Eine nachhaltige Erholung der Konjunktur sei nicht in Sicht, meint auch Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust. „Die Entscheidung von Bund und Ländern, die Corona-Maßnahmen zu verlängern und zu verschärfen, wird enorme Folgen für die Hamburger Wirtschaft in den kommenden Monaten haben und setzt die beispiellos schlechte Konjunkturentwicklung fort“, so Aust. Laut des Berichts der Handelskammer werden 28 Prozent der befragten Unternehmen ihren Personalbestand 2021 voraussichtlich verringern. „Für uns gilt seit Beginn der Pandemie: Kein vorher gesundes Unternehmen darf wegen Corona in die Insolvenz gehen“, sagt Aust deshalb und nimmt die Politik in die Pflicht. Zielgenaue Hilfspakete und ein Plan mit einer stufenweisen Öffnungsperspektive seien unabdingbar.
Die Auswirkungen der Corona-Krise bremsen die Hamburger Wirtschaft weiterhin. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen Konjunkturberichts der Handelskammer Hamburg. Insbesondere der pandemiebedingte Lockdown wirke sich negativ auf die Konjunktur aus. Demnach befinden sich derzeit drei von zehn befragten Hamburger Unternehmen in einer schlechten wirtschaftlichen Lage. Ebenso viele Befragte gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage 2021 noch einmal verschlechtert, während etwa jedes zweite Unternehmen von einer gleichbleibenden Lage ausgeht.
Erholung der Wirtschaft derzeit nicht absehbar
Industrie bleibt in der Krise Motor der Konjunktur
Besonders schlecht gehe es den von den Schließungen betroffenen Branchen wie dem Einzelhandel, personenbezogenen Dienstleistern und dem Gastgewerbe, so die Ergebnisse der Umfrage. Befragte aus den Bereichen Kunst, Unterhaltung, Erholung sowie Reisebüros bewerten ihre Lage demnach fast ausschließlich als schlecht. Das Grundstücks- und Wohnungswesen, Unternehmen im Finanzsektor und die Medien- und IT-Wirtschaft seien dagegen nur wenig von der Pandemie betroffen. Motor der Hamburger Konjunktur bleibe auch in der Krise die Industrie. „Angesichts der anhaltend schlechten Gesamtlage müssen wir die Motoren der Wirtschaft am Laufen halten“, fordert Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne. Die globalen Lieferketten für Waren und Dienstleistungen dürften durch künftige Maßnahmen der Politik nicht unterbrochen werden. „Grundsätzlich müssen wir uns fragen, wie wir in Hamburg künftig leben wollen und vor allem wovon. Dafür müssen wir die aktuell starken Branchen unterstützen, Innovationen fördern und auf Nachhaltigkeit setzen. Gleichzeitig dürfen wir die Branchen, die aktuell einem Tätigkeitsverbot unterliegen, nie aus dem Auge verlieren. Denn was uns in Hamburg stark macht, ist die Vielfalt der Wirtschaft, die wir unbedingt erhalten müssen", so Heyne weiter.
An der Mitgliederbefragung beteiligten sich nach Angaben der Handelskammer zwischen dem 17. Dezember 2020 und dem 14. Januar 2021 insgesamt 714 Unternehmen.
tn/sb