Digitalisierung

Metaverse – reale Chancen im virtuellen Raum

6. Juni 2023
Hype oder Zukunft? Immer mehr Kunden der Tech-Agentur Demodern lassen sich maßgeschneiderte 3D-Welten entwerfen

Bis 2030 könnte der globale Metaverse-Markt auf gut 936 Milliarden US-Dollar wachsen, so die Prognose des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Grand View Research. Angesichts einer steigenden Nachfrage vor allem aus den Bereichen Medien und Unterhaltung, Bildung, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung, sei mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR, Compound Annual Growth Rate) von 41,6 % zu rechnen. Auch Alexander El-Meligi ist überzeugt von dem großen Potenzial des digitalen und interaktiven Raums, der Elemente aus der realen Welt enthält, und in dem sich Arbeit und Spiel sowie Begegnungen aller Art fast ebenso real anfühlen wie im echten Leben. „Das Metaverse ist nicht nur ein Produkt, sondern ein ganzes Themenuniversum, das eine völlig neue User Experience ermöglicht. Wie diese in Zukunft genau aussehen wird, weiß aktuell noch niemand, aber wir alle können sie aktiv mitgestalten“, erklärt der Mitgründer von Demodern, einer Tech-Agentur für kreative Technologien mit Sitz in Hamburg und Köln.

Fortgeschrittene Metaversen in zwei bis drei Jahren

Ob sich die großen Erwartungen tatsächlich erfüllen werden, wird durchaus diskutiert, begleitet von Fragen nach dem Sinn der immersiven Erfahrung. „Das war bei neuen Technologien immer so, die ersten Computer oder der wirtschaftliche Nutzen von Social-Media-Plattformen wurde zunächst auch skeptisch hinterfragt“, betont El-Meligi und verweist auf den Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies, der die Entwicklung von Technologietrends analysiert. Bis sich mit einer innovativen Technologie Geld verdienen lässt, brauche es häufig einen langen Atem: „Die Reise geht vom Hype in das Tal der Enttäuschungen bis zum Plateau der Produktivität. Und wir stehen aktuell am Anfang der Reise und werden erst in zwei bis drei Jahren eine größere Anzahl fortgeschrittener Metaversen sehen“, so El-Meligi. Unternehmen sollten jedoch schon heute mögliche Use Cases für sich identifizieren. „Denn Metaverse-Lösungen sind komplexe Plattformen, die gestaltet und betrieben werden müssen. Rasante Evolution und wachsende Relevanz sind der Dank für diese Aufmerksamkeit“, weiß Anna Meissner, Director Interactive Storytelling bei Demodern.

Demodern-Mitgründer Alexander El-Meligi

Aktuelle Use Cases

Eines der Unternehmen, das bereits die Möglichkeiten der Metaversen austestet, ist PwC Deutschland mit ihrer jüngst gestarteten Business-Plattform ‚Virtual Spaces‘, die Demodern mitentwickelt hat. Die Lösung ermöglicht es Kund:innen, Partner:innn und Mitarbeiter:innen über Avatare in virtuelle Räume einzutreten und unternehmensübergreifend zusammenzuarbeiten. „Das Metaverse ist ein großer, schnell wachsender Markt. Noch stehen wir ganz am Anfang. Die deutsche Wirtschaft hat aber bereits verstanden, dass es Zeit ist zu handeln. Bei PwC führen wir mit Virtual Spaces langsam an das Arbeiten im virtuellen Raum heran. Unsere Erfahrungen können wir dann an unsere Kunden weitergeben“, so Clemens Koch, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Markets & Financial Services bei PwC Deutschland.

Business-Plattform ‚Virtual Spaces‘ PwC Deutschland

Arbeit, Lernen, Spaß und Zugehörigkeit

Als weiteres Beispiel nennt El-Meligi das Virtual.rain.haus, das Demodern für die Hamburger Agentur Modulr.design entwickelt hat. In dem Space, der dem realen Coworking-Space mit dem Namen Rainhaus in Hamburg-Ottensen nachempfunden ist und nachhaltig auf grünen Servern gehostet wird, kommen die User:innen zusammen, um zu arbeiten, sich zu informieren oder weiterzubilden. „Solche Spaces haben eine globale Reichweite und erlauben ein Zugehörigkeitsgefühl, ohne physisch vor Ort sein zu müssen“, erklärt El-Meligi. Meetings, Workshops, Bildungsmaßnahmen oder Produktpräsentationen, die im Metaverse stattfinden, könnten entweder einzeln oder in Kombination als interaktive 3D-Erlebnisse einen bleibenden Eindruck hinterlassen, insbesondere wenn sie mit unterhaltsamen Elementen verknüpft werden. Ein Beispiel hierfür wäre die Organisation eines Konzerts im Anschluss an eine Konferenz.

Space virtual.rain.haus

Die Zukunft virtuell erfahren – buchstäblich

Das Interesse der Bevölkerung an den virtuellen Welten sei da, betont Anna Meissner und nennt als Beispiel das für BMW entwickelte Miniverse. „Dabei geht es um die Präsentation eines reinen Showcars. Also eines Fahrzeugs, das noch nicht zu kaufen ist, aber mit dem BMW zeigt, wie das Unternehmen in Zukunft Autos bauen will. Nämlich elektrisch und nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, aber mit legendärem Go-Kart-Feeling. Die Vision des Mini Concept Aceman haben wir als Basis für die Kreation der virtuellen Welt genommen. Man kann also im Mini Concept Aceman durch dessen eigene Welt fahren. Das geht nur im Metaverse.“ User:innen erkunden das Miniverse dabei gemeinsam und tauschen sich über Chat- und Emoji-Funktionen aus. „Präsentiert haben wir die Anwendung auf der Gamescom 2022 – und das sehr erfolgreich. Fast eine Viertelmillion User:innen waren zuhause auf Tablet, Smartphone und am Rechner dabei.“

Miniverse

3D-Welten für Generation Z und Alpha ganz natürlich

Das Metaverse erlaube eine ganz neue Art zu erzählen, betont Meissner. „Wir müssen alle lernen, das Internet dreidimensional, sozial und persistent zu denken, denn das eröffnet neue Potenziale und Chancen.“ Was für Babyboomer noch gewöhnungsbedürftig sei, ist für die Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) und noch mehr für die Generation Alpha (geboren zwischen 2010 und 2025) ganz natürlich, ergänzt El-Meligi. „Die bewegen sich ganz selbstverständlich in den verschiedenen 3D-Welten und empfinden traditionelle Websites in 2D schnell als langweilig.“ Das Gute sei, dass Unternehmen sich gerade auf diese Zielgruppen optimal einstellen können. „Da die Gen Z als Digital Natives ihr Leben lang im Netz unterwegs ist, wissen wir so viel über sie, wie über keine Zielgruppe zuvor.“
ys/sb

Demodern auf dem OMR Festival 23: v. l. n. r. Professor Frank Steinicke (UHH), Alexander El-Meligi und Anna Meissner

Quellen und weitere Informationen

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