Die Produkte werden lose, in Spendern oder Mehrwegbehältern angeboten. Damit der verpackungsfreie Einkauf funktioniert, müssen Kunden ihre eigenen Behältnisse mitbringen: Glasflaschen, Schraubgläser, Stoffbeutel oder Brotdosen. Diese werden gewogen, bevor Mehl oder Öl in gewünschter Menge abgefüllt wird. An der Kasse wird das Gewicht der Behältnisse wieder abgezogen, sodass nur die Lebensmittel bezahlt werden.
Unverpackt-Läden erobern die Hansestadt
Wer Verpackungsmüll vermeiden möchte, stößt in herkömmlichen Geschäften an seine Grenzen. Die Bio-Gurke ist eingeschweißt, Kekse in der Plastiktüte zusätzlich in Folie gewickelt und das Shampoo in einer Plastiktube abgefüllt. Der erste Unverpackt-Laden Hamburgs fährt nun seit drei Jahren erfolgreich ein anderes Konzept: Bei Stückgut in Hamburg-Ottensen und auf St. Pauli werden Lebensmittel, Hygieneartikel wie auch Putzmittel ausschließlich verpackungsfrei verkauft.
Eigene Behältnisse für den Einkauf
Nachhaltig, fair und biologisch
„Wir stellen ein Basissortiment von rund 700 Produkten“, sagt Geschäftsführerin Sonja Schelbach. „Wir bieten nicht zwanzig Sorten Senf an, sondern den einen Senf, der nachhaltig und biologisch produziert sowie nicht zu weit und plastikfrei zu uns transportiert wird.“ Die hohen Ansprüche erforderten viel Recherche und Absprachen mit einzelnen Herstellern, viel Planung bei Transport und Logistik von Mehrwegsystemen. Doch der Einsatz lohnt sich, so Schelbach: Seit der Gründung habe Stückgut mehr als 630.000 Einweg-Verpackungen eingespart – umgerechnet etwa 4.800 gelbe Säcke – und gezeigt, dass einkaufen ohne Verpackungsmüll funktioniert.
Alternative schaffen
Sonja Schelbach gründete Stückgut zusammen mit Christiane Bors, Insa Dehne und Dominik Lorenzen. „Wir wollten Verpackungsmüll vermeiden“, erzählt Schelbach, „aber bei Einkäufen in normalen Supermärkten war das nahezu unmöglich, sodass wir eine Alternative schaffen wollten.“ Im Januar 2017 eröffneten sie ihre erste Filiale in Hamburg-Ottensen. Inzwischen gibt es einen zweiten Laden in der Rindermarkthalle auf St. Pauli. Sonja Schelbach und Insa Dehne arbeiten als Geschäftsführerinnen in Vollzeit für Stückgut und beschäftigen 25 Mitarbeiter.
Transport und Lagerung der Lebensmittel
Die Lebensmittel beziehe Stückgut hauptsächlich aus biologischer Landwirtschaft sowie von Bauernhöfen und Backstuben aus der Region. Obst und Gemüse bekomme der Unverpackt-Laden in wiederverwendbaren Kisten und zu einem kleinen Teil in Kartons geliefert. Trockenwaren wie Gewürze und Reis erhalten sie in Großgebinden, so Schelbach. „Wir müssen Kompromisse eingehen, komplett plastikfrei klappt nicht überall.“ Doch immer mehr Produkte zeichne sie mit ihrem Siegel „verpackungsfreie Lieferkette“ aus. So würden zum Beispiel Kaffee und Gemüsebrühe ausschließlich in einem Mehrwegsystem mit Pfandbehältern transportiert und Verpackungsmüll komplett vermieden.
Immer mehr Unverpackt-Läden in Hamburg
Inzwischen hat Stückgut in Hamburg Gesellschaft bekommen. In Volksdorf verkauft „Ohne Gedöns“ Lebensmittel ohne Verpackungsmüll und in Eimsbüttel „Bio Lose“. Auf St. Pauli hat „Twelve Monkeys“ ausschließlich vegane, also rein pflanzliche Lebensmittel, Tiernahrung und Merchandising im Angebot. Auf der Sternschanze verkauft „Wohlempfinden Pur“ plastikfrei Gewürze und Kräutersalze. In Bergedorf können umweltbewusste Hamburger bei „Onkel Emma“ einkaufen und in Hoheluft im Unverpackt-Laden „Monger“, der zusätzlich ein Café mit Frühstück und Mittagstisch anbietet.
mt/sb