„Wir setzen in Hamburg alles Machbare um, damit die Wärmewende vorangetrieben wird und wir unsere Klimaziele erreichen“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan. Mit dem erfolgreichen Geothermieprojekt der Hamburger Energiewerke in Wilhelmsburg werde zukünftig ein weiterer Baustein zur umweltfreundlichen Energiegewinnung genutzt. „Zu dem Mix aus Wind, Sonne, Abwärme aus der Industrie und der Müllverwertung gesellt sich jetzt die Geothermie. Ich gehe davon aus, dass die Geothermie als Technologie perspektivisch einen größeren Beitrag zur Dekarbonisierung in Hamburg und der Metropolregion beitragen wird“, erklärt Kerstan weiter. Die lokalen Wärmenetze „Energiebunker“ und „Energieverbund Wilhelmsburg-Mitte“ sollen mit der neuen Geothermie-Anlage zusammengeführt und weiter ausgebaut werden. So soll auf der Elbinsel ein großes Fernwärmenetz der HEnW entstehen.
Geothermie gilt neben Sonne und Wind als wichtige erneuerbare Energiequelle, die konstant und lokal verfügbar ist. Auch in Hamburg soll sie in Zukunft als Baustein der Wärmewende genutzt werden. Im Reallabor „Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg“ (IW3) wurde nun ein weiterer Meilenstein erreicht: Die ersten Fördertests des Geothermieprojekts der Hamburger Energiewerke (HEnW) seien laut Hamburger Umweltbehörde erfolgreich abgeschlossen. Ab Frühjahr 2025 können Haushalte in Hamburg-Wilhelmsburg mit Wärme aus der neuen Geothermieanlage versorgt werden können. Perspektivisch sollen über 6.000 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden können.
Geothermie leistet Beitrag zur Dekarbonisierung in Hamburg
Bund fördert Reallabor zur Wärmewende mit 22,5 Millionen Euro
Im Frühjahr 2024 soll der Bau des Heizhauses am Geothermiestandort starten. Die fertige Anlage soll laut Expert:innen eine geothermale Wärmeleistung von etwa sechs Megawatt liefern. Mithilfe eines Wärmetauschers wird 48 Grad warmes Thermalwasser aus einer Tiefe von über 1.300 Metern zu Tage gefördert und in den Heizwasserkreislauf übertragen. Das könne über 4.700 Haushalte versorgen. Um die Wärmeenergie und damit die Kapazität auf über 6.000 Haushalte zu erhöhen, wird das Heizwasser je nach Jahreszeit durch eine effiziente Wärmepumpenanlage auf das jeweilige Temperaturniveau gebracht. Das Geothermieprojekt wird im Rahmen des Reallabors IW3 umgesetzt. Ziel ist eine nahezu CO2-freie Wärmeversorgung von Wilhelmsburger Wohnquartieren. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Reallabor mit 22,5 Millionen Euro.
Forscher:innen sehen Zukunft der Wärmeversorgung in Geothermie
Die finanzielle und wissenschaftliche Unterstützung habe das Geothermieprojekt erst ermöglicht, so HEnW-Geschäftsführer Michael Prinz. „Die Forschung zur Geothermie in Hamburg-Wilhelmsburg hat uns auch wissenschaftlich sehr weit vorangebracht“, erklärt zudem Inga Moeck, Professorin für Geothermie an der Georg-August-Universität Göttingen und Leiterin der Geothermieabteilung am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik. Gemeinsam mit der Geothermie Neubrandenburg GmbH begleiteten die Forschungseinrichtungen das Projekt im wissenschaftlichen Verbundvorhaben „Mesotherm“. Das Ziel: Erkenntnisse über die geothermischen Reservoire in Norddeutschland und ihrer energetischen Nutzung zu gewinnen. Dabei wurde eine geologische Formation entdeckt, die für mitteltiefe Geothermie weiterentwickelt werden könne. Moelck ist überzeugt: „Hierin liegt die Zukunft der Wärmeversorgung in Deutschland.“
nj/mm