Gut investiertes Geld auch für die Stadt Hamburg. 1,01 Milliarden Euro gaben Besucher:innen von Stage-Entertainment-Musicals im Jahr 2022 für Hotels und weitere Aktivitäten in Hamburg aus, so das Ergebnis einer Publikumsbefragung des Musicalunternehmens mit Sitz in Hamburg. Der ‚König‘ der Umsatzbringer: Die deutschsprachige Musicaladaption des Disney-Zeichentrickfilms „The Lion King“ von 1994. „In Hamburg werden wir noch in diesem Jahr insgesamt mehr als 16 Millionen Besucher:innen seit der Deutschlandpremiere des König der Löwen am 2. Dezember 2001 begrüßt haben. Das ist ein absoluten Ausnahme-Musical – übrigens auch weltweit“, betont Stephan Jaekel, Pressesprecher der Stage Entertainment.
Hamburgs Musicals bescheren der Stadt jedes Jahr gut zwei Millionen Besucher:innen – das sind mehr als die Stadt Einwohner:innen hat. „Das hier ist eine der weltgrößten Musicalstädte. Es gibt New York, es gibt London – und eben Hamburg“, betonte Disney Theatrical President Thomas Schumacher anlässlich der Hercules-Weltpremiere in Hamburg gegenüber dem NDR. Dass der Sohn des Zeus die Musicalbühnen der Welt von Hamburg aus erobern soll, und nicht zunächst am Broadway oder im Londoner West End inszeniert wird, ist ein echter Vertrauensbeweis des amerikanischen Unternehmens für den Musicalstandort Hamburg. Die Hercules-Inszenierung werde so zum Vorbild für alle, die weltweit folgen werden, zum Beispiel am New Yorker Broadway. Die Stage Entertainment investierte dazu einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in die Inszenierung, die am 24. März 2024 im Hamburger Stage Theater Neue Flora vor ausverkauften Publikum Premiere feierte.
Musicals als Wirtschaftsfaktor für Hamburg
Die Eiskönigin bis September 2024 verlängert
Auf immerhin mehr als 10 Millionen Gäste weltweit bringt es das Musical Tanz der Vampire. In Hamburg lechzt Graf von Krolock bereits zum 3. Mal nach Blut – nach Spielzeiten 2003 bis 2006 und 2017 bis 2018. „Zahlenmäßig ist Tanz der Vampire so etwas wie der deutsche König der Löwen“, sagt Jaekel und erläutert den besonderen Reiz des Musicals: „Das Stück verbindet Tanz, Gesang und Schauspiel perfekt, erlaubt ein schaurig-ironisch-erotisches Eintauchen in die Phantasiewelt der Vampire und hat dank der theatralischen, wuchtigen Musik von Jim Steinman eine große Fangemeinde.“ Aber auch die Besucherzahlen für Die Eiskönigin, die nach einer Verlängerung um ein Jahr noch bis September 2024 im Stage Theater an der Elbe zu sehen ist, können sich sehen lassen: „Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir die 1,5 Millionen Marke überschreiten. Das ist sensationell“, freut sich Jaekel.
Musical-Premierenjahr 2024: eine Weltpremiere, zwei Deutschlandpremieren
Nach der Weltpremiere im Frühling stehen mit & Julia und MJ – das Michael Jackson Musical im Herbst zudem zwei Deutschlandpremieren der Stage Entertainment in Hamburg auf dem Programm. „Wir investieren allein für diese beiden Musicals einen – niedrigen – zweistelligen Millionenbetrag.“ Jaekel ist zuversichtlich, dass sich die Investition lohne, immerhin wurden für MJ bereits weltweit zwei Millionen Tickets verkauft. „Schon beim ersten Takt ist man mittendrin in der musikalischen Welt eines der genialsten Künstlers aller Zeiten“, schwärmt der Experte. & Julia wiederum punkte mit purer Lebensfreude und guter Laune. „In diesem Musical zeigt Mrs. Shakespeare, dass Julia ohne Romeo womöglich besser dran wäre, und zahlreiche Nummer 1 Hits wie „Roar“ von Katy Perry, „Can't Stop The Feeling“ von Justin Timberlake oder „Perfect“ von Pink feiern das Leben und Julias neue Chancen“, so Jaekel.
Mehr Plätze und Publikum gibt es nur in London und New York
Hamburgs Erfolg als Musicalmetropole startete mit „Cats“, das 1986 im Operettenhaus Deutschlandpremiere feierte und dort 14 Jahre lang am Stück lief. Der vor fast 40 Jahren ausgelöste Musical-Boom hat zu einem beeindruckenden Wachstum an Theaterplätzen geführt – mit aktuell fünf großen Musicaltheatern mit En-suite-Spielbetrieb sowie einer Reihe kleiner, engagierter Bühnen. „Alle zusammen kommen auf mehr als 10.000 Theaterplätze – davon allein 7.500 in den Theatern von Stage Entertainment – und locken pro Jahr mehr als drei Millionen Theaterbesucher:innen an – mehr Plätze und Publikum haben nur London und New York“, betont Jaekel.
First Stage Theater: 54 Premieren seit Eröffnung 2016
Hamburgs jüngste Musical-Bühne, das First Stage Theater, bringt es auf knapp 300 Plätze – und 54 Premieren seit seiner Eröffnung 2016. Darunter „A Chorus Line“, „China Girl“, das die Akrobatik des Chinesischen Nationalcircus mit der Musik von David Bowie kombiniert, oder die allererste Aufführung des 2022 gegründeten Hamburger Kammerballetts. Zudem ebnet das mit der Stage School Hamburg kooperierende Theater dem Bühnennachwuchs den (Karriere-)Weg. Denn auch das zeichnet den drittgrößten Musicalstandort der Welt aus: Hier eröffnete 1985 Deutschlands älteste und größte Schule für Performing Arts. Mehr als 2.500 Bühnendarsteller:innen wurden in Hamburg seitdem in Tanz, Gesang und Schauspiel ausgebildet. „Unsere Absolventen finden sich inzwischen in den Casts fast aller großer Produktionen. So wie Mae Ann Jorolan, die aktuell die weibliche Hauptrolle in Disney's Hercules spielt“, erklärt Stage-School-Chef Dennis Schulze.
Musicalproduktion: Bühnenpraxis während der Ausbildung
Dank der Kooperation von Theater und Schule seien bereits während der Ausbildung bis zu 200 Auftritte möglich, so Schulze. „Die Schüler:innen profitieren von der Zusammenarbeit mit erfahrenen Branchenprofis auf der Bühne und im Kreativteam und starten mit einer bereits gefüllten Vita ins Berufsleben.“ Zudem präsentieren sich die Schüler:innen mit jedem Auftritt Castern – oder auch potenziellen Arbeitgebern hinter der Bühne. Beim jährlichen Semesterprojekt erarbeiten die Schüler:innen eine Musicalproduktion für die Bühne des First Stage Theaters. Und das komplett in Eigenregie – von der Idee und Konzept über Casting, Kostüme sowie Bühnenbild bis zu Choreografie und Musik. „Und sie machen das wirklich gut“, betont Schulze. „Nach der Premiere von „Natürlich Blond“ im letzten Jahr waren die folgenden elf Shows ausverkauft. Und das mit einem minimalen Werbebudget, überwiegend durch Mundpropaganda.“ In diesem Jahr steht das Rockmusical Rent auf dem Programm, eine moderne Version von Puccinis „La Bohème“.
Umsatzbringer: Große Weihnachtsshow erreichte Auslastung von 98 Prozent
Die Fixkosten des Privattheaters, das keine Subventionen erhält, liegen monatlich bei 70.000 Euro. „Dazu kommen die Produktionskosten, die je nach Laufzeit, Aufführungsrechten und dem Aufwand für Kostüme und Effekte der Stücke variieren“, erläutert der Stage-School-Geschäftsführer. Einen guten Teil dieser Kosten spielt die Große Weihnachtsshow ein. „Dabei liegen allein die Produktionskosten der mehrwöchigen Inszenierung schon bei rund 250.000 Euro“, so Schulze. „Aber glücklicherweise ist das ein ausgesprochen beliebtes Format. 2023 hatten wir mit rund 16.740 verkauften Tickets eine Auslastung von 98 Prozent. Und auch der Vorverkauf für dieses Jahr läuft sehr gut. Fast zwei Drittel der Karten sind bereits ausverkauft – Stand Ende April.“
ys/sb