Hamburg News: Was könnte getan werden, um der Wasserstofftechnologie schneller und effektiver den Weg zu ebnen?
Matthias Boxberger: Grüner Wasserstoff aus heimischem grünen Strom ist heute deutlich teurer als herkömmlich erzeugter. Weil staatlich induzierte Strompreisbestandteile (Steuern und Abgaben) den Strom zu teuer machen. Das ist seit Jahren bekannt. Der Bund muss das ändern und tut sich noch schwer dabei. Immerhin wurde im Rahmen der jüngst aufgelegten Nationalen Wasserstoff-Strategie dieser Punkt an oberster Stelle adressiert. Jetzt muss die Regierung endlich handeln.
Unsere Hamburger Industrie ist stark daran interessiert, regenerative Energien zu nutzen, wenn diese zu im Wettbewerb vertretbaren Konditionen verfügbar sind. Deshalb drängen wir auf eine baldige Änderung des Ordnungsrahmens für Energie, um Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz zusammen voran zu bringen. Unsere Industrie ist traditionell Motor für Innovationen und Teil der Lösung beim Klimaschutz. Die Hamburger Industrie ist bereits überproportional an der Senkung der Hamburger CO2-Emissionen beteiligt, unter anderem mit ihren IVH-Energieeffizienz-Netzwerken, die zusammen 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr freiwillig einsparen. Das Bündnis für die Industrie der Zukunft, das wir am 18. November 2019 gemeinsam mit dem Senat beschlossen haben, wird dies aufgreifen und klimaschutzdienliche Investitionen am Industriestandort Hamburg erleichtern.
Hamburg News: Noch eine letzte Frage: Was bedeutet das Vorantreiben der Wasserstoff-Wirtschaft für den industriellen Arbeitsmarkt in Hamburg?
Matthias Boxberger: Die Industrie ist heute einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Zum Erhalt und zum Ausbau dieser Arbeitsplätze wollen wir Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz im Einklang voranbringen. Dann hat Hamburg eine gute Zukunftsperspektive. Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle. Nicht nur als Energieträger oder -speicher, sondern auch als Know-how-Feld in Forschung und Entwicklung. Außerdem in der Anlagentechnik sowie bei Planung, Bau und Steuerung komplexer Energie- und Produktionssysteme. Hier sehe ich mit Blick auf bereits vorhandene, exzellente Kompetenzträger, wie der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg, die Chance für Hamburg, sich zu einem bedeutenden nationalen und internationalen Wasserstoff-Kompetenzzentrum zu entwickeln. Dies würde auch zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze in der Stadt schaffen.
ys/kk
Das Interview führte Yvonne Scheller.