„Das Sustainable Aero Lab ist das führende Programm, das sich der Beschleunigung von Startups in der nachhaltigen Luftfahrt widmet. Dies können Ansätze zu alternativen Flugzeugantrieben oder Flugkraftstoffen sein, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF). Oder auch neuartige Materialien sowie innovative Ideen im Bereich Flugzeugdesign. Oder aber ein Startup entwickelt eine Software, um den Flugbetrieb effizienter und damit nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Kaestner, der auch Co-Founder & CCO (Chief Customer Officer) des Sustainable Aero Labs ist. Die internationalen Gründer:innenteams treffen in den Lab-Sessions auf Mentor:innen, etwa Führungskräfte aus Luftfahrt und Industrie, Forschung oder Venture Capital, und diskutieren ihre Gründungsideen in 1:1-Gesprächen. „Anschließend folgt ein öffentlicher Austausch mit dem Feedback aller Mentor:innen. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen und Eindrücke erhalten die Startups wertvolle Handlungsempfehlungen“, so Kaestner. Und sie können sich für eine weitere Begleitung ihrer Gründungsidee im nächsten Lab qualifizieren.
„Der Himmel ist so voll wie nie zuvor“, meldete im Juli die Tageschau und bezog sich dabei auf Daten von Flightradar 24. Am 6. Juli hatte der Onlinedienst zur Echtzeit-Positionsdarstellung von Flugzeugen knapp 134.340 kommerzielle Flugzeuge registriert – ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen des Luftfahrt-Tracking-Unternehmens im Jahr 2006. Auch der Hamburger Flughafen meldete fast 330.000 Reisende zum Ferienstart Mitte Juli und damit die bislang passagierstärkste Woche seit 2019. „Die Menschen wollen fliegen. Der Wunsch der Menschen nach Mobilität liegt einfach in unserer DNA“, bestätigt auch Lukas Kaestner, Chief Development Officer beim Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) in Hamburg-Finkenwerder. „Da dieser Bedarf weiter fortbestehen wird, müssen wir den Luftverkehr nachhaltiger gestalten.“ Mit diesem Ziel ist Anfang 2021 das Sustainable Aero Lab an den Start gegangen – ein globales Accelerator-Programm für Startups, die auf eine spürbare Reduzierung des Klima-Fußabdrucks der Luftfahrt abzielen.
Mentor:innen mit verschiedenem Know-how
Schon mehr als 60 Startups
Lab-Sessions finden alle zwei bis drei Monate statt, physisch oder virtuell. Die letzte wurde im Juni, während der Paris Air Show 23 in Le Bourget, durchgeführt. „Wir waren dazu im Nationalem Luftfahrtmuseum, dem Gebäude, wo Charles Lindberghs ‚Spirit of St. Louis‘ geparkt wurde, nachdem er den ersten Nonstop-Flug über den Atlantik unternahm. Das war schon eine sehr inspirierende Umgebung“, erzählt Kaestner. Wer nun in Paris eine oder einen Mentor:in von seiner Geschäftsidee überzeugen konnte, ist auch bei der nächsten Session Mitte September wieder dabei. Maximal vier Sessions können die Startups durchlaufen, gut 60 Gründer:innenteams haben bisher vom Sustainable Aero Lab profitiert. Darunter Red Arrow (ehemals HeruoFan). Das Startup ist eine Ausgründung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Die Gründer entwickeln ein innovatives Triebwerkskonzept, bei dem die Turbine in den sogenannten ‚Fan‘ integriert ist. Das Red-Arrow-Triebwerk bestehe aus weniger Teilen, sei entsprechend leichter und erfordere weniger Wartung – bei gleicher Effizienz, verspricht das Gründertrio.
Mehrwert für Hamburg: Neuansiedlungen
Auch Beagle Systems konnte bereits in den Sessions des Sustainable Aero Labs überzeugen. Das Startup-Team entwickelt und betreibt Langstreckendrohnen für die Inspektion von Infrastrukturen sowie für medizinische Transporte. Damit gewann das junge Unternehmen 2019 den Preis für den erfolgreichsten Hamburger Existenzgründer. Kaestner betont zudem den Mehrwert für den Standort Hamburg durch die internationale Ausrichtung des Programms und nennt H3 Dynamics als Beispiel. Das Technologie-Scaleup mit seinen drei regionalen Hauptsitzen in Toulouse, Austin und Singapur hat sich zum Ziel gesetzt, durch wasserstoffelektrische Lösungen die Luftfahrt zu dekarbonisieren. „Wir verstehen das Sustainable Aero Lab als wertvollen Türöffner für spannende Startups aus aller Welt, die sich in Hamburg ansiedeln möchten und das hiesige Ökosystem bereichern“, erklärt Kaestner. So hat H3 Dynamics im Juni dieses Jahres ein Memorandum of Understanding (MoU, Absichtserklärung) mit dem ZAL unterzeichnet. Gemeinsam soll die Beschleunigung von Wasserstoff in der Luftfahrt erforscht werden, einschließlich der unbemannten Luftfahrt, der Betankung von Verkehrsflugzeugen und des Bodenbetriebs.
Sustainable Aero Lab – Das Ziel ist klar
Und wo soll es mit dem Sustainable Aero Lab selbst hingehen? Dazu hat Lukas Kaestner ein ganz klare Vorstellung: „Wir wollen DIE Plattform für nachhaltiges Fliegen werden. Ähnlich wie der Crystal Cabin Award ein ganzes Segment geprägt hat, die Auszeichnung gilt ja quasi als ‚Oskar‘ für innovative Kabinentechnologie.“
ys/sb