rund 60 Prozent CO2 eingespart, im Vergleich zur Produktion einer Neuplastik-Mülltüte. Auch das Hamburger Familienunternehmen Otto arbeitet bereits mit Wildplastic zusammen und tauscht Schritt für Schritt herkömmliche Plastikversandtüten gegen nachhaltige „Wildbags“ ein.
Plastikmüll ist zu einem globalen Umweltproblem geworden: Im Jahr 2019 fielen allein in Deutschland 6,28 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, so das Umweltbundesamt. Deshalb hat sich Goldeimer – ein gemeinnütziges Hamburger Unternehmen, das Menschen weltweit den Zugang zu einer gesicherten Sanitärversorgung ermöglichen will – dazu entschieden, ihr Toilettenpapier in Zukunft nicht nur in recyceltem, sondern in „wildem Plastik" zu verpacken. So soll Kunststoff aus der Umwelt in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Ob und wie das möglich ist, will das Sozialunternehmen zusammen mit dem Hamburger Startup Wildplastic herausfinden. Für ein sechsmonatiges Programm kooperieren die beiden Hamburger Unternehmen aktuell mit dem Qualifizierungsprogramm ASApreneurs und Green Worms, einem Sozialunternehmen mit Sitz in Indien.
Bis zu 60 % CO2-Emissionen einsparen
Konsum überdenken
„Das Plastikproblem kriegen wir nur in den Griff, wenn wir sowohl unseren Konsum überdenken als auch das bereits entstandene Plastik aufräumen. Und jede Versandtasche aus Wildplastic leistet dazu einen direkten Beitrag“, so Christian Sigmund, Mitgründer von Wildplastic, in einem Interview über die Zusammenarbeit mit Otto.
Die Goldeimer-Vision: „Alle für Klos! Klos für alle!"
Malte Schremmer, Gründer von Goldeimer, brachte die Erfahrung mit der defizitären Sanitärversorgung während einer Reise durch Burkina Faso zum Gründen. Er fragte sich: Welche Bedeutung haben Toiletten für eine Gesellschaft? Als Tochterunternehmen des gemeinnützigen Hamburger Vereins Viva con Agua stellt Goldeimer heute unter anderem nachhaltige, mobile Komposttoiletten her, die das Unternehmen auch für Festivals zur Verfügung stellt. Und natürlich das „soziale Toilettenpapier“, das bereits aus 100 Prozent Recycling-Papier besteht und in Zukunft vielleicht auch in „wildem Plastik“ verpackt sein wird.
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