„Unsere App soll zum täglichen Begleiter für alle werden, die nachhaltiger leben möchten – und das in drei einfachen Schritten“, erklärt Wehrhahn. In Schritt 1 beantwortet der User eine Reihe einfacher Fragen zum individuellen Lebensstil. Die App berechnet daraufhin den jährlichen CO₂-Fußabdruck. Schritt 2 liefert Tipps zur schrittweisen Veränderung des Konsumverhaltens und lockt mit Challenges. Etwa kürzer oder gar kalt duschen – das Erhitzen von Wasser ist ein wahrer Stromfresser – oder eine Optimierung der Vorratsplanung, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Belohnt werden die Aktionen mit Planet Coins. In Schritt 3 schließlich können die erworbenen Planet Coins bei über 50 Partnerunternehmen eingelöst werden, darunter etwa Got Bag, Etepetete, Refurbed, Planted, Tier oder Flix Mobility.
Das eigene Auto stehen lassen, zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln oder sich pro Woche ein paar Tage vegan ernähren – Die Tipps der kostenlosen Plan3t-App sind leicht umzusetzen. „Wir beginnen mit den ‚Low hanging fruit‘, lacht Lukas Wehrhahn, Mitgründer des Hamburger Impact-Startups Plan3t. „Tatsächlich wird gerade in den Bereichen Mobilität, Energie und Ernährung am meisten CO₂ verbraucht. Und obwohl vielen bewusst ist, wie sinnvoll CO₂-einsparende Maßnahmen sind, werden sie letztendlich oft nicht umgesetzt“, weiß Wehrhahn, dem die Idee eines Belohnungssystems für nachhaltiges Konsumverhalten schon während des Studiums kam. Zusammen mit Christian Gärtner, den er bei seiner Tätigkeit als Produktentwickler bei Freiheit.com Technologies kennenlernte, und seinem Bruder Kaspar, hat er seine Idee realisiert: Eine App, die spielerisch eine Verhaltensänderung in Gang setzt und Klimaschutz im Alltag implementiert. Im März dieses Jahres ging eine Betaversion online, seit September ist die finale Version in den App Stores von Apple und Google abrufbar und hat aktuell rund 7.500 User*innen.
In drei Schritten zu mehr Nachhaltigkeit
Nachhaltigen Konsum erschwinglich gestalten
„Wer möchte, kann seine Planet Coins auch für Sozial- und Klimaprojekte spenden. Aber vor allem geht es darum, den Umstieg auf nachhaltigen Konsum erschwinglich für alle zu gestalten“, erläutert Wehrhahn. Denn obwohl der Klimawandel immer mehr Menschen umtreibe, bleibe es oft bei Absichtserklärungen, haben die Gründer herausgefunden. „Wir haben es hier mit einem ‚Intention-Action-Gap‘ zu tun“, so Wehrhahn. „Laut Studien wollen 65 Prozent der Europäer auf einen nachhaltigen Konsum umsteigen, doch nur 26 Prozent tun es. Und als Grund geben 60 Prozent an, ökologische Produkte seien zu teuer.“ Durch die Planet Coins werde der Umstieg erleichtert.
Plan3t: Europaweite Expansion geplant
Im kommenden Jahr soll die Plan3t-App in weiten Teilen Europas verfügbar sein. „Wir haben uns von Anfang an europäisch positioniert und werden 2022 eine englischsprachige App launchen“, so Wehrhahn. Mithilfe des europäischen Open-Banking-Standards (PSD2) soll die App in den kommenden Monaten schrittweise automatisiert werden. „Über die Verknüpfung des Bank Accounts lassen sich einzelne Transaktionen automatisch mit einem CO₂-Abdruck versehen und Planet Coins für die Käufe von Partnerunternehmen verdient werden.“ In Regionen wie Skandinavien, UK oder den Niederlanden, die Open-Banking generell offen gegenüberstehen, wird die App als erstes zur Verfügung stehen.
Ziel: CO₂- Verbrauch von 11 auf drei Tonnen begrenzen
In Deutschland, wo besonderer Wert auf Datenschutz gelegt wird, besteht bei diesem Thema noch Aufklärungsbedarf. „Natürlich garantieren wir einen datenschutzkonformen Umgang mit allen Daten“, verspricht der Gründer. „Wir arbeiten mit pseudonymisierten Daten und nutzen ausschließlich europäische Server.“
Zur Realisierung ihrer nächsten Ziele konnte Plan3t jüngst nach der Beendigung ihrer Pre-Seed-Runde 750.000 Euro einsammeln. An der Pre-Seed Finanzierungsrunde beteiligten sich unter anderem der renommierte Berliner Frühphaseninvestor APX, die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) sowie bekannte Business Angels aus der deutschen Digital- und Werbebranche, darunter Marc Sasserath, Guido Syré und die Mutabor Gründer Heinrich Paravicini und Johannes Plass. Die Mittel sind somit vorhanden und auch das Ziel ist klar: ein weitgehend treibhausgasneutrales Deutschland bis 2050. „Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müsste jeder seinen durchschnittlichen CO₂-Verbrauch auf drei Tonnen begrenzen. Aktuell sind es jedoch 11,5 Tonnen“, weiß Wehrhahn. Nötig wäre somit eine jährliche Reduktion um 10 Prozent. „Unsere User*innen jedoch schaffen spielerisch mehr – somit lautet unsere Mission: Die Welt retten in drei einfachen Schritten!“
ys/sb