Dänemark ist bei dem Projekt für den Bau des 18 Kilometer langen Tunnels und die Hinterlandanbindung auf der dänischen Seite verantwortlich, Deutschland sorgt mit Straßen und Schienen für den Anschluss an das hiesige Verkehrsnetz. Ein zentraler Grund für den verspäteten Zeitplan liegt in den Anpassungen bei der Schienentrasse. Die Deutsche Bahn baut nun eine 88 Kilometer lange Strecke – davon 55 Kilometer komplett neu, ergänzt durch umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen. Und: Ursprünglich gab es die Idee, dass Autos, Züge und Lkw über die vorhandene Fehmarnsundbrücke vom Festland nach Fehmarn fahren. Die Planer:innen der Deutschen Bahn stellten jedoch fest, dass die Brücke dafür nicht ausreicht. Deshalb ist ein rund zwei Kilometer langer Tunnel durch den Fehmarnsund vorgesehen. Während man bei der deutschen Schienenanbindung von Lübeck bis Puttgarden erst in zwei von zehn Abschnitten Baurecht hat, sind die Bauarbeiten für den von Dänemark verantworteten Fehmarnbelttunnel schon weit fortgeschritten, wie Lars Friis Cornett erläuterte. „Doch auch auf dänischer Seite ist der Zeitplan erheblich unter Druck geraten“, räumte er ein. Grund sind Verzögerungen bei der Fertigstellung eines Spezialschiffs, das die bereits fertig betonierten Tunnelelemente auf den Meeresgrund absenken soll.
Fehmarnbeltquerung: Verzögerungen – und große Chancen für Hamburg
In zweieinhalb Stunden mit dem Zug von Hamburg nach Kopenhagen, per Auto in zehn Minuten von Fehmarn nach Lolland: Die feste Fehmarnbeltquerung soll künftig Mitteleuropa und Skandinavien auf der Vogelflugroute deutlich besser verbinden. Doch das Milliardenprojekt verzögert sich: In diesem Sommer gab die Deutsche Bahn bekannt, dass die Hinterlandanbindung 2029 nicht fertig wird. „Natürlich finden es die Dänen schade, dass der ursprüngliche Termin auf deutscher Seite nicht zu halten ist. Aber es gibt auch Verständnis“, sagt Lars Friis Cornett, der Deutschland-Direktor von Femern A/S, der dänischen Projektgesellschaft, die den Tunnel plant und realisiert. Auf einer Veranstaltung des Billbrookkreises e.V. im Oktober 2025 stellte Cornett sein „Herzensprojekt“ vor: „Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die deutsche Schienenanbindung an den Fehmarnbelttunnel im Vergleich zum Anfang grundlegend geändert hat.“ Mit Anfang meint er das Jahr 2009, als Deutschland und Dänemark die Realisierung der neuen Verbindung per Staatsvertrag besiegelten.

Gründe für die Verzögerungen
Erfolgsmodell Öresundbrücke
Die Fehmarnbeltquerung ist ein Projekt der Superlative und bringt deshalb viele Herausforderungen mit sich. Es handelt sich um einen Absenktunnel: die einzelnen Tunnelelemente werden von Schleppern auf die Ostsee gebracht, dort abgesenkt und in einem zuvor ausgehobenen Tunnelgraben am Meeresgrund aneinandergereiht und verbunden. Auf deutscher Seite gingen rund 16.000 Einwendungen gegen das Projekt ein, in Dänemark gab es 42 Stellungnahmen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung, von denen mehrere positiv ausfielen. Cornett führt dies auf die Erfahrungen seines Landes mit Großprojekten wie der Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö zurück: „In Dänemark wissen wir einfach, wie wertvoll solche Infrastrukturprojekte sind, wenn sie erst einmal fertig sind.“

Chancen für die Metropolregion Hamburg
Gerade für die Metropolregion Hamburg bringt die feste Querung große Chancen: „Mit der besseren Anbindung an Skandinavien wird die Region ihre Rolle als Logistikdrehscheibe Nordeuropas ausbauen können“, sagt Bernhard Jurasch. Er ist Vorsitzender des Billbrookkreis e. V. Das Netzwerk von Unternehmen rund um den Industriestandort Billbrook hatte zum Vortrag über den Fehmarnbelttunnel eingeladen. Jurasch betont: „Die Metropolregion rückt mit dem Tunnel stärker ins Zentrum einer europäischen Nord-Süd-Entwicklungsachse – mit positiven Effekten auch für Fachkräfte und den Tourismus.“
Mehr Zusammenarbeit in Wirtschaft und Wissenschaft
Auch die Zukunftsfelder Wissenschaft und Innovation werden profitieren. Die Vernetzung zwischen Hochschulen, Forschungszentren und Startups wird noch stärker zunehmen. Für die Wirtschaft ergeben sich viele Chancen – besonders für die Hafenwirtschaft und den Handel. Cornett berichtet: „Wir hören schon jetzt von den dänischen und deutschen Wirtschaftsförderungseinrichtungen, dass die Gewerbeflächen entlang der Route Hamburg – Kopenhagen fast weg sind, bevor sie überhaupt fertiggestellt sind.“
agu/sb
Quellen und weitere Informationen
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