Studie

Uni Hamburg: Krankheitsvideos fördern Corona-Antikörperbildung

12. Januar 2024
Universität Hamburg und Universität Tübingen zeigten in einer Studie Videos von Menschen mit Covid-19-typischen Symptomen

Wichtigster Antikörper zur Bekämpfung von Krankheitserregern in den Atemwegen und damit wesentlich an der Immunabwehr beteiligt, ist das sekretorische Immunglobulin A (slgA) im Speichel. Hohe Konzentrationen des für die Alphavariante des Coronavirus spezifische slgA (SARS-CoV-2-specific slgA) wurden in Studien mit asymptomatischen Covid-19-Infektionen in Verbindung gebracht – ein Hinweis auf die schützende Funktion gegen SARS-CoV-2. Angesichts dessen könnte SARS-CoV2-specific slgA auch SARS-CoV-2 im Körper neutralisieren. Forschende des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg haben nun in einer Studie zusammen mit der Universität Tübingen 45 Testpersonen Videos mit Covid-19-typischen Atemwegssysmptomen wie Niesen oder Husten gezeigt. Das Ergebnis: Schon nach Kurzem entwickelten diese mehr spikeprotein-spezifisches slgA als Personen, die ein Video mit gesunden Menschen sahen.  

SARS-CoV-2-Antikörper könnte Teil einer proaktiven Immunreaktion sein

„Die durchschnittliche Sekretion stieg um 24,4 Prozent nach fünf Minuten Stimulation mit einem Krankheitsvideo“, erklärt Juniorprofessorin Dr. Esther Kristina Diekhof vom Fachbereich Biologie der Universität Hamburg und Senior-Autorin der Studie. „Dass dieser Anstieg auftrat, obwohl es keine tatsächlichen Erreger gab, deutet darauf hin, dass das SARS-CoV-2-specific sIgA Teil einer proaktiven Immunreaktion sein könnte, welche die Mundhöhle auf das Eindringen von Viren vorbereitet.“ Kurz nach Ende des Videos sei der slgA-Wert im Speichel wieder zum Ausgangswert zurückgekehrt.

Universität Hamburg: Weitere Studien sollen Befunde noch genauer untersuchen

Weiterer Untersuchungsgegenstand waren auch spezifische Antikörper (anti-RBD) gegen die rezeptorbindende Domäne (RBD) von SARS-CoV-2, die dem Virus das Eindringen in die Zellen ermöglicht und für eine Infektion verantwortlich ist. Dieser Antiköper zeigte jedoch nach der Stimulation mit dem Krankheitsvideo keinerlei Veränderung, was auf die unterschiedliche Funktion der Antikörper hindeutet. Während das SARS-CoV-2-specific slgA wahrscheinlich beim Immunausschluss ansetze und bereits beim Betrachten des Videos ausgeschüttet werde, sei anti-RBD vermutlich an der tatsächlichen Neutralisierung der Viren beteiligt und werde erst nach dem tatsächlichen Kontakt mit dem Erreger aktiviert. Weitere Studien sollen die Befunde noch genauer analysieren. „Aus den vorliegenden Ergebnissen können wir nicht eindeutig ableiten, dass die Immunantwort der Schleimhäute auf das Video der Atemwegserkrankung grundsätzlich in jeder Situation dem beobachteten Muster eines Anstiegs im SARS-CoV-2-specific sIgA folgt“, resümiert Judith Keller, Doktorandin an der Universität Hamburg und Erstautorin der Studie.

An der Studie nahmen 45 geimpfte bzw. zuvor mit dem Coronavirus infizierte Personen zwischen 18 bis 35 Jahren teil, davon 22 Frauen. Die meisten Tests der Studie fanden während der ersten und zweiten Omicron-Welle der Covid-Pandemie statt. Die Teilnehmenden wurden mit einem fünfminütigen Krankheitsvideo konfrontiert, das Menschen mit verschiedenen für Covid-19 typischen respiratorischen Symptomen (z. B. Niesen oder Husten) zeigte.
mm/sb

Quellen und weitere Informationen

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