Im Grunde nutzt Uventions mit UV-Licht ein langjährig erprobtes und bereits in verschiedenen Bereichen angewandtes Verfahren zur Desinfektion. „Wir schießen mit Photonen auf die DNA-Kette der Erreger und hindern damit Viren und Bakterien an der Vermehrung“, erläutert Ehlers. Da UV-Licht jedoch auch menschliche Haut und Augen schädigen kann, stellt das Startup durch ein eigens entwickeltes und nach eigener Aussage bis jetzt einzigartiges Verfahren sicher, dass während der Desinfektion weder Mensch noch Tier in Reichweite sind. „Optische Sensoren bilden den Raum dreidimensional ab. Dabei entstehen Punkt-Wolken, die von Algorithmen verarbeitet werden und an denen das System zuverlässig erkennen kann, ob sich Personen oder Tiere im Raum befinden. Selbst wenn sie bewegungslos verharren oder liegen“, verspricht Ehlers.
„Es werde Licht!“ Was schon die Schöpfungsgeschichte vorangebracht hat, könnte nun ausgesprochen wirksam Viren und Bakterien bekämpfen – aktuell besonders das Corona-Virus. „Doch es geht nicht nur um SARS-CoV2“, betont Daniel Ehlers, Geschäftsführer des 2019 gegründeten Hamburger Startups Uventions, das sich auf die Desinfektion innerer Räume mit Licht spezialisiert hat. „Jedes Jahr erwerben in Deutschland 600.000 stationäre Patienten nosokomiale Infektionen, 15.000 bis 20.000 Patienten sterben daran.“ Parallel wirken immer mehr Desinfektionsmittel bei den Erregern nicht mehr, so Ehlers. „UV-Licht dagegen schon. Wir können nahezu 100 Prozent aller Infektionserreger beseitigen.“
Optische Sensoren und Algorithmen
Einsatz in Aufzügen, Büros, Hotels oder Krankenhäusern
Die UVPanel, sie ähneln einem Bilder- oder Plakatrahmen, werden dabei an der Wand oder der Decke eines Raumes befestigt und können grundsätzlich überall zum Einsatz kommen – in Büros, Krankenhäusern, Hotels oder Großküchen. Die ersten Einsatzgebiete sind jedoch Aufzüge. Erste Praxistests in Kooperation mit der Thyssenkrupp Aufzüge GmbH sollen in Kürze starten. Mit dem international tätigen Produzenten von Aufzugsanlagen habe das Hamburger Startup auch bereits eine erste Vereinbarung über mehrere hundert Panels abschließen können. „Aufzüge bieten eine begrenzte, klar erkennbare Umgebung und sind damit eine perfekte Umgebung, um zügig weitere Bereiche des täglichen Lebens mit unseren Lösungen zu erschließen“, erklärt Ehlers.
Ein weiteres Produkt habe die Praxisphase bereits erfolgreich durchlaufen. Die UVBase, eine Art Schubladensystem, desinfiziert innerhalb weniger Minuten Mobiltelefone, Tastaturen, Computer-Mäuse, Brillen oder Werkzeuge. „Wir haben die UVBase in Kooperation mit einer norddeutschen Universitätsklinik erfolgreich entwickelt und die Wirksamkeit der Desinfektionsleistung wurde von einem unabhängigen Labor bestätigt“, so Ehlers. Noch in Planung sind selbstdesinfizierende Handläufe und Türdrücker.
Investoren gesucht
Das Interesse an der UV-Licht-Desinfektion geht inzwischen weit über die Grenzen Norddeutschlands hinaus. Im Rahmen eines durch das Branchennetzwerk Life Science Nord organisierten Gesprächs, konnte Uventions sein Verfahren einer Wirtschaftsdelegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vorstellen, die zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen im September Hamburg besuchten. „Das und der Besuch des Senators für Wirtschaft und Innovation, Michael Westhagemann, im August sorgen für genau die Aufmerksamkeit, die wir aktuell, kurz vor unserer nächsten Finanzierungsrunde, gut gebrauchen können“, freut sich Ehlers. In einer ersten Finanzierungsrunde im Juni konnte das Startup bereits fünf Investoren gewinnen. Nun hoffen die Gründer auf weiteres Kapital. „Die Pandemie macht es allen Startups nicht einfacher Investoren zu gewinnen“, weiß Ehlers. Andererseits ist das Interesse an intelligenten Hygienelösungen zurzeit extrem groß. „Ich bin mir aber sicher, mit den richtigen Investoren an unseren Seiten werden wir aus dieser Krise gestärkt hervorgehen.“
ys/kk