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Hamburg, deine (Mut-)Macher*innen: Musik als Brückenbauer

14. Juli 2021
Evelyn Sieber, Projektleiterin Reeperbahn Festival International, zeigt: So geht Kultur UND internationaler Austausch trotz Pandemie. Serie Teil 4

Der erste Lockdown traf Evelyn Sieber im März 2020 auf dem Weg nach Kanada zu den JUNO Awards. Kaum angekommen, wurden sämtliche Veranstaltungen abgesagt und Reisende aus aller Welt mussten ad hoc ihre Rückflüge organisieren. „Auf meiner letzten Etappe saß ich fast allein im Flugzeug, es war gespenstisch“, erinnert sich die Projektleiterin des Reeperbahn Festival International, des grenzübergreifenden Formats des klassischen Reeperbahn Festivals.

Reeperbahn Festival International schlägt Brücken nach Amerika, Asien und Afrika

 

Glücklich wieder zuhause, hieß es das eigene Festival zu retten. Für Juni war die 5. Edition des Reeperbahn Festivals New York geplant. Denn um musikwirtschaftlichen Akteur*innen den Eintritt in neue relevante Kulturmärkte zu ermöglichen, schlägt das Reeperbahn Festival International seit 2016 Brücken nach Amerika, Asien und Afrika. Für New York mussten nun sämtliche Panels, Keynotes und Live-Q&A-Sessions mit Vertreter*innen der unabhängigen Musikindustrie ins Virtuelle verlegt werden. Zudem waren zahlreiche 1:1 Matchmaking-Veranstaltungen, Empfänge und Networking-Events sowie Online-Besuche bei führenden New Yorker Musikunternehmen umzuorganisieren. Eine echte Herausforderung, aber es klappte. „Das war nur möglich dank unseres fantastischen Teams“, betont Sieber.

Der Sprung ins Digitale

Vier digitale Stationen, zwei Präsenzveranstaltungen

Inzwischen sind Sieber und ihr Team erfahrene Digital-Expert*innen. Das Reeperbahn Festival International 2021 ist mit vier digitalen Stationen in Peking, Nashville, Pan-Afrika und New York sowie zwei weiteren Präsenzveranstaltungen im Herbst so umfangreich wie nie zuvor. Und das Interesse an dem internationalen Festival ist groß. „Die USA sind ein etablierter, aber immer noch wichtiger Markt“, weiß Sieber. „China und Afrika wiederum sind spannende neue Märkte, hier passiert unheimlich viel.“ Wer es schaffe, etwa in China Fuß zu fassen, den erwartet ein riesiger Markt. Wenn auch ein streng regulierter. „Ja, die Regeln sind klar abgegrenzt. Aber innerhalb dieser Regeln lässt es sich sehr gut agieren und die Menschen selbst sind offen und zugänglich.“ In Afrika stehen aktuell vor allem die Teilmärkte südlich der Sahara, wie Ghana, Kenia, Senegal und Südafrika, im Fokus. „Hier ist das Interesse an unseren Künstler*innen ebenso groß wie die Neugier von unserer Seite. Das erleichtert das Zusammenkommen auf Augenhöhe – und ohne das geht es nicht“, so Sieber.

Reeperbahn Festival International – von Hamburg in die Welt

Im virtuellen Raum mit Businesspartner*innen an der Bar stehen

Und wie funktioniert der Kontakt auf Augenhöhe auf digitaler Basis? „Zum einen bringen wir einige wenige Künstler*innen auf die Bühne und streamen die Acts mit großem technischen Aufwand. Zum anderen haben wir virtuelle Räume für ‚fast reale‘ Treffen geschaffen.“ So wurde etwa für das Pan-Afrika-Programm der komplette Nochtspeicher, ein mehr als 150 Jahre alter Speicher auf St. Pauli, der heute als Bühne genutzt wird, abfotografiert und Avatare als Stellvertreter*innen der Delegierten eingesetzt. „Besucher*innen konnten sich an der Bühne treffen oder den Backstagebereich erkunden, aber sie konnten sich auch mit potenziellen Businesspartner*innen an der Bar zu Gesprächen treffen.“ Auch wenn der Aufwand groß ist, die Mühe lohne sich auf ganzer Linie, ist Sieber überzeugt. „Die Künstler*innen waren geradezu euphorisch, endlich wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen. Und dank der medialen Aufmerksamkeit rentiert sich der Auftritt mehrfach.“ Denn natürlich erhalten die Künstler*innen eine Gage, doch vor allem sei die Chance, endlich wieder Kontakte knüpfen zu können, so wichtig. „Sie macht Mut auf ein Musikleben nach der Pandemie und auf die Zukunft.“

Kooperationspartner Auswärtiges Amt

Die Ansprüche an das Reeperbahn Festival International sind hoch – auch vonseiten des Kooperationspartners, dem Auswärtigen Amt. „Die nachhaltige Förderung des internationalen Kulturaustausches und somit die Möglichkeit, musikwirtschaftlichen Akteur*innen auch weiterhin den Eintritt in neue relevante Kulturmärkte zu ermöglichen, genießt beim Auswärtigen Amt gerade in diesen schwierigen Zeiten hohe Priorität“, so Sieber.
ys/sb

Quellen und weitere Informationen

Weitere Teile unserer Serie

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