Künstliche Intelligenz

So gelingt die KI-Transformation: Erfolgsbeispiele aus Hamburg

4. Februar 2025
Firmeninterne KI-Assistenten und -Projekte revolutionieren den Arbeitsalltag. Wir sprachen mit Digitalstrateg:innen von Otto, Beiersdorf und Jung von Matt

Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Prozesse effizienter zu gestalten, ist die gezielte Einbindung digitaler Technologien unerlässlich. Generative künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine zentrale Rolle – Sie unterstützt bei der Analyse großer Datenmengen, der Automatisierung von Arbeitsabläufen und der Verbesserung der Kundenkommunikation. Hamburger Unternehmen wie Beiersdorf, Otto und Jung von Matt setzen verstärkt auf diese Potenziale. Im Gespräch mit Hamburg News berichten KI-Verantwortliche dieser Unternehmen, wie generative KI in der Praxis eingesetzt wird und welche Herausforderungen dabei bewältigt werden müssen.

KI-Innovationen bei Beiersdorf

Das Innovationsmanagement des Hautpflegeunternehmens fördert den Einsatz richtungsweisender KI-Tools. Sein Team habe in dieser dynamischen Entwicklung eine Lotsenfunktion zwischen IT und Fachabteilungen eingenommen, beschreibt Dirk Ploss, Senior Innovation Manager. „Wir probieren aus, wir prüfen auf potenzielle Chancen und Risiken, wir empfehlen.“ Dabei müssen verschiedene Prozesse von der Ideenfindung über die Recherche bis hin zur Kommunikation neu gedacht werden. Die Devise dabei lautet: „KI ist für uns nicht nur ein Beschleuniger, sondern vor allem auch ein Verbesserer“, so Ploss.

2019 führte der Hamburger Konzern einen intelligenten Chatbot ein, der später durch eine interne Instanz von ChatGPT ergänzt wurde. Ziel solch generativer KI-Systeme sei es, die Stärken der Mitarbeiter:innen zu erweitern, betont der Manager. Neben dem Ausbau interner KI-Kapazitäten setzt Beiersdorf auf externe Partnerschaften. „Seit einigen Jahren sind wir auch im Bereich Corporate Venture unterwegs und beteiligen uns an Startups, die mit uns kollaborativ strategische Zukunftsinitiativen erforschen und umsetzen“, so Ploss.

Otto Group: von internen KI-Assistenten bis zu transformativen Shopping-Erlebnissen

Mit der Otto Group nutzt ein weiterer Hamburger Konzern generative KI, um verschiedene Arbeitsabläufe zu optimieren. Seit 2023 ist der Chatbot ogGPT im Einsatz. Anja Körber, Head of AI & Automation, betont: „Mittlerweile hat sich gezeigt, dass ‚ogGPT‘ ein Fundament unserer KI-Reise bildet und die Kolleg:innen dabei unterstützt, Fakten und Wissen über KI besser zu verankern.“ Sie beschreibt den KI-Assistenten als einen „Safe Space“, der es allen Mitarbeiter:innen ermöglicht, KI zu erleben und praktisch anzuwenden – „eine KI zum Anfassen“.

Sebastian Walter, der die KI-Initiativen bei Otto leitet, bezeichnet generative KI als „die wohl bedeutendste technologische Erfindung unserer Zeit“. Seiner Einschätzung nach werden „persönliche Shopping-Assistenten“ künftig eine zentrale Rolle im E-Commerce spielen. „In fünf Jahren könnte ein solcher Assistent nicht nur Produkte empfehlen, sondern auch Aufgaben wie das Planen von Einkäufen übernehmen und insgesamt viel schneller sowie personalisierter auf die Bedürfnisse der Kund:innen eingehen“, so Walter. Um dies zu realisieren, seien eine stärkere Integration von Daten und Systemen sowie kontinuierliche Innovationen erforderlich, an denen Otto derzeit intensiv arbeite. „Wer sich jetzt nicht mit der Technologie beschäftigt, wird überholt“, betont der Vice President Digital and Consulting der Otto Group Holding.

Generative KI bei der Otto Group
Bei der Otto Group und in vielen anderen Unternehmen kommen KI-Chatbots zum Einsatz

Auch in der Kreativbranche bedeutsam: das KI-Tool von Jung von Matt 

Die Hamburger Kreativagentur Jung von Matt nutzt künstliche Intelligenz, um kreative Prozesse zu optimieren und Kampagnen effizienter zu gestalten. Ein zentrales Tool ist das eigens entwickelte „Stables“, das auf Open-Source-Technologien wie Stable Diffusion und Flux basiert. Es soll die schnelle und kostengünstige Erstellung von Produktbildern ermöglichen. Ein Beispiel: „Für Autohersteller spart der Einsatz von Stables Zeit und Kosten, indem es digitale Modelle von Fahrzeugen in verschiedene Umgebungen integriert“, erklärt Robert Andersen von Jung von Matt Creators. Über die Bildgenerierung hinaus birgt das Tool weitere Potenziale für personalisierte Inhalte: „Wir setzen KI ein, um große Datenmengen zu analysieren und Zielgruppenverhalten besser zu verstehen.“ Auf diese Weise sollen Muster frühzeitig erkannt und Kampagnen passgenau entwickelt werden. Andersen betont jedoch, dass KI die menschliche Kreativität nicht ersetzt, sondern unterstützt: „Die wahre Stärke einer Strategie liegt im menschlichen Gespür für Bedürfnisse und Psychologie.“

Auch das KI-Startup Erason hat mit „Allon“ ein KI-Tool für die Werbebranche entwickelt. „Wir sammeln komplett anonymisierte digitale Fußabdrücke“, fasst CEO Niklas Maximilian Mrutzek den Mehrwert der modernen Anwendung zusammen. Im Future Hamburg Talk erklärt er, wie die KI-gestützte Zielgruppenanalyse funktioniert.

ARIC unterstützt Unternehmen bei der KI-Transformation

Von Handel über Konsumgüter bis hin zur Kreativwirtschaft – KI ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil von Transformationsprozessen in verschiedenen Branchen geworden. Der Weg zur optimalen Integration moderner Technologien ist jedoch oft komplex und bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Unternehmen wie Beiersdorf, Otto und Jung von Matt setzen bereits auf KI-Tools, die Effizienz und Wertschöpfung in der internen Zusammenarbeit verbessern. Das Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) trägt zur Vernetzung und zum Wissensaustausch bei, indem es branchenübergreifend Know-how bündelt und Unternehmen in der Metropolregion Hamburg bei der Einführung von KI-Lösungen unterstützt. Dabei fördern Workshops und Veranstaltungen die Anwendung und Weiterentwicklung von KI in der Praxis.
fw/kk

In Kürze folgen tiefere Einblicke in die Interviews rund um KI-Innovationen bei Beiersdorf und Otto.

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