„Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen, damit die Energiewende zügig gelingt und wir uns von fossilen Brennstoffen unabhängig machen können“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan. Vor dem Hintergrund der Energiekrise steige nicht nur die Nachfrage nach erneuerbaren Energien, sondern auch der Bedarf an Fachkräften im klimarelevanten Handwerk: „Denn wer Solaranlagen auf dem Dach installieren lassen möchte oder die Heizungsanlage auf den neuesten energetischen Stand bringen möchte, muss mit langen Wartezeiten rechnen“, so Kerstan weiter. Mit dem Runden Tisch soll dieses Problem direkt angegangen werden. Die ersten Ergebnisse seien ermutigend, berichtet Kerstan. Diese wurden nun in einem gemeinsamen Commitment festgehalten.
Bereits heute fehlen laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks bundesweit rund 190.000 Fachkräfte in klimarelevanten Gewerken. Bis 2030 könnten zusätzlich etwa 360.000 offene Stellen hinzukommen, wenn Deutschland den Weg zur Klimaneutralität weitergehen will, zeigt eine Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung. Gleichzeitig will die Stadt Hamburg mehrere Maßnahmen im Rahmen des Klimaschutzgesetzes umsetzen. So sollen ab 2023 Photovoltaikanlagen verpflichtend auf neuen Dächern errichtet werden und bereits seit 2021 muss bei einem Heizungstausch ein Mindestanteil der Wärmeenergie aus erneuerbaren Energien stammen. Weil diese Ziele nicht ohne Fachkräfte im Klimahandwerk erreicht werden können, haben die Umweltbehörde und die Handwerkskammer Hamburg einen Runden Tisch organisiert. Seit Februar 2022 diskutierten Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik mögliche Lösungswege. Dabei wurden verschiedene Maßnahmen erarbeitet, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken sollen.
Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Bedarf an Fachkräften steigen
Fünf Maßnahmen: von Kampagne über Förderungen bis zur Fortbildung
Gemeinsam mit der Handwerkskammer Hamburg plant die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) ab 2023 eine mindestens zweijährige Kampagne. Dadurch soll öffentlichkeitswirksam für die Berufe im Klimahandwerk geworben werden. Vor allem junge Menschen, die sich noch in der Berufswelt orientieren, sollen dadurch angesprochen werden. Darüber hinaus sollen gezielt ältere Auszubildende über 25 Jahre im Rahmen eines Pilotprojekts finanziell gefördert werden, um auch in dieser Altersgruppe Anreize für eine Ausbildung zu schaffen. Auch Studierende aus branchennahen Studiengängen sollen für Nebenjobs und Praktika in Handwerksbetrieben gewonnen werden, um den Berufseinstieg im Energiebereich zu fördern. Außerdem sollen Fortbildungen für Lehrkräfte im Klimahandwerk veranstaltet werden, um Schüler:innen verstärkt für die Branche gewinnen zu können. Zusätzlich soll ein Beratungsnetzwerk der Agentur für Arbeit geschaffen werden.
Zukunft des Runden Tischs: Maßnahmen umsetzen, Gremium weiterführen
Am Runden Tisch nahmen verschiedene Akteur:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik teil. Neben den bisher genannten Institutionen waren weitere Behörden und Hochschulen der Stadt sowie Innungen und Handwerksbetriebe dabei. „Dass Politik und Praxis gemeinsam an einem Tisch sitzen, ist ein guter erster Schritt“, sagt Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg. Allerdings würden die Anforderungen für Klimahandwerker:innen zukünftig noch weiter steigen, meint Stemmann und ergänzt: „Jetzt gilt es, die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen ganz schnell in die Tat umzusetzen und die nützliche Arbeit des Gremiums in den nächsten Jahren weiter fortzuführen.“ Der Runde Tisch soll im Jahr 2023 fortgesetzt werden.
nj/sb