Um Höchstleistungen zu liefern, müssen eSportler hart trainieren. Das ideale Umfeld dafür entsteht gerade im Osten Hamburgs, im Stadtteil Bergedorf: die RCADIA World. Der Name ist abgeleitet vom englischen „Arcade“, Gamern bekannt als Bezeichnung für Videospiele, die seit den 70er Jahren vor allem in den ‚Penny Arcades‘ (öffentliche Spielhäuser in den USA) gespielt wurden. Im ehemaligen Tagungshotel der Telekom entsteht nun auf 20.000 Quadratmetern eine Kombination aus Gaming House, Co-Living, Co-Working und Co-Retailing. Denn mit eSports lässt sich Geld verdienen, davon ist Tomislav Karajica überzeugt. Der Unternehmer investiert 50 Millionen Euro in die RCADIA World. Und tatsächlich können sich die Zahlen sehen lassen. Der weltweite Umsatz im eSports-Markt belief sich im Jahr 2020 auf 947 Millionen US-Dollar. 2021 sollen die Umsätze auf rund 1,08 Milliarden US-Dollar steigen – erzielt in den Bereichen Merchandising & Ticketverkäufe, Sponsoring, Medienrechte, Digital, Streaming und Game-Publisher-Gebühren.
Es scheint eine Machine zum Gelddrucken zu sein und Asien macht es vor. Dort ist eSport längst auf dem Weg zum Volkssport. Besonders stark ist die eSports-Szene in Südkorea, gefolgt von China und Japan. Und obgleich der virtuelle Sport höchste Konzentration, Reaktionsgeschwindigkeit und ausgeprägte Feinmotorik erfordert, ringt eSport in Deutschland noch immer um die Anerkennung als offizielle Sportart. Das IOC ist da schon einen Schritt weiter. Erstmals fanden im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Tokio in diesem Jahr mit der Olympic Virtual Series eSports-Wettkämpfe statt. Mit einem neuen Konzept des Hamburger Unternehmers Tomislav Karajica und einem Investment von 50 Millionen Euro wird Hamburg hier künftig eine wichtige Rolle spielen. Hamburg News haben sich bereits vor dem Soft-Opening am 19. August in der neuen eSport-Welt umgesehen.
Gaming House, Co-Living, Co-Working und Co-Retailing
Heimat für die Unicorns of Love
Wenn sich im Spätsommer die Türen am Oberen Landweg zum ersten Mal öffnen, sitzen die eSportler der Unicorns of Love schon startbereit vor ihren Bildschirmen. Die RCADIA World wird zur neuen Heimat des international erfolgreichen Profi-Teams. Die Bootcamp Rooms stehen allerdings nicht nur den rosa Einhörnern zum Training zur Verfügung. „Wir richten uns an professionelle wie semiprofessionelle Spieler“, betont Vivien Mallant, Managerin der Unicorns of Love. „Und an alle, die mit dem Gedanken an eine Karriere im eSport spielen“, fügt sie hinzu. Erklärtes Ziel der RCADIA World ist es, eSport in Deutschland voranzubringen. Und so ist auch Education ein wesentlicher Baustein des Konzepts, das wie alle Karajica-Projekte eine Vielzahl von Elementen miteinander kombiniert und sukzessive weiterentwickelt. „Wir werden Workshops und Elternabende anbieten“, erklärt Mallant. „Viele Eltern erleben die wachsende Begeisterung ihrer Kinder für eSport, ohne wirklich zu wissen, was sie eigentlich vor den Bildschirm treibt. Hier wollen wir aufklären.“
„Dorms“ für Studierende und Auszubildende
Vivien Mallant weiß wovon sie spricht. Als ihr Bruder Fabian den Weg zum eSportler einschlug, ließen sich seine Eltern nicht nur auf seine Leidenschaft ein, 2013 machten sie daraus ein Familienunternehmen – mit Vater Jos Mallant als Geschäftsführer und Vivien als Managerin, während Fabian inzwischen als Cheftrainer des Teams fungiert. 2020 stieß Karajica als Gesellschafter zu der erfolgreichen eSports-Organisation mit inzwischen rund 100 Mitarbeitern. „Wand an Wand mit den Unicorns zu trainieren, dürfte schon eine gewisse Sogwirkung erzeugen“, glaubt Sebastian Lampe, Leiter eSport bei Home United Management, das zur Unternehmensgruppe von Tomislav Karajica gehört. „Und erst recht mit ihnen unter einem Dach zu leben.“ Die ersten „Dorms“ – englisch für Schlafraum – jedenfalls sind einzugsbereit und richten sich vor allem an Studierende und Auszubildende. Die monatliche Miete liegt bei 390 Euro. Ein günstiger Preis für Hamburg. Dafür sind die Zimmer nicht groß.
ESL One: Preisgeld von einer Million Dollar
„Das müssen sie auch nicht sein. Denn entsprechend des Co-Living-Konzepts, ist das Zimmer hauptsächlich zum Schlafen gedacht. Restaurant, Arbeits- und Entertainment-Räume – es gibt ein eigenes Kino – bietet das RCADIA“, erklärt Lampe. Für das Restaurant sind unterschiedliche Konzepte angedacht, die den Wünschen der internationalen Klientel in der eSports-Szene entsprechen.
Bei der ESL One (Electronic Sports League) etwa treten die besten eSport-Teams der Welt gegeneinander an und kämpfen in der Barclaycard-Arena um ein Preisgeld von einer Million Dollar – und das in der Regel vor ausverkauften Rängen. Sowohl für Profis als auch Fans soll das RCADIA zur Hamburger Homebase werden.
Soft-Opening am 19. August
Und es soll ein Tagungsort der etwas anderen Art werden. „Den großen Konferenzraum der Telekom haben wir auf den neuesten Stand der Technik gebracht und für kleinere Veranstaltungen haben wir das Kaminzimmer.“ Ob Seminar, Kongress oder Symposium, es arbeitet sich umso leichter, wenn im Anschluss eine professionelle Spielkonsole zur Entspannung wartet, ist Lampe überzeugt. Entspannen kann hier am Ende jeder, der mag. „Wir wollen RCADIA zum Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft machen.“ Erste Neugierige fänden sich bereits beim freitäglichen Grillen im Innenhof ein. Das Kickoff am 19. August dürfte für weitere Aufmerksamkeit sorgen. Doch mit dem Soft-Opening sollen noch keineswegs alle 200 Zimmer abschließend bespielt werden. „Wir verfolgen ein atmendes Konzept“, erklärt Lampe. Bis zum regulären Opening Sylvester 22/23 schauen wir: Was wünscht, was braucht die Szene – und reagieren entsprechend.“
ys/kk