Wie geht Denken und Arbeiten im Zeitalter der digitalen Transformation? Sind "New Work" und "Arbeiten 4.0" ein Muss für jedes Unternehmen? Und wann wird der innovationsgetriebene Wettbewerb zur Bedrohung? Im April hat der Square Innovation Hub der HSBA als ein Ort der Ideen, Kontakte und Begegnungen eröffnet, um Akteuren der Hamburger Wirtschaft die Möglichkeit zu geben, sich mit Fragen wie diesen auseinander zu setzen. Christoph Wöhlke, Geschäftsführer von Budnikowsky, leitet das Board of Innovators bei Square. Hamburg News sprach mit dem 41-Jährigen.
Hamburg News: Herr Wöhlke, was hat der Square der Hamburger Wirtschaft zu bieten?
Christoph Wöhlke: Der Square kann zur Annäherung an ein Thema beitragen, das von vielen als sehr unübersichtlich empfunden wird und um das sich geradezu Mythen ranken. Und er bietet die Möglichkeit, sich mit der Frage zu beschäftigen: Was bedeutet Digitalisierung ganz konkret für mein Unternehmen? Denn während große Unternehmen sich Unterstützung von großen Beratern holen, können sich im Square auch kleine und mittlere Unternehmen mit dem Thema vertraut machen und erste Strategien ausprobieren.
Hamburg News: Wie steht es denn mit der Bereitschaft Hamburger Unternehmen sich auf den digitalen Wandel einzulassen?
Christoph Wöhlke: Es gibt sicher nur noch wenige Unternehmen, die glauben, der digitale Wandel gehe vorüber – aber es gibt immer noch viele, die es trotzdem hoffen. Und diese Unternehmen warten ab, um herauszufinden, was genau auf sie zukommt. Das Problem dabei: Das rasante Tempo des digitalen Wandels. Sich auf digitale Veränderungen einzustellen, ist vielfach ein kultureller Prozess – und der lässt sich nicht schnell vollziehen. Natürlich gibt es andererseits viele Unternehmen, die die Chancen des digitalen Wandels für sich zu nutzen verstehen. Doch die Kluft zwischen diesen beiden Standpunkten vergrößert sich.
Hamburg News: Ist Hamburg für den digitalen Wandel gut aufgestellt?
Christoph Wöhlke: Ein erster Schritt ist, dass die Universität Hamburg jetzt eine Exzellenzuniversitätist und damit mehr Aufmerksamkeit und eine bessere finanzielle Ausstattung erhält. Wir müssen nun festlegen, welche Kompetenzen wir für die Zukunft brauchen und die Voraussetzungen verbessern, aus dem universitären Umfeld heraus zu gründen. Ein solch gründungsfreundliches Klima macht Hamburg generell als Standort attraktiver für innovative Unternehmen aus dem In- und Ausland – was wiederum zu einem regen Austausch mit Menschen aus aller Welt führt. Hamburg ist ja bereits eine weltoffene Stadt und hat davon in der Vergangenheit profitiert. Das müssen wir nun für die Zukunft ausbauen.
Hamburg News: Also müssen wir weiter an unserer Haltung arbeiten?
Christoph Wöhlke: Rahmenbedingungen wie der Glasfaserausbau, 5G, bezahlbare Büro- aber auch Wohnräume, Fachkräfte und Inkubatoren sind natürlich grundsätzliche Voraussetzungen. Darüber hinaus ist aber auch ein offenes, tolerantes Klima und Miteinander wichtig. Es geht darum, die Menschen hier an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Dazu gehört auch eine gewisse Achtsamkeitseitens der Stadt. Denn im Zuge der digitalen Transformation wird es Gewinner und Verlierer geben. Wir müssen dafür sorgen, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt, sondern Möglichkeiten für alle aufzeigen.
Hamburg News: Wie kann das gelingen?
Christoph Wöhlke: Indem wir uns intensiv und frühzeitig mit den Auswirkungen der Digitalisierung beschäftigen. Denken Sie als Beispiel an die Innenstadt, wenn der stationäre Handel als treibender Faktor mehr und mehr zurückgeht. Hier wünsche ich mir einen progressiven Umgang mit der Zukunft unserer Stadt.
Hamburg News: Und wie beurteilen Sie persönlich unsere digitale Zukunft?
Christoph Wöhlke: Ich glaube, dass die Digitalisierung im richtigen Maß und in die richtigen Kanäle gelenkt, einen nicht unerheblichen gesellschaftlichen Beitrag leisten kann. Unsere Welt ist individueller denn je. Leben zu können wie man möchte, ist ein starkes Pfund. Aber auch hier gilt es, die Chancen und die Risiken im Blick zu behalten. Die technologische Entwicklung kann sicher dazu beitragen, große Herausforderungen wie den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Aber dem gegenüber steht dann beispielsweise der enorme Energieverbrauch der Blockchain-Technologie. Mit all dem im Kopf müssen wir feinjustiert und vorausschauend agieren.
Das Interview führte Yvonne Scheller