Corona

Beyond Homeoffice: Was kommt, was bleibt?

12. Juni 2020
Die Corona-Pandemie hat neue innovative Arbeitsweisen hervorgebracht

Immer mehr Wohlstand führt nicht zwangsläufig zu immer mehr Lebensqualität, besagt zumindest das „Easterlin-Paradox“. Dass immer mehr zu haben nicht automatisch immer glücklicher macht, haben auch viele Mitarbeiter während der Corona-Pandemie mit Kontakt- und Selbstbeschränkungen im Homeoffice gemacht. Wichtiger werden ab einem bestimmten Punkt Lebensumfeld, Beziehungen und Gesundheit, schreibt die Ökonomin Maja Göpel in ihrem aktuellen Buch „Unsere Welt neu denken“. Den Spiegel-Bestseller fanden die Mitarbeiter einer Hamburger Digitalagentur hocherfreut in einem Corona-Care-Päckchen, das ihr Chef ihnen ins Homeoffice geschickt hatte. Dazu ein Dankesbrief, Schokolade und Sonnencreme für Balkonien. 

Was hat das Homeoffice bloß angerichtet?

„Wir rechnen nicht damit, dass sich die Situation vor März 2021 wesentlich normalisiert“, sagt Marc Mundt, Chef der Hamburger Digitalagentur DI Unternehmer, der auch die Idee mit den Corona-Care-Paketen hatte. „So lange haben unsere Teams auch die Wahl zwischen Homeoffice und Büro. Corona ist ja nicht weg.“ Die Erfahrungen mit der Remote-Arbeit seien durchweg positiv gewesen. Nun könne man das Beste aus beiden Welten kombinieren, das wünschen sich auch die meisten der 60 Mitarbeiter„Wir sagen Homeoffice, meinen aber viel mehr: die Sehnsucht nach einem flexibleren und sinnvolleren (Arbeits)-Leben“, so Mundt.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt binnen kürzester Zeit radikal verändert, sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Noch immer befinden sich aufgrund der Corona-Krise viele Mitarbeiter im Homeoffice oder kehren nach einer kurzen Entwöhnungszeit wieder in ihre Büros zurück. Viele fragen sich: Was kommt, was bleibt? Geht nun alles so weiter wie vor Corona und: will ich das überhaupt? 

Und wie steht es mit der Produktivität?

Eine aktuelle Homeoffice-Umfrage vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT zeigt, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Situation erleben. Demnach sind 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer zufrieden im Homeoffice, obwohl der soziale und professionelle Austausch, die Unterstützung sowie Verbundenheit im Team als eher schlecht bewertet werden.

Marc Mundt DI Unternehmer

Von den Befragten wird die eigene Produktivität im Homeoffice insgesamt als höher eingeschätzt. Knapp 40 Prozent der Befragten fühlen sich produktiver als bei der Arbeit vor Ort. Knapp 15 Prozent schätzen ihre Produktivität sogar als wesentlich höher ein. Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, empfinden 37 Prozent ihre Produktivität als geringer. 

Homeoffice wird smart

Die Zukunft gehört hybriden Arbeitsformen, scheinen sich New Work Experten einig zu sein. Ein Teil des Teams im Homeoffice vor dem Bildschirm, während ein anderer Teil mit Abstand persönlich im Office zusammenkommt. Homework wird nicht nur die Büros verändern, sondern auch Privatwohnungen und Häuser. "Wir werden technisch aufrüsten, unsere Häuser und Privatwohnungen werden smart", so Nick Sohnemann, Gründer und CEO der Hamburger Innovationsagenur Future Candy. 

Führungskräfte stehen vor der Herausforderung den Prozess zu orchestrieren. Zoom, Teams, Slack - viele haben während der Lockdown-Phase mit neuen Tools und Arbeitsweisen experimentiert und müssen nun entscheiden, wie es weitergeht. Für einige war Corona ein Crash-Kurs in Sachen Digitalisierung und Flexibilität. Optimalerweise sollen sie spätestens jetzt auch keine Alleinentscheider mehr sein, sondern Möglichmacher, Coach und Partner für ihre Mitarbeiter. "New Work funktioniert nicht in starren Strukturen. Es erfordert vielmehr ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern", so Sohnemann.

Sehnsucht nach Flexibilität

Das New Work Corona Barometer von Xing befragt regelmäßig Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihrer aktuellen Arbeits-Situation. Rund 70% der befragten XING Mitglieder aus Deutschland arbeiteten Anfang Mai teilweise oder ausschließlich im Homeoffice. Rund 51% der Deutschen freuen sich laut der Umfrage wieder auf das Arbeiten im Büro. Am meisten vermissen die Befragten ihre Kollegen und die sozialen Kontakte. Die Krise habe auch dazu geführt, dass Beschäftigte ihre Jobsituation hinterfragen und ihre Präferenzen neu definieren. Mehr als die Hälfte der Deutschen will mehr Work-Life-Balance. 

Gesellschaftliche Fragen rücken in den Fokus

Die winzig kleine Drohne verfügt über eine Mini-Bürste, mit der sie Pollen einer Pflanze einsammeln und mithilfe eines winzigen Ventilators auf einer anderen Pflanze wieder ausbringen kann. Es handelt sich um den technischen Neubau einer so langsam vom Aussterben bedrohten Biene. Auch um unser Verhältnis zur Natur, Ökonomie und Ökologie geht es in dem Bestseller der Ökonomin Maja Göpel. „Es ist auch eine Einladung an die Mitarbeiter, unser bisheriges Tun einmal grundsätzlich zu hinterfragen und zum Neudenken“, so Unternehmenslenker Marc Mundt. „Nach dem Homeoffice gehen wir nun noch einen Schritt weiter und prüfen die rechtlichen Möglichkeiten für Work und Travel.“ Remote-Arbeit am Ostseestrand. 
kk

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