Sechs Studierende begaben sich, gemeinsam mit dem Hamburg Institute for Innovation, Climate Protection and Circular Economy (HIICE), einem Tochterunternehmen der Stadtreinigung Hamburg, auf die Suche nach Lösungen für die klimabedingten Überhitzungen in Wohnsiedlungen infolge des Klimawandels. Gerade Betonbauten speichern Wärme und verstärken dadurch in Dürreperioden im Sommer die Hitzeeffekte in der Stadt. Als klimaresiliente Lösung für Innenstädte entwickelten die Nachwuchswissenschaftler:innen Prototypen von begrünten Betonumhausungen für Müllcontainer sowie Grünlösungen für Innenhöfe. Durch die Wärme im Inneren und den Einfluss von Regenwasser von außen entsteht ein Mikroklima, durch das Pflanzen in den Kästen außen wie von selbst wachsen und für Abkühlung sorgen. Dafür gewann das Team den diesjährigen Publikumspreis.
Pandemien, Extremwetter, wachsende Müllaufkommen, Fachkräftemangel: Die Städte von heute sind mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Aber wie können sie diese Aufgaben ebenso nachhaltig wie klimaschützend lösen? Das hat die Hamburg Kreativ Gesellschaft Studierende der Fachbereiche IT-Ingenieurswesen, Design, Stadtplanung und Information der Hochschulen FH Wedel, Akademie Mode & Design (AMD) und HafenCity Universität Hamburg gefragt. Zusammen mit Vertreter:innen von Wirtschaftsunternehmen haben sie seit März spannende Ansätze für sogenannte „Resilient Cities“, also widerstandsfähige Städte der Zukunft, erarbeitet. Die Hamburg News stellen die fünf Prototypen der Cross Innovation Class 2022 vor.
Klima für die Tonne
Mit Chip und Buddy-System gegen Wissensverlust
Einen ganz neue Form des Recruitings haben Studierende zusammen mit Hamburg Marketing entwickelt. Ihr Prototyp ist ein sich mit der Zeit verfärbender Schlüsselanhänger, der an Jobeinsteiger:innen als Werbegeschenk vergeben wird. Am Schlüsselanhänger integriert ist ein Chip, der die Einsteiger:innen bei Interesse mit einer App verbindet. Diese vermittelt bei Bedarf Kontakte zu erfahrenen Buddys aus verschiedenen interessanten Berufsbranchen, die wiederum auf spannende Arbeitgeber und Projekte aufmerksam machen, zu Meet-ups, Treffen oder auch Unternehmensführungen einladen und so den Austausch fördern. Das Team erhofft sich vom Buddy-Programm positive Effekte im Kampf gegen den anhaltenden Fachkräftemangel. Gespräche zur Umsetzung der Idee werden bereits geführt.
Starkregen nutzen
Bedingt durch den Klimawandel erleben Städte zunehmend Phasen lang anhaltender Dürre, die durch Extremwetterlagen mit Starkregen durchbrochen werden. Sie belasten die Abwassersysteme, die für solche Wassermassen oft nicht ausgelegt worden sind. Zusammen mit Entwässerungstechnikern von ACO entwickelten Studierende einen digital gesteuerten Speicher, der diese Abwasser nicht nur klug ableitet und reinigt, sondern auch die Qualität misst, das Wasser aufbereitet und in einen öffentlich zugänglichen Spender zurückführt. Über eine App können Anwohnende den Standort der Spender abfragen und das Wasser zur Bewässerung von Pflanzen nutzen. Die Speicher können sowohl oberirdisch als auch unterirdisch angebracht werden. Ein Prototyp soll im Herbst vorgestellt werden. Mit der Idee gewann das Team ACO den diesjährigen Cross Innovation Class Preis 2022.
Wie Gamification hilft, Müll zu vermeiden
Belohnungssystem und leuchtende Tonnen, mit dieser Idee wollen Studierende zusammen mit der Stadtverwaltung in Frankfurt das Problem zugemüllter Parks und Grünanlagen nach Sommer- und Partywochenenden lösen. Das Besondere an der neu konzipierten Mülltonne ist, dass sie einerseits aufleuchtet, sobald Abfall hineingeworfen wird. Andererseits reagiert ein an ihr integrierter Pfand-Ring bei Abgabe von Leergut ebenfalls mit einem Lichteffekt. Sind Tonne und Pfandring bestückt, leuchten nicht nur beide hell auf, als Gamification-Effekt senden sie auch Lichtimpulse an alle anderen Tonnen in der Umgebung. Als positiver Nebeneffekt erfahren Pfandsammler*innen so, wo sie Pfand einsammeln können, ohne in dreckige Mülltonnen greifen zu müssen.
Bürgerbeteiligung neu gedacht
Im Wald Stadt Labor Iserlohn können Bürger:innen ihre Ideen für eine nachhaltige Stadtentwicklung einbringen. Mit dem Fokus auf digitale Transformation sollen dort, so der Wunsch der Stadt, Projekte vorangetrieben werden, die einerseits die Bürgerbeteiligung stärken, andererseits das Thema Smart City erlebbar machen. In Zusammenarbeit mit Mitarbeiter:innen des Wald Stadt Labor entwickelten Studierende einen bereits anwendbaren 3D-Stadtplan, der sowohl Auskunft über die aktuellen Baumbestände in der Stadt gibt als auch über den Gesundheitszustand der Natur der Region informiert. Sensorisch lassen sich Wege durch die Stadt suchen und hinterlegte Informationen über verschiedene Orte und Plätze abfragen.
sh/sb
Quellen und weitere Informationen
Cross Innovation Class
Studium braucht Praxis. Aus diesem Grund schreibt die Hamburger Kreativ Gesellschaft seit 2018 jährlich ihre Cross Innovation Class aus. Studierende der HafenCity Universität Hamburg, der Fachhochschule Wedel und der Akademie für Mode und Design bekommen jedes Jahr ab März die Möglichkeit in interdisziplinären Arbeitsgruppen konkrete Lösungsansätze für Städte von morgen zu erarbeiten. Ausgehend von Fragestellungen aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik entwickeln Nachwuchsforschende der Fachbereiche IT-Ingenieurwissenschaften, Design, Stadtplanung und Informatik zusammen mit Partnerunternehmen ein Semester lang Prototypen, die auch zum Einsatz kommen sollen. Für 2022/23 ist eine weitere Cross Innovation Class geplant.