„Wo die schwächsten und die stärksten Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen, sind wir besonders gefordert und setzen auf Technik, die Leben rettet“, erklärt Innensenator Andy Grote. Mehr Radverkehr sei zudem nur mit mehr Sicherheit für Radfahrer möglich. Die Kosten für die Umrüstung der Fahrzeuge belaufen sich nach Angaben der Stadt insgesamt auf rund zwei Millionen Euro. Die meisten der im vergangenen Jahr vorgenommenen Umrüstungen erfolgten bei der Feuerwehr Hamburg und der Stadtreinigung Hamburg. Christian Schwarz, Leiter der Feuerwehr Hamburg, spricht sich dafür aus, dass deutschlandweit Städte dem Vorbild Hamburgs folgen. „Insbesondere bei zeitkritischen Einsatzfahrten bieten die Systeme den Fahrern unserer Einsatzfahrzeuge eine erhöhte Handlungssicherheit“, so Schwarz.
Hamburg hat beinahe seine gesamte städtische LKW-Flotte mit Abbiegeassistenten ausgerüstet. 97 Prozent der Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, die regelmäßig im öffentlichen Raum unterwegs sind, haben nach Angaben der Stadt nun ein solches System an Bord. Es soll dafür sorgen, dass Lkw-Fahrer auf Personen im toten Winkel rechtzeitig aufmerksam werden. Immer wieder führen Abbiege-Unfälle zwischen Lastwagen und Fußgängern oder Radfahrern zu tödlichen Verletzungen. Anfang 2020 hatte es sich der Hamburger Senat deshalb zum Ziel gesetzt, alle schweren Nutzfahrzeuge von Hamburgs Behörden und öffentlichen Unternehmen flächendeckend mit Abbiegeassistenten ausrüsten. Seitdem wurden rund 870 Fahrzeuge nachgerüstet.
Abbiegeassistenten sollen Leben retten
Hansestadt ist Vorreiterin in Deutschland
Als bundesweit erste Großstadt hatte die Hansestadt 2019 einen groß angelegten Praxistest für Abbiegeassisten in unterschiedlichen Fahrzeugtypen gestartet. Daraufhin wurde Ende 2019 eine Rahmenvereinbarung mit den Herstellern von Abbiegeassistenzsystemen auf den Weg gebracht, die es städtischen Behörden und Unternehmen ermöglicht, sich ohne Ausschreibung mit Abbiegeassistenzsystemen zu bedienen. Zudem beschloss der Senat, dass bei städtischen Lkw-Neuanschaffungen seit 1. August 2020 verpflichtend nur noch Fahrzeuge mit Abbiegeassistent bestellt werden dürfen. „Unser Ziel muss sein, dass über kurz oder lang alle LKW aus Hamburg mit den sichereren LKW-Abbiegeassistenzsystemen ausgerüstet sind. Bis allerdings sämtliche LKW auf Hamburgs Straßen über diese Technik verfügen, ist es noch ein langer Weg“, sagt Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann.
Nachholbedarf bei privaten Unternehmen
Gerade bei den Fahrzeugen privater Unternehmen bestehe bei der Ausstattung mit Sicherheitssystemen vielfach Nachholbedarf. Die EU-weite verpflichtende Einführung von Abbiegeassistenten sei erst ab Juli 2024 für alle neuen Lkw und Busse vorgesehen. Eine Pflicht zum Nachrüsten solle es nicht geben. Zuletzt hatten sich in Hamburg mehrere private Unternehmen der Senatsinitiative angeschlossen und die Umrüstung ihrer Fahrzeugflotten weiter vorangetrieben. Hamburg wolle seinerseits noch 2021 auch Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen nachrüsten, sodass die Umrüstung der gesamten städtischen Nutzfahrzeug-Flotte bis zum Jahresende abgeschlossen sein könnte.
tn/kk