Unternehmen, deren Struktur ein Homeoffice erlaubt, sind da klar im Vorteil. „Als Hightech-Unternehmen sind wir in der glücklichen Situation, auf Homeoffice trainiert zu sein. Jeder Mitarbeiter kann mit einem Klick sein Telefon auf jede beliebige Nummer umstellen und verfügt über ein Notebook, mit dem er Zugriff auf alles Nötige hat, sodass es quasi keinen Unterschied macht, ob er von Zuhause oder vom Büro aus arbeitet“, erklärt Frank Surholt, Pressesprecher bei Otto. Meetings und Dienstreisen werden aktuell zunehmend durch Videokonferenzen ersetzt. „Auch da sind wir den Austausch mit Kunden, externen Dienstleistern und Einkäufern per Skype gewohnt, sodass die Umstellung von persönlicher auf virtuelle Kommunikation für uns kein Problem ist.“
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus werden immer rigider. Nachdem die aktuelle Allgemeinverfügung (Stand 15. März) der Gesundheitsbehörde bis voraussichtlich 30. April 2020 sämtliche öffentliche und nichtöffentliche Veranstaltungen untersagt und Wirtschaftsbetriebe davon zunehmend betroffen sind, schicken nun auch immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter nach Hause. So haben etwa Dropbox, Xing und Google ihre Mitarbeiter aufgefordert, von Zuhause aus zu arbeiten.
Otto: an virtuelle Kommunikation gewöhnt
Philips: Krisenteam seit zwei Wochen aktiviert
Auch Philips setzt beim Abhalten von größeren Meetings möglichst auf Skype oder verschiebt größere interne Veranstaltungen. Bereits vor zwei Woche wurde bei Philips DACH – und damit auch beim Hamburger Philips Standort in der Röntgenstraße mit mehr als 3.000 Mitarbeitern – der Krisenmodus aktiviert. „Täglich kommt ein Team, bestehend aus Geschäftsführung, Arbeitsdirektion, Rechtsabteilung, Krisenmanagement und Kommunikation zusammen, um sich einen Überblick zu der aktuellen Lage in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu machen und Maßnahmen für die Philips Betriebe in den drei Ländern zu besprechen“, erklärt Pressesprecher Sebastian Lindemann. So wurden etwa Hygienemaßnahmen verstärkt, die betriebsärztliche Unterstützung ausgeweitet und die Empfehlung ausgesprochen, Reisen in Risikogebiete in den nächsten Wochen nicht anzutreten.
Jungheinrich: Wichtige Abteilungen werden gespiegelt
Für (Dienst-)Reiserückkehrer gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. „Kolleginnen und Kollegen, die in einer vom Robert Koch-Institut als Risikogebiet definierten Region Urlaub gemacht haben, sind unabhängig von Symptomen aufgefordert, ihren Arbeitsplatz für 14 Tage nicht aufzusuchen“, so Benedikt Nufer, Pressesprecher der Jungheinrich AG. Um für den Umstieg auf Homeoffice gerüstet zu sein, hat der Konzern mit Stammsitz in Hamburg seine IT-Kapazitäten in den vergangenen Wochen deutlich aufgestockt. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vieler Abteilungen sind angehalten, nach Dienstschluss ihre Laptops mit nach Hause zu nehmen, um jederzeit für die Arbeit im Homeoffice vorbereitet zu sein“, so Nufer. „Gleichzeitig haben wir zusätzliche Büroflächen aktiviert, in denen Abteilungen, die für den Betriebsablauf essentiell sind – z.B. die IT – gespiegelt werden.“ Ergänzend werden die Mitarbeiter dieser Abteilungen zwischen den bisherigen und neuen Standorten aufgeteilt, um die Ansteckungsgefahr innerhalb der Teams zu reduzieren.
Mutabor: Absage internationaler Messen in Hamburg spürbar
Doch mit Homeoffice und Quarantänemaßnahmen lässt sich nicht alles abfedern. „Corona beeinflusst unser Tagesgeschäft in besonderem Maße, weil wir im Messegeschäft tätig sind“, betont Johannes Plass, CEO und Gründer der Design- und Kommunikationsberatung Mutabor. Für Kunden wie Audi, Volkswagen u. a. planen und begleiten die Hamburger große Messepräsenzen und Events, sodass die Absage des Mobile World Congress in Barcelona und des Genfer Autosalon auch in Hamburg spürbar wird. „Noch ist das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens nicht abzusehen. Wir prüfen entsprechende Instrumente, wie Kurzarbeit und sind gespannt auf das von der Bundesregierung angekündigte Förderprogramm, so Plass weiter. Auf der Website der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Informationen finden Unternehmen wichtige Informationen und Links rund um Unterstützungsangebote.
Nach Corona noch effizienter
Dennoch ist Plass entschlossen, die coronabedingten Einschränkungen nach Möglichkeit positiv zu nutzen. „Bei uns wird agiles Arbeiten, Remote Work und Homeoffice derzeit noch stärker propagiert als zuvor. Damit jeder so effizient arbeitet, wie es ihm möglich ist und wie es am besten passt – in Zeiten von Corona und auch danach.“
ys/sb