„Ich nehme diesen Preis als Ermutigung, meine Aufmerksamkeit weiterhin nicht nur auf die Substanz der Architektur und ihre Bedeutung zu richten, sondern auch auf den Beitrag, den wir als Architekten leisten können, um die existenziellen Herausforderungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ungleichheit anzugehen“, kommentiert der britische Stararchitekt die Ehrung. Mit seiner Arbeit will der 69-Jährige die nächste Generation dazu inspirieren, eine schönere, gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen, erklärt er weiter. Das Spektrum der Chipperfield-Projekte reicht von öffentlichen städtischen Gebäuden und Museumsbauten bis hin zu Geschäfts-, Wohn- und Einzelhandelsstrukturen.
Der diesjährige Pritzker Architecture Prize geht an Sir David Chipperfield, während in Hamburg gerade der Elbtower nach seinem Entwurf entsteht. Mit 245 Metern wird er bei seiner geplanten Fertigstellung im Jahr 2025 mehr als doppelt so hoch sein wie das Hamburger Rathaus – das bislang höchste Gebäude der Stadt – und als Gegenpol zur Elbphilharmonie die Silhouette der HafenCity bestimmen. „Immer geprägt von Eleganz, Zurückhaltung, Beständigkeit sowie klaren Kompositionen und raffinierten Details, strahlen seine Gebäude jedes Mal Klarheit, Überraschung, raffinierte Kontextualität und selbstbewusste Präsenz aus“, lobt die Pritzker-Jury Chipperfields Entwürfe. Der mit 100.000 Dollar dotierte Preis ist die renommierteste Auszeichnung auf dem Gebiet der Architektur und wird auch als ‚Architektur-Nobelpreis‘ bezeichnet. Ausgezeichnet wird dabei nicht nur die architektonische Leistung, sondern auch der „Beitrag zur Menschheit und zur gebauten Umwelt“. „Für die Strenge, Integrität und Relevanz eines Werkes, das – über den Bereich der Architekturdisziplin hinaus – für sein soziales und ökologisches Engagement spricht, wird David Chipperfield zum Pritzker-Preisträger 2023 ernannt“, heißt es dann auch in der Jury-Begründung.
Architektur für eine bessere Welt
Hamburger Chipperfield-Projekte: Stadthöfe und Hotelturm
In Hamburg waren David Chipperfield Architects etwa am Masterplan für die Revitalisierung eines historischen Gebäudeensembles zwischen Stadthausbrücke, Große Bleichen und Neuer Wall beteiligt. Zwischen 2013 und 2020 entstanden hier auf rund 100.000 Quadratmetern die Stadthöfe: eine Mischung aus Einzelhandel, Büroflächen, Gastronomie und Wohnungen, angeordnet um vier Innenhöfe, die sich durch neue Zugänge ihrer Umgebung öffnen. Die Herausforderung für die kreativen Planer lag in der Verknüpfung der historischen Bausubstanz und der damit verbundenen Denkmalpflege mit neuen Elementen, um ein lebendiges Innenstadtquartier entstehen zu lassen. Mit dem bronzeverkleidete Turm des Empire Riverside Hotels hat der britische Architekt zudem Hamburgs Hafensilhouette verändert. Seit 2007 ragt der 65 Meter hohe Hotelturm auf dem Gelände der ehemaligen Bavaria-St.-Pauli-Brauerei empor.
Entwürfe zwischen Zurückhaltung und selbstbewusster Präsenz
Harmonisch in die Umgebungsbebauung einfügen soll sich hingegen der Neubau für die Signal Iduna-Versicherungsgruppe in der Neue Rabenstraße 15-19 am Bahnhof Hamburg-Dammtor. Der Entwurf von David Chipperfield Architects für einen modernen Bürocampus setzte sich im Juni 2021 im Rahmen eines zweistufigen Architektenwettbewerbs unter insgesamt 13 Bewerbern durch. Wenn das Projekt Ende 2026 realisiert ist, belegt Chipperfields Wirken für die Signal-Iduna und den Elbtower, dass er tatsächlich beides beherrscht: Zurückhaltung sowie selbstbewusste Präsenz, ganz wie es die Jury-Begründung hervorhebt.
ys/mm/sb