Hamburg

Grasbrook: Hamburgs neues Stück Stadt am Wasser

1. Juni 2023
Direkt im Zentrum, gegenüber der HafenCity, entsteht ein komplett neuer Stadtteil. Hamburg News gibt einen Überblick über die aktuellen Planungen

Eine Chance für einen historischen Brückenschlag – Am 6. Dezember 2022 präsentierte Dr. Dorothee Stapelfeldt als quasi letzte Amtshandlung bei einer Landespressekonferenz die Pläne für die Entwicklung des Grasbrooks, Hamburgs 106. Stadtteil. „Der Grasbrook bietet unserer Stadt die große Gelegenheit, in zentraler Lage ein Stück Zukunft zu bauen und dabei den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen – von gerechten und sozialen Wohnangeboten über Klima- und Ressourcenschutz bis hin zu neuen Arbeitswelten“, betonte Stapelfeldt. Auf 47 Hektar Fläche sollen 3.000 Wohnungen entstehen, dazu Bildungseinrichtungen, Sport-, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie 16.000 Arbeitsplätze. Zudem soll es ein ausgesprochen grüner Stadtteil werden, mit einem großen Park und weiteren Grünanlagen. Der neue Stadtteil wird aus zwei Quartieren bestehen: Dem Moldauhafenquartier im Norden und dem Hafentorquartier im Süden mit dem Moldauhafenbecken dazwischen. Das südwestlich an das Hafentorquartier angrenzende Terminalgelände O'Swaldkai bleibt hingegen Teil des aktiven Hafens.

Umsetzung der Zukunftspläne ist gestartet

Nach dem offiziellen Startschuss Ende 2022 werden die Pläne nun Schritt für Schritt realisiert. Mit der städtebaulichen und freiraumplanerischen Umsetzung wurden das Architekturbüro Herzog & de Meuron sowie Vogt Landschaftsarchitekten beauftragt. Die aktive Bauherrenakquise mit der Veröffentlichung erster Grundstücksauslobungen wird für diesen Herbst erwartet. Noch im Frühjahr startet ein wettbewerblicher Dialog für die Veddeler Brücke: eine breite begrünte Stadtteilverbindung von der Veddel auf den Grasbrook für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Die Sanierung von denkmalgeschützten Bestandsbauten und die Realisierung erster neuer Gebäude sollen voraussichtlich Ende 2024 beginnen. Um den neuen Stadtteil möglichst bequem zu erreichen, verlängert die Hamburger Hochbahn die Linie U4. Auf einer neuen Brücke parallel zur Auto- und Fernbahn überquert die U-Bahn die Norderelbe und führt danach weiter auf einem leicht ansteigenden Viadukt zu einer Haltestelle über dem Moldauhafen. Auch eine mögliche Weiterführung der U4 Richtung Wilhelmsburg ist angedacht.

Blick aufs Hafentorquartier

Umwelt und Klimaschutz im Fokus

Der Grasbrook soll zu einem ‚10-Minuten-Stadtteil‘ der kurzen Smart-Mobility-Wege werden. Alles Wesentliche soll über ein attraktives Wegenetz aus Promenaden, Plätzen und Grünzügen zu Fuß oder mit dem Fahrrad schnell erreichbar sein. Herzstück des Konzeptgedankens, eine ‚grüne Stadt am Wasser‘ zu entwickeln, ist ein fünf Hektar großer Park. Eine dichte Baumbepflanzung, Gründächer und Grünfassaden sollen zudem für ein angenehmes Stadtklima sorgen. Tatsächlich haben Gründächer eine kühlende Wirkung auf die Umgebung und wirken nach innen wie ein Hitzeschild. So bleibt die Wärme draußen, während es drinnen kühl bleibt, was wiederum die Energiekosten für Heizung und Kühlung senkt. Auch die Biodiversität der Stadt wird durch Gründächer unterstützt, weil sie Lebensräume für Insekten und Vögel bieten. Zudem filtern die Pflanzen auf Dächern und an Fassaden Schadstoffe aus der Luft, was zur einer Reduzierung von CO2 beiträgt. Für eine möglichst geringe CO2-Bilanz sollen auch die Versorgung des Stadtteils mit Solarenergie oder Umweltwärme beitragen, und beim Bau werden so viele recycelbare Materialien wie möglich verwendet.

Blick von Westen auf Park und Moldauhafen

Testflächen zur Erprobung neuer Arbeitswelten

Zudem soll der Grasbrook zu einem Stadtteil für alle werden – unabhängig von Einkommen, Alter und Herkunft. Mindestens 35 Prozent sind als öffentlich geförderte Mietwohnungen geplant, ein erheblicher Teil davon für vordringlich Wohnungssuchende. Bis zu 20 Prozent der Wohnungen werden Baugemeinschaften vorbehalten. Vor allem das Moldauhafenquartier ist aufs Wohnen ausgerichtet, dazu sind eine Schule, sieben Kitas, Sport- und Spielstätten sowie Kultur- und Freizeitangebote geplant. Im Hafentorquartier hingegen wird vorwiegend gearbeitet. Durch den Erhalt von drei denkmalgeschützten Lagerhäusern soll der traditionelle Charakter bewahrt werden. Parallel wird es aber auch Flächen zur Entwicklung und Erprobung neuer Arbeitswelten geben. Mit der Entwicklung eines komplett neuen Stadtteils verbindet auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing große Erwartungen: „Der Grasbrook führt die bauliche Identität der grünen Metropole am Wasser fort und zeigt dabei neue Wege der Transformation von Hafen- und Industriearealen in urbane Stadtquartiere auf.“
ys/mm/sb

Hafen Boulevard

Quellen und weitere Informationen

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